
Review
AlternativeEmoPunkrock
Kritik: Kali Masi - "[Laughs]"
Mit „[Laughs]“ stellen die Indie-Punkrocker von Kali Masi Album Nr.2 und damit den Nachfolger des viel beachteten Debüts „Wind Instrument“ ...
VON
Mauritz Hagemann
AM 24/03/2021
Artikel teilen:
Mit „[Laughs]“ stellen die Indie-Punkrocker von Kali Masi Album Nr.2 und damit den Nachfolger des viel beachteten Debüts „Wind Instrument“ aus dem Jahre 2017 vor. Das zweite Album ist bekanntlich das schwerste und durch ihre erste Europatour vor zwei Jahren (gemeinsam mit Red City Radio) ist hierzulande die Fangemeinde des Quartetts aus Chicago angewachsen, sodass die Erwartungen an die Band gänzliche andere als bei ihrem Debüt vor vier Jahren sind.
Kali Masi starten direkt durch
Jungen Bands wird für die Ausarbeitung einer Set- oder Tracklist oft der Tipp gegeben, mit einem eingängigen Song zu starten, um die Hörerschaft nicht direkt zu Anfang zu vergraulen. Doch entweder hat man Kali Masi diesen Tipp nicht gegeben oder sie haben ihn ganz bewusst beiseitegeschoben. Das ist letztlich aber kein Problem, denn der Opener „Still Life“ fordert zwar das Gehör mit seinem Ritt durch über fünf Minuten, doch langatmig oder sogar langweilig wird es dabei nie.
Mit dem folgenden „Paint Me Jade“ wird es dann auch direkt nur noch halb so lang und mindestens dreimal so straight. Diese Erfrischung ist vor dem etwas trägen und melancholischen Intro von „Hurts To Laugh“ auch notwendig. Doch auch dieser Track entwickelt sich im Laufe der fünf Minuten Spielzeit zu einem echten Ohrwurm, was vor allem an dem eingängigen Refrain liegt.
Insgesamt hat die Band durchaus ein Gespür für einprägsame Refrains, wobei diese im Gegensatz zum typischen, schlichten Punk-Rock-Song bei Kali Masi nicht im Vordergrund stehen. Das Songwriting ist komplex, aber gleichzeitig nicht überfrachtet.
Das nicht einmal 30 Sekunden lange Interlude „Short Term“ leitet in der Mitte des Albums passenderweise in „Long Term“ über, das – jedenfalls für die ersten Songs der Platte untypisch – direkt zur Sache geht.
Im darauffolgenden Song „Freer“ wird es dann wieder melancholisch und im ersten Teil des Tracks zeigt Sänger Sam Porter die ganze Bandbreite seiner Stimme. Dabei ist es keineswegs so, dass er auf den anderen Songs des Albums eintönig singt. Vielmehr ist es gerade seine Stimme, die die insgesamt eher düsteren Themen der Songs auch atmosphärisch transportiert und dafür sorgt, dass neben Indie und Punk-Rock auch immer wieder Emo oder Hardcore als Schlagwörter fallen, um die Musik von Kali Masi zu beschreiben.
Ein Album wie kein anderes
„Freer“ endet jedenfalls als überzeugende Mid-Tempo-Nummer und leitet zum schnellen „Trophy Deer“ über, der mit unter drei Minuten Länge wieder das Punk-Rock-Herz höherschlagen lässt.
Dass der letzte Track des Albums – „The Stray“ – vorab als Single ausgekoppelt wurde, erscheint übrigens nur auf den ersten Blick und aufgrund der Position des Songs merkwürdig. Schon beim ersten Hören wird klar, dass „The Stray“ in Sachen Ohrwurm-Qualität trotz der zweifelsohne vorhandenen Konkurrenz weit oben anzusiedeln ist.
Ein Song also, der auch gut weiter vorne in der Tracklist hätte landen können, doch Kali Masi gönnen sich eben den Luxus eines Albums, das an einigen Stellen von den gewöhnlichen Konventionen abweicht. Und gerade das macht es trotz der ein oder anderen Länge liebens- und hörenswert.
Bild: Michelle Johnson / Offizielles Pressefoto
Kali Masi News
More Reviews