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MetalcoreModern Metal

Live bei: Parkway Drive in Stuttgart (25.09.2022)

Give it all you’ve got.

VON AM 26/09/2022

Am Wochenende hatten wir die Ehre, uns bei Parkway Drive in der Schleyer-Halle Stuttgart einzufinden. Gemeinsam mit den Mega-Support Acts While She Sleeps und Lorna Shore versprach der Abend ein legendäres Musik-Erlebnis aus drei Modern Metal-Welten zu werden. Was er auch tat – für uns aber leider nur zu einem Drittel. Wir erzählen euch was wir bei PWD in der Stadt des Cannstatter Wasen, der Baustellen, des landwirtschaftlichen Hauptfests und komplexen Einlass-Systeme so erlebt haben (keine Sorge – nicht ganz alles).

Es sollte eins der besten Konzerte des Jahres werden – die einzig wahre australische Metal-Core-Größe Parkway Drive wieder am Start und mit im Gepäck haben sie als Support-Acts keine Geringeren als die Szene-aufmischenden Deathcorer Lorna Shore plus die britischen Core-Pioniere While She Sleeps. Eine richtig fette Mischung, die eine mega Party versprach!

Leider kann ich euch heute in diesem Sinne nur vom Headliner des Abends berichten. Aufgrund logistischer Probleme und Lieferketten-Schwierigkeiten erreichten wir die Schleyer-Halle an diesem Abend erst gegen 20 Uhr, was, glaubt mir, niemanden so seeeehr geärgert hat wie uns. Und auch wenn es ein paar Tracks dauern sollte; Groll und Ärger waren nach den ersten paar PWD-Tracks schnell wieder wie weg getanzt!

Parkway Drive – Ein feuriger Einzug

Finally im Innenraum der Halle angekommen und einen Platz recht weit vorne vor der Stage eingenommen, lassen wir den Blick einmal durch den Innenraum schweifen. Bei meinem letzten Besuch hier kam mir die Halle viel größer vor, heute wirkt sie irgendwie klein. Das könnte auch mit den abgehangenen Zuschauerrängen zusammenhängen, vielleicht aber auch an meinem Platz. Auf jeden Fall wirkt heute die Metal-Meute vor der Stage, die von den Seiten mit Absperrband von den dünn besiedelten Rängen getrennt wird, recht eingepfercht. Aus den Lautsprechern düdelt Johny Cashs „Hurt“. Gegen 20:35 Uhr gehen dann unter großem Gejubel die Lichter der Bühne nacheinander aus.

Auf der Bühne wird im selben cleanen Minimalismus-Style wie dem der Single „Glitch“ ein Video mit zwei strahlend weißen Felsspalten gezeigt, die sich langsam öffnen und die Ankunft der Herren des Abends verkünden. Ehrwürdig wie eh und jeh und – ich glaube, wir haben sowas auch schon mal gesehen – betreten vier Kapuzengestalten die Bühne. Dort harren sie noch eine Weile aus, die Spannung in der Halle wird auf den Höhepunkt getrieben. Nacheinander betreten dann die Mitglieder der australischen Metal(core)-Kombo die Stage und nehmen ihre Plätze um das stachelige Bühnenbild ein.

Parkway Drive
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Passend zur Opening-Sequenz wird mit „Glitch“ der Parkway DriveKonzertabend eröffnet. Die erste releaste Single seit drei Jahren Band- und Pandemie-Pause zündet sofort und mit den ersten Gitarren-Klängen und dem auf die Bühne stürmenden Winston McCall beginnt der Live-Zauber Parkway Drives.

Parkway Drive

Parkway Drive

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Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Flammen und der lauteste Knall ever beenden den ersten Track und es wird ohne Kommentar in einen der großen Hits der Band, „Prey“, übergegangen. Zu kaum einem anderen Punkt an diesem Abend sehe ich die Menge so krass und heftig springen wie jetzt dDer Song ist aber auch einfach perfekt dafür).

Bevor dann PWD zum viel bejubelten „Carrion“ ansetzen, begrüßt der merkbar enthusiastische Vocalist Winston erstmal Stuttgart und stimmt die Fans auf die folgenden eineinhalb Stunden ein.

Parkway Drive

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Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Wiedergeburt in Weiß

Und auch wenn ich die Metalcore’ler aus Byron Bay seit 2019 nicht mehr gesehen habe und mich wahrscheinlich auch nicht so richtig erinnere, kommt mir die Band heute um einiges dynamischer, motivierter und kraftvoller vor. Bereits der Beginn dieses Konzerts, mit den ersten Zeilen von „Glitch“, einem komplett in weiß gekleideten Sänger, der hell beleuchteten weiß-roten Nebelshow zusammen mit den Videos von grauen Statuen und weißen Felsen, strahlen eine unheimlich starke Atmosphäre aus, die sich nach Neubeginn anfühlt. Aber waren PWD eigentlich je wirklich weg?

Wer jetzt nicht gerade jeden Tag die News um Parkway Drive verfolgt hat, kann möglicherweise verpasst haben, dass sich die Band während der Corona-Zeit ebenfalls eine Pause gegönnt hat. Und auch wenn die Truppe erstmal nicht alles hat durchblicken lassen, wird nun mit dem Release des neuen Albums, Posts an die Fans und Interviews klar: Dass Parkway Drive hier heute Abend in Stuttgart mit uns einen fetten Abriss feiern ist gar nicht mal so selbstverständlich. Mental Health-Issues, Ausgebranntheit nach knapp 20 Jahren auf Tour und persönliche Schicksalsschläge hätten das Projekt PWD fast zum Zerbrechen gebracht.

Doch heute Abend spürt wohl jede Person in dieser Halle: PWD sind back und dass stärker denn je! Gerade Winston McCall merkt man seine Energie und den Spaß, den er an diesem Abend auf der Bühne beim Performen, Tanzen und Singen hat, an. Er wirkt wahnsinnig kraftvoll und gleichzeitig entspannt. Die (Zwangs-)Pause scheint einer der größten Metal-Bands unserer Zeit wirklich gut getan zu haben. Nachdem auch die Top-Tracks „Vice Grip“ und „Dedicated“ für Stimmung, bangende Köpfe und in die Luft-schlagende Fäuste gesorgt haben, läutet McCall den Opener-Track „Ground Zero“ der neuen Platte „Darker Still“ mit einer kleinen Explanation ein. Darin spricht er genau über diese schwierige Zeit der letzten drei Jahre.

Parkway Drive

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Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Härte vs. Emotion

Passend zur Sternenprojektion auf der Bühne eröffnet das Publikum die Handy-Taschenlampen-Zeit und erleuchtet den Raum zum Glockenspiel-Intro von „Ground Zero“. Ein kleiner Gänsehaut-Moment. Und auch zu „Cemetery Bloom“ kann die Lichttechnik überzeugen und ein beeindruckendes Bühnenbild einer in Nebel-getauchten McCall-Silhouette zaubern.

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Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Dann gibt’s in bester PWD-Manier wieder den nächsten Banger auf die Ohren. Zu „The Void“ wechseln wir schnell die Position und schauen uns die übernice Flammen- und Funkenshow als Gesamtbild von hinten an. Von hier aus wird klar – ausverkauft ist das Konzert wohl nicht. Denn Platz zum Tanzen gibt es hier zur Genüge und ab dieser zweiten Hälfte des Konzerts gibt es nochmal einen kleinen aber feinen Push. Ab jetzt sind wir hier richtig angekommen.

Parkway Drive

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Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Nach dem die Band ihr untypisch-hartes „Karma“ aus älteren Band-Tagen performt hat, gönnt die Gruppe ihrem fleißig moshenden und crowdsurfenden Publikum eine kleine Verschnaufpause. Mit „Shadow Boxing“ und „Darker Still“ wird es ruhiger und weitaus emotionaler. Für die zwei Balladen haben sich Parkway Drive vier klassische Saiten-Instrumentalistinnen dazugeholt, die mitten auf der Bühne auf einem Podest performen dürfen. Wirklich schade, dass heute Feature-Gast und Deutschrapper Casper nicht auch noch mit am Start ist. Diese guten 15 Minuten wirken nahezu perfekt in ihrer Inszenierung.

Und auch musikalisch sitzt natürlich alles genau da, wo es hingehört. Die Highlights gehören neben den klassischen Instrumenten, dem deutsch-gesungenen Refrain bei „Shadow Boxing“ und dem ebenfalls auf einem Podest performten Gitarren-Solo von „Darker Still“.

Parkway Drive

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Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Ein Finale in Flammen

Mit dem vorläufigen Finale à la „Bottom Feeder“ geht’s in der Schleyer-Halle nochmal rund. Natürlich markiert der Track aber noch nicht das echte Ende der australischen Mannen, die sich nach kurzer Gesangsrunde ihrer Fanschaft wieder zurück auf die Bühne rufen lassen. Allerdings lässt sich das Quintett es nicht nehmen, nochmal unter ihren Fackelträgern einzuziehen. So wiederholt sich das Intro des Abends an dieser Stelle. Da hätte man sich meiner Meinung nach doch nochmal was kreativeres einfallen lassen können, oder?

Zum vorletzten Track „Crushed“ steht die Stage dann fast vollständig in Flammen – und auch im Publikum geht’s natürlich nochmal heiß her. Wirklich zu Ende ist es dann nach der Festival-Hymne „Wild Eyes“. Die Band verabschiedet sich und bedankt sich zum gefühlt eine millionsten Mal an diesem Abend bei ihren Fans. Ein tolles (wenn auch kurzes) Konzert-Vergnügen geht zu Ende.

Parkway Drive

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Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Zusammenfassend haben die Australier mit ihrem eineinhalbstündigen Set mal wieder bewiesen: Sie sind eine wahnsinnig beliebte Band, schon fast mit Legenden-Status in der Szene, die zurecht als eine der besten Live-Bands in der Metal(core)-Welt gezählt werden kann. Wenige Bands finden so eine gute Connection zu ihrem Publikum die Power, Energie und Emotion so unmittelbar übertragen kann. Mit am Start waren wieder die guten alten und Stimmung-machenden Tracks à la „Crushed“, „The Void“ etc., aber Parkway Drive konnten auch mit ihren brandneuen Nummern überzeugen, dass sie ihren „Ground Zero“ erfolgreich verlassen haben und wieder zurück am Zenit stehen.

Setlist

Glitch
Prey
Carrion
Vice Grip
Dedicated
Ground Zero
Cemetery Bloom
The Void
Karma
The Greatest Fear
Shadow Boxing (Refrain wie bei „Schattenboxen“)
Darker Still
Bottom Feeder
Crushed
Wild Eyes

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

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