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Interview

Prompts: „In Korea hatten wir bis Anfang des Jahres nicht mal Spotify“

Sänger PK im Interview.

VON AM 08/08/2021

Die asiatische Metal-Szene konnte in den letzten Jahren immer mehr an Beliebtheit gewinnen. Vor allem Bands aus Japan sind inzwischen fester Bestandteil der großen Festivals auch innerhalb von Europa. Was ist jedoch mit Bands aus dem Nachbarland Südkorea, das durch seinen Exportschlager Kpop international an Anerkennung gewinnen konnte? Viele Bands der Metal-Szene in Korea ziehen nach Japan, um hier ihren Durchbruch zu erlangen. Woran das liegt und was der Unterschied der Metal-Szenen dieser beiden Länder sind, haben wir mit PK, dem Sänger der gemischt japanisch und koreanischen Band Prompts besprochen.

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MC // Tabea: Du hast in Korea angefangen Musik zu machen und nun lebst du in Japan und bist Teil einer Band dort.Kannst du beschreiben, wie es zu diesem Umzug kam und was die Gründe dafür waren?

Prompts // PK: In Korea war ich Teil mehrerer Bands. Ich war der Sänger von Scarlet Forest und der Gitarrist für In Your Face. Während einer Reise nach Japan hat Yul, der Sänger von End These Days, mir den Prompts Gitarristen Matsuno vorgestellt. Er hat sich einige meiner Songs angehört und mich daraufhin gefragt, ob ich nicht Lust hätte, bei seiner Band einzusteigen. Ich habe ihm dann noch unseren Bassisten Piguri vorgestellt, der auch Koreaner ist und dieser ist dann ebenfalls noch dazugestoßen.

In Japan ist die ganze Entertainment-Branche etwas vielseitiger

MC // Tabea: Wie kann man sich die koreanische Metal-Szene vorstellen und welche Unterschiede gibt es im Vergleich zu Japan? Was denkst du wieso alternative Musik in Korea nicht so anerkannt ist wie in Japan?

Prompts // PK: Das K-Pop in Korea am bekanntesten ist, sollte ja keine Überraschung sein. Aus diesem Grund wurde die Musikszene aber auch sehr von riesigen Entertainments eingenommen und dadurch ist der Standard für Produktionswerte von Musik und Musikvideos extrem hoch. Für Indie-Bands ist es unmöglich auch nur annähernd gleich viel Geld in ihre Musik zu investieren und dementsprechend bleibt auch oft der Erfolg dann aus. Die meisten Bands in Korea können Musik wirklich nur als Hobby machen und brauchen einen anderen Hauptjob, um sich über Wasser halten zu können. Meiner Erfahrung nach sind Koreaner doch sehr offen was härtere Musik angeht. Immer wenn Neulinge zu unseren Konzerten kommen, ist die Reaktion überraschend positiv. In Japan ist die ganze Entertainment-Branche etwas vielseitiger. Zwar ist Metal auch hier eher Underground, aber es gibt auch einige Bands, die im Ausland berühmt sind und es gibt hier definitiv einen Markt für alternative Bands.

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MC // Tabea: Also kann man sagen, dass koreanische Metalbands denken, um Erfolg zu haben, müsse man nach Japan auswandern?

Prompts // PK: Wenn die Musik mehr als nur ein Hobby sein soll, ja. Viele Bands und Bandmitglieder in Korea geben leider oft nach ein paar Jahren auf, weil das ganze so aussichtslos wirkt.

„In Korea hatten wir bis Anfang des Jahres nicht mal Spotify“

MC // Tabea: Was denkst du, warum Japan das Land der Wahl ist? Dabei gibt es doch auch so viele andere Länder, in denen eure Musik erfolgreich sein könnte.

Prompts // PK: Der Hauptgrund ist wirklich einfach, weil es so nah ist und die Kulturen sich sehr ähneln. Unsere Sprachen sind auch in vielen Aspekten ähnlich und deshalb ist es etwas leichter für uns, Japanisch zu lernen, als zum Beispiel Englisch. Außerdem touren auch größere Labels wie Sumerian mit ihren Bands oft durch Japan, und dadurch hat man bessere Chancen, hier gute Kontakte zu knüpfen. Dann gibt es ja da auch noch Bands wie Crossfaith und Crystal Lake, die bringen häufig internationale Bands nach Japan auf Tour. Alleine wenn man sich Spotify anguckt, kann man das Genre ‘Japanese Metalcore’ finden. Schon darüber kann man ein neues Publikum erreichen. In Korea hatten wir bis Anfang des Jahres nicht mal Spotify.

MC // Tabea: Was denkst du ist der größte Unterschied bei Konzerten in Korea und Japan?

Prompts // PK: Unser japanisches Publikum ist um einiges ruhiger und vielleicht auch etwas schüchterner. Man merkt, dass sie Konzerte wirklich angucken und aufnehmen. Aber wenn sie Fans werden, dann sind sie wirklich Superfans und kaufen auch fast alles, was es an Merch oder anderen Artikeln zu kaufen gibt. Das ist für uns als Band natürlich wirklich etwas, wofür wir immer extrem dankbar sind. Ich habe auch das Gefühl, dass in der japansichen Szene mehr Frauen unterwegs sind. Bei Shows in Korea merkt man wirklich, dass nur der harte Kern an Metal-Fans aufkreuzt. Aber im Vergleich dazu, wie wenige Leute zu den Konzerten kommen, geht echt einiges im Pit. Auch wenn es nur zwei Leute sind, wenn ich Circle Pit sage, wird das auch gemacht. Denen ist das egal was andere im Venue vielleicht denken. Das Publikum ist also wirklich sehr unterschiedlich.

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MC // Tabea: Denkst du, es hat sich gelohnt nach Japan zu ziehen? Hast du das Gefühl, es hat deiner Karriere geholfen?

Prompts // PK: Ja, definitiv. Ich bin zwar Ausländer hier, aber alle sind unglaublich gastfreundlich und musikalisch hat es mich auch weitergebracht. Ich bin jetzt seit zwei Jahren hier und habe viele neue Bands kennenlernen können und dadurch auch gute neue Freunde gewonnen. Wir hatten inzwischen auch ein paar Möglichkeiten mit bekannteren Bands zusammen zu spielen und werden auch von ausländischen Labels angefragt. In Japan ist es wirklich viel einfacher Aufmerksamkeit als Band zu bekommen und auch Geld damit zu verdienen.

MC // Tabea: Was sind die negativen Seiten für dich im Ausland zu sein?

Prompts // PK: Leider müssen wir ja ein Visum haben, um hier leben zu können. Das schränkt uns sehr ein und ohne ein Label ist es natürlich auch schwierig eins zu bekommen. Natürlich vermissen wir aber auch einfach unsere Familien und auch wir stellen immer wieder kulturelle Unterschiede fest. Manche Sachen, die für meine japanischen Freunde selbstverständlich sind, kann ich nicht so gut verstehen, und auch wenn mein Japanisch gut ist, kann ich mich nicht immer so ausdrücken, wie ich es gerne wollte. Viel von diesem Frust versuche ich deshalb auch durch meine Musik auszudrücken.

MC // Tabea: Ihr hattet bereits mehrere Chancen mit größeren Bands in Japan zusammen zu arbeiten. Gibt es andere Bands, mit denen du dir eine Kollaboration wünschst?

Prompts // PK: An japanischen Bands wären es definitiv Crossfaith und Crystal Lake. Sonst bin ich auch ein Fan von Lotus Eater und Cane Hill. Ich stehe zur Zeit sehr auf Bands, die gerade in Amerika und Australien anfangen an Beliebtheit zu gewinnen. Ich fänd es cool wenn man sich gegenseitig helfen könnte.

Ich will nicht unbedingt auf die allergrößten Festivals, die es gibt

MC // Tabea: Wenn du irgendwo auf der Welt performen könntest, was wäre dein größter Wunsch?

Prompts // PK: Impericon Festival, Vans Warped Tour und Download Festival. Ich will nicht unbedingt auf die allergrößten Festivals, die es gibt. Für mich wäre es wichtiger, eines der Festivals zu spielen, die mich wirklich zu dieser Musik gebracht haben. Das wäre echt der Moment für mich, an dem ich das Gefühl bekommen würde, ich hätte was erreicht.

 

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MC // Tabea: Was ist das derzeitige Hauptziel eurer Band?

Prompts // PK: Wir haben den Release eines Albums geplant. Bleibt also dran! Aber so allgemein denke ich, dass wir gerne eine Band wären, an die man denkt, wenn jemand ‚asiatischer Metalcore‘ sagt. Wir sind wohl am ehesten eine New Metalcore-Band, aber wir würden auch gerne neue Sachen innerhalb unserer Wurzeln ausprobieren. Ich wünsche mir, dass Prompts nicht nur als Metalcore-Band bekannt wird, sondern einfach als Band, die gute Musik macht.

MC // Tabea: Ein paar letzte Worte an eure Fans…

Prompts // PK: Bitte bleibt gespannt auf unsere neuen Releases dieses Jahr und bleibt alle gesund. Wir sind immer unglaublich dankbar über jeden Support und hoffen, dass es auch bald möglich wird, wieder international zu touren.

Alle wichtigen Infos zu Prompts findet ihr hier!

Foto: Prompts / Offizielles Pressebild

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