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Interview

The Amity Affliction im Interview: „Für uns gibt es nur noch eine Richtung – immer härter!“

Sänger Joel Birch im Talk zum neuen Album und zum 20. Geburtstag der Band.

VON AM 25/06/2023

Die pandemiebedingten Einreisebeschränkungen in ihrer australischen Heimat waren streng. Doch seit dem letzten Jahr sind The Amity Affliction wieder in der ganzen Welt unterwegs. Für Fronter Joel Birch war es allerdings nicht besonders schwierig, wieder in den Rhythmus einer ständig tourenden Band zurückzukehren. „Wir sind jetzt seit sieben Wochen am Stück unterwegs, das ist schon hart.“, gibt der 41-Jährige im Gespräch beim Jera On Air 2023 zu. Aber es sei eben auch gut und wichtig, jetzt wieder das zu machen, was vor der Pandemie jahrelang der Alltag der Band gewesen sei.

Die Pandemie selbst war übrigens kein großes Problem für ihn. Die Einschränkungen seien nicht belastend gewesen und zudem habe er – was sonst wohl nie möglich gewesen wäre – zwei Jahre sehr viel Zeit mit seinem Sohn verbringen können.

20 Jahre The Amity Affliction

Dieses Jahr darf das Quartett seinen 20. Geburtstag. Streng genommen ist Joel damit aber erst im kommenden Jahr an der Reihe, denn er kam erst im Jahr 2004 zur Band hinzu. Bassist und Clean-Sänger Ahren Stringer ist allerdings seit der Gründung 2003 mit von der Partie, während Gitarrist Dan Brown in diesem Jahr „erst“ sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Doch was ist das Geheimnis dahinter, für eine so lange Zeit als Band zu funktionieren?

Joel Birch betont das Zwischen-menschliche. „Ahren und ich sind wie ein altes Ehepaar. Wir verstehen uns einfach und verbringen auch außerhalb von Konzerten und Studio viel Zeit miteinander.“

Dennoch gab es bei Joel Birch in den letzten Jahren durchaus Zweifel, ob und wie lange es die Band noch geben würde. So habe sich bei ihm das Gefühl eingestellt, möglicherweise alles erreicht zu haben. Mit dem neuen Album „Not Without My Ghosts“ habe sich das aber entschieden geändert. Das liege zum einen an den überaus positiven Reaktionen auf das im Mai erschienene Album. Aber zum anderen auch daran, dass die Band selbst davon überzeugt sei, dass „Not Without My Ghosts“ das beste Album der Bandgeschichte ist.

„Es ist der Wahnsinn, wie die Leute im Publikum auf einen Song wie „It’s Hell Down Here“ reagieren. Das habe ich bei einem neuen Song so noch nicht erlebt“, ist Joel Birch sichtlich beeindruckt. Und so ist er sich sicher: Das neue Album kann für die Band ein ähnlicher Meilenstein werden wie das 2014 erschienene Erfolgsalbum „Let The Ocean Take Me“

Nur noch eine Richtung: Immer härter

Für Joel Birch ist das 2016 erschienene Album „This Could Be Heartbreak“ möglicherweise das schwächste der Band. Viele Fans hingegen wurden mit „Misery“ (2018) nicht warm, was Joel Birch nach wie vor bedauert.

Er würde das sehr experimentelle Album, auf dem er auch singt und nicht nur schreit, daher auch nicht als Fehler bezeichnen.

Dennoch hält den Schritt zurück zu härterer Musik auf den letzten beiden Alben für richtig. Ein Album wie „Misery“ wird es also wohl nicht mehr geben. „Für uns gibt es nur noch eine Richtung: Immer härter“, legt Joel Birch sich sehr eindeutig fest.

Mental Health soll für The Amity Affliction das wichtigste Thema bleiben

Auf der neuen Platte befindet sich mit „Show Me Your Gods“ auch ein Song, der sich mit der Waffenkultur in den USA beschäftigt. Ungewöhnlich, da politische und gesellschaftskritische Texte bei The Amity Affliction bisher die Ausnahme waren. Das soll auch in Zukunft der Fall sein, so Joel Birch.

Aber er habe in seinem Leben viel Zeit in den USA verbracht und darüber hinaus während der Pandemie sein Studium der US-amerikanischen Politik wiederaufgenommen, sodass ihm der problematische Umgang mit Waffen in den USA immer wieder beschäftigt und dann auch zu den Lyrics für „Show Me Your Gods“ geführt habe.

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Joel Birch ist – das wird während des Gesprächs deutlich – ein Mensch mit klaren politischen Vorstellungen. Nicht nur, was das Thema Waffen angeht, sondern auch in Sachen Religion oder Gerechtigkeit. Er sehe sich sehr deutlich im politisch linken Spektrum, doch ihm sei klar, dass das nicht für alle Fans gelte.

„Mental Heath betrifft jeden von uns, unabhängig von der politischen Einstellung.“, begründet er seine Entscheidung, die eigenen Ansichten nicht zum großen Thema der Band machen zu wollen.

The Amity Affliction: Ende des Jahres zurück in Deutschland!

Allerdings ist neben der Gastfreundschaft und der Treue der Fans auch gerade das Interesse an politischen Themen etwas, das Joel Birch an Deutschland reizt und schätzt. Zuhause habe er hingegen wenig Menschen, die mit ihm über Politik diskutieren wollten. Dass Deutschland auch in Sachen Veganismus sehr offen eingestellt ist, benennt er als weiteren Pluspunkt.

Lange muss er zum Glück nicht warten, bis es wieder gute Diskussionen und gutes Essen gibt, denn The Amity Affliction kommen schon Ende des Jahres für eine Tour mit Comeback Kid, Alpha Wolf und Mugshot zurück. Win-Win-Situation nennt man das wohl!

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Hanna Wollny (sonderbar.fotografie)

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