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AlternativeIndie
Kritik: Cleopatrick - "Fake Moon"
Der Soundtrack für entspannte Nachtfahrten.
VON
Malin Jerome Weber
AM 15/03/2025
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Sound und Soundästhetik können immer wieder zweischneidige Schwerter sein. Genau hier liegt der Teil der Gleichung, bei dem Artists wirklich die Möglichkeit haben, ihrer Musik ein Alleinstellungsmerkmal zu verpassen. Let’s face it: Gegen die Genialität von so manchen Akkordfolgen kann man sich nach über 100-jähriger Rock- und Pop-Geschichte einfach nicht immer durchsetzen. Für das kanadische Alternative-Duo Cleopatrick spielt dieser Faktor in ihrer mittlerweile zehnjährigen Bandgeschichte eine große Rolle. So ist es der exzessive Gebrauch von Fuzz-Pedalen, der ihrem rotzigen Debütalbum “BUMMER” (2021) seinen ganz eigenen Charme verlieh.
Gepaart mit einer Menge grooviger Riffs und catchiger Gesangsmelodien knüpften Cleopatrick gut dort an, wo in den Jahren zuvor Bands wie Royal Blood, Highly Suspect und Nothing But Thieves die Vorarbeit geleistet hatten. Auf ihrem zweiten Langspieler “Fake Moon” herrscht allerdings ein gänzlich anderer Tonus. So bewegen sich die Kanadier weit von ihrem energiegeladenen Alternative Rock weg und bringen ihren Signature Sound in zehn gemächlichen wie vibigen Lo-Fi-Indie-Pop-Songs unter. Beinahe den gesamten Mix haben sie dabei durch einen alten Roland Sampler aus den 80ern gejagt. Sänger Luke Gruntz bezeichnet den dadurch entstandenen Sound als “Laptop Rock”.
Cleopatrick zwischen außergewöhnlichen Sounds
Diese Bezeichnung bringt den verwaschenen Klang des Albums wirklich sehr treffend auf den Punkt. Das Ganze wird bis zu einem Punkt getrieben, an dem man teilweise sogar Gitarren und Keys nicht mehr wirklich voneinander unterscheiden kann. Auch die Vocals kämpfen sich durch das Durcheinander stellenweise sehr mühsam durch. An moderne Trends wie Bedroom Pop, Shoegaze oder sonstige Lo-Fi-Musik schließen sich Cleopatrick damit gekonnt an und werden allen voran auf TikTok damit gut punkten können. Wie aber steht es darum, so einen Sound auf Albumlänge zu hören? Dazu sei auf jeden Fall zunächst gesagt, dass man darauf wirklich Lust haben muss.
Was bleibt am Ende übrig, wenn man die (zugegebenermaßen wirklich spannende) Soundebene außen vor lässt? Leider nur zehn sanft plätschernde Songs, die sich mit Müh und Not minimal voneinander abheben können. “Hammer” schafft es zumindest durch eine schön geschriebene Chorusmelodie zu bestechen, während “Bad Machine” ein wenig klarer und mit mehr Platz zum Atmen daherkommt. Ansonsten läuft “Fake Moon” mehr oder weniger einfach so durch, während man sich aufgrund des zurückhaltenden Gesangs auch kaum auf die (ebenso spannenden) gesellschaftskritischen Themen der Platte konzentrieren kann. Hier werden die Kanadier mit Sicherheit einige ihrer Fans verlieren.
Foto: Cleopatrick / Offizielles Pressefoto
Fake Moon
Künstler: Cleopatrick
Erscheinungsdatum: 14.03.2025
Genre: Alternative, Rock
Label: Nowhere Special Recordings
Medium: CD, Vinyl, etc
- Heat Death
- Bad Guy
- Hammer
- Please
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- Fake Moon
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