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Interview

Bleed From Within: Endlich aus dem Schatten treten

Die Band im Interview.

VON AM 16/05/2022

Es gibt Bands, da ist es kaum zu verstehen, dass sie nicht längst “das nächste Level erreicht haben”, die nächst größeren Clubs und Hallen spielen, wo es einfach noch nicht bei allen “Klick” gemacht hat. Auch Bleed From Within zählten lange zu dieser Kategorie Bands, die zwar über eine sehr treue Fanbase verfügen, aber bei vielen dann doch gerne unter dem Radar flogen.

Spätestens seit ihrem fünften Studioalbum “Fracture” (2020) und der Hit-Single “The End Of All We Know” scheint der Knoten bei den Schotten geplatzt. Mit “Shrine” legen Bleed From Within im Juni das nächste Argument für sich nach – auch mit Hilfe eines neuen Labels.

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“Wir machen die Musik für uns. Natürlich kann man sich davon inspirieren lassen, auf welche Parts die Leute live besonders gut reagieren, aber auch das ist irgendwie egoistisch, da wir am Ende deswegen am meisten Spaß auf der Bühne haben”, erklärt Ali Richardson auf die Frage, inwieweit sie von dem zuletzt sehr positiven Feedback von Kritikern und Fans beim Songwriting beeinflusst würden. Ohnehin könne man Pressestimmen auch nur bedingt ernst nehmen, da es sich dabei immerhin nur um die Meinung einzelner Personen handele.

Gerade bei der britischen Presse hätte es die Band sehr schwer. “Vielleicht liegt es daran, dass wir aus Schottland stammen und das weit weg von London ist. Kein Ahnung.” Richardson ist Schlagzeuger der Band und einer von drei verbliebenen Gründungsmitgliedern. Seit 2014 gehört er auch zu Sylosis, die Band von Architects-Gitarrist Josh Middleton. Bleed From Within wiederum hatten sich 2005 in Glasgow gegründet, um zunächst Lamb Of God Songs zu covern. War man anfangs noch im Deathcore verortet, entwickelte die Band ihren Sound über die Jahre immer weiter, wurde abwechslungsreicher und legte immer mehr Wert auch auf catchy Refrains.

Bleed From Within: Die “schottischen Parkway Drive”?

Wem Parkway Drive mitunter schon zu weit in den Stadion-Metal abgedriftet ist, der könnte bei Bleed From Within in guten Händen sein. So haben die Schotten zwar auch sehr melodische, epische Momente wie bei “Levitate”, sogar unter Zuhilfenahme von Streichern, im Portfolio. Songs wie “Stand Down”, “Sovereign” oder “Flesh And Bone” beweisen aber auch, dass die Band kein bisschen handzahm geworden ist und sich am liebsten im Melodic Death und Groove Metal wohlfühlt.

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Apropos Parkway Drive: Sänger Scott Kennedy wird vielfach eine gewisse stimmliche Nähe zu Winston McCall nachgesagt, weswegen manch einer Bleed From Within scherzhaft gerne auch mal als die “schottischen Parkway Drive” bezeichnet. “Es gibt schlechtere Vergleiche”, stimmt Richardson zu. Dennoch würden sie musikalisch selber kaum von Parkway Drive beeinflusst werden. Nichtsdestotrotz respektiere man die Australier, immerhin zählten sie mittlerweile zu den ganz großen Namen des Genres und auch einer gemeinsamen Tour wäre man nicht abgeneigt. “Ich würde nicht unbedingt sagen, dass wir so ähnlich klingen, aber ich kenne diese Kommentare auch und finde sie witzig.” Einmal hätte jemand sie sogar mal mit Megadeth verglichen, was dann aber doch sehr weit hergeholt sei, stellt Richardson klar und muss dabei lachen.

Neues Album, neues Label

Im November 2021 verkündete das Quintett ihren Wechsel vom bisherigen Label Century Media Records hin zu Nuclear Blast. “Als Metal-Fan verbinde ich mit dem Label eine gewisse Qualität und Klasse. So viele tolle Bands wie Lamb Of God und Meshuggah sind oder waren auf dem Roster und wir haben von Anfang an gemerkt, dass sie sehr enthusiastisch sind und dieselbe Vision teilen wie wir”, beschreibt Richardson die Verhandlungen, die er als Manager der Band auch selbst geführt hat. Anhand der Reaktionen und der Streaming-Zahlen, die man bis hierhin schon erreichen konnte, sei man auch sehr glücklich mit der Entscheidung, die man getroffen hatte.

Eine wichtige Rolle spielte dabei Jens Prueter, der die Band 2012 zu Century Media Records geholt hatte. 2019 wechselte dieser als Head Of A&R Europe zu Nuclear Blast. “Als es darum ging einen neuen Plattenvertrag auszuhandeln, waren wir noch bei Facebook befreundet und da schrieb ich ihm eine Nachricht, ob wir uns nicht mal unterhalten könnten.” Man habe über die Jahre stets einen guten Kontakt gepflegt und Prueter diente letztendlich als Mittelsmann zum UK-Team des Labels.

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Die Sehnsucht nach der Bühne

Mit ihrem neuen Album “Shrine” im Gepäck wird die Band nicht nur einige Festivals im Sommer bei uns spielen. So wurden kürzlich neue Dates für den kommenden Winter bekannt gegeben, nachdem die letzte Tour Ende 2021 Pandemie bedingt nicht stattfinden konnte. Damit ging aber auch eine Anpassung des Tour-Namens einher, der ursprünglich “Fracture Tour” lautete. “Du musst halt auf das reagieren, was in der Welt passiert. Fracture hat es uns ermöglicht bei den Leuten hängen zu bleiben. Möglicherweise hätten uns viele ohne das Album vergessen”, erklärt Richardson.

Dennoch hatte man nicht nur eine Livestream-Performance anlässlich der Platte gegeben und Lamb Of God digital supportet, was laut Richardson eine seltsame, aber interessante Erfahrung war. Dazu konnte man im vergangenen Jahr zumindest in der UK einige Shows und Festivals wie das Download Pilot und Bloodstock Festival spielen und war Support für Bullet For My Valentine. Doch auch, wenn “Fracture” seinen Job erledigt habe und man sich nun auf die Promo für “Shrine” freue, so müssen Fans in Deutschland nicht enttäuscht sein. “Das Album wird trotzdem seine Zeit im Set bekommen”, verspricht er.

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Dass es endlich wieder möglich ist Konzerte zu spielen, auch international, ist grundsätzlich zwar aus emotionaler Hinsicht positiv. Vor allem traf die Live-Pause aus finanzieller Hinsicht die Branche wie einen Vorschlaghammer. Davon blieben natürlich auch Bleed From Within nicht verschont. “Glücklicherweise haben wir alle nebenbei noch normale Jobs, die uns generell auch ermöglichen zu touren oder Platten aufzunehmen. Als wir also keine Shows mehr spielen konnten, ging es für uns grundsätzlich erstmal normal weiter. Wir konzentrierten uns auf unsere Jobs und auf das Schreiben und Aufnehmen neuer Songs”, beschreibt Richardson die vergangenen Jahre.

Dennoch hatte jeder individuell auch mit der Situation, mit Depressionen und Ängsten zu kämpfen. Auch noch als es langsam wieder losging. “Es war eine Herausforderung für uns, aber das Ganze hat uns sehr zusammengeschweißt.” Während andere Bands teilweise ganz aufhören oder Mitglieder tauschen mussten, waren vor allem die Arbeiten an “Shrine” der Grund, dass das Team noch enger zusammengerückt sei. Es bleibt abzuwarten, ob sie für ihre Mühen ein weiteres Mal belohnt werden. Man kann es ihnen eigentlich nur wünschen.

Foto: Gobinder Jhitta / Offizielles Pressebild

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