Review

Hardcore

Kritik: Get The Shot - "Merciless Destruction"

Fünf lange Jahre haben Get The Shot uns warten lassen und nun ist es tatsächlich so weit. Die Kanadier veröffentlichen ...

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Fünf lange Jahre haben Get The Shot uns warten lassen und nun ist es tatsächlich so weit. Die Kanadier veröffentlichen ihren vierten Longplayer, welcher den Namen „Merciless Destruction“ trägt.

Seit dem Erscheinen des Vorgängers „Infinite Punishment“ im Jahr 2017 ist die Kombo rund um Frontmann Jean-Philippe Lagacé ordentlich herumgekommen. Alleine in diesem Sommer spielten die Jungs auf zahlreichen namhaften Festivals und besuchen uns, passend zum Release, im Oktober 2022 in Europa. Genaue Infos zu den Terminen findet ihr an dieser Stelle.

„Merciless Destruction“ hält insgesamt 11 Songs für uns bereit, welche eine Spielzeit von knapp 38 Minuten unter sich aufteilen.

Vorab versorgte uns die Band mit insgesamt fünf Singleauskopplungen. „Deathbound“ erschien bereits im Mai dieses Jahres, darauf folgten „Survival Denied“, „Bloodbather“, „Divination of Doom“ und „Season of the Damned II“.

Dank dieser Singles ließ sich bereits ein kleiner Eindruck gewinnen, was die neue Scheibe so bringen mag und eine Sache ist sicher: Auf „Merciless Destruction“ wird abgerechnet.

Get The Shot sind mächtig sauer

Der Opener „Ultimate Warfare“ kommt mit überraschendem Death Metal-Sound daher, welcher dann aber schnell in den uns bekannten Hardcore-Rhythmus wechselt. Das Spiel mit verschiedenen Geschwindigkeiten und Rhythmen hierbei heizt die Stimmung ordentlich an und lässt uns gespannt auf die nun folgenden Tracks warten.

„Seeds of Dissension” ist eine klare Ansage an Obrigkeiten. Schon in der Vergangenheit haben Get The Shot kein Geheimnis um ihre Abneigung der Kirche gegenüber gemacht und diese Einstellung wird auch in diesem Song erneut verdeutlicht. Neben den brachialen Breakdowns gibt es spannende Thrash-Einflüsse und sogar ein kleines Gitarrensolo zu hören, was dem Ganzen das gewisse Etwas verleiht.

Die Worte „Fuck your faith, Fuck your rules, Fuck your everything” leiten über zu der im Juni 2022 erschienenen Single Nummer zwei und damit zu „Survival Denied“. Hier gönnen uns die Kanadier die obligatorischen Breakdowns gepaart mit einem groovigem Riff und einem eingängigen Chorus.

Mit „Deathbound“ und damit der Debütsingle bekommen wir das erste Feature der Scheibe serviert. Hierfür haben sich Get The Shot keinen geringeren als Lionheart-Frontmann Rob Watson ans Mikrofon geholt.

Da die Kombination der beiden Bands schon an dieser Stelle ganz wunderbar funktioniert, lässt sich vermuten, dass das auch auf der gemeinsamen Tour so sein wird. Mit voller Wucht gibt es hier eine wütende Ansage gleichermaßen aus Quebec und von der Westküste.

Und auch Feature Nummer zwei schließt sich direkt an. Auf „Bloodbather“ gibt es Unterstützung von Nasty-Vocalist Matthias Tarnath. Der vereinte Hass auf die Menschheit wird standesgemäß mit einer Mischung aus Hardcore und Beatdown nach außen getragen.

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Auch bei „Reign in Blasphemy“ gibt es keine Pause, eher im Gegenteil. Der Song legt an Tempo noch eine ordentliche Schippe drauf und kommt dabei ganz ohne Chorus aus. Auch hier sind die Death Metal-Einflüsse der Band deutlich zu hören. Am Ende des Zweiminüters bildet eine kurze und durchaus unerwartete Gesangseinlage des Popsängers Billy Ocean aus dem Song „Love Really Hurts Without You“ einen überraschenden Aha-Moment.

Diese kurze Popeinlage ist allerdings mit „Terminal Slaughter“ auch schnell wieder beendet. Hierbei handelt es sich wohl um den experimentellsten Song des Longplayers, welcher dennoch die Hardcore-Wurzeln der Band in keinem Fall vergisst. Melodische Parts mit Clean-Vocals werden unterstützt von thrashigen Drums und interessanten Tempowechseln. Es ist schön zu sehen, dass sich die fünfköpfige Kombo ausprobiert und auch musikalisch Abwechslung bietet. Mit diesem Song hat die Band etwas Neues gewagt und ist sich dennoch treu geblieben, wodurch ein durchaus gelungener Song entstanden ist.

Nach heftigen Breakdowns und brachialen Riffs gibt es mit „Diabolus Vobiscum“ eine kurze Verschnaufpause. Dieses einminütige instrumentale Interlude zeigt erneut eine andere, fast epische Seite der Band, bevor es mit „Divination of Doom“ und gleichzeitig Single Nummer vier mit voller Wucht weiter geht.

Eine hoffnungslose Welt

Über „Divination of Doom“ sagt die Band selbst folgendes: „Dieser Song ist eine Hymne für die desillusionierte Jugend, die in einer Gesellschaft gefangen ist, die auf Unterdrückung und Ungerechtigkeit aufgebaut ist.“

Zu hören bekommen wir stampfende Drums und ein verspieltes Riffing. Bei den Vocals lassen sich die Death-Metal-Einflüsse stark heraushören und dennoch werden wir mit ordentlichen Breakdowns belohnt.

Bevor es Richtung Ende geht, zieht „Blind to Peace“ noch einmal richtig an. Sowohl das Riffing als auch die melodischen Vocal-Parts lassen eine gewisse Verbindung zu Machine Head herstellen, welche von Get The Shot selbst als großes Vorbild bezeichnet wird. Natürlich lassen sich auch hier die Hardcore-Wurzeln der Kanadier nicht verbergen, dennoch entsteht auch an dieser Stelle so eine spannende Komposition.

Auf dem 2014 erschienenen Album „No Peace in Hell” war der Song „Season of the Damned“ bereits der Closing-Track. Im Jahr 2022 wird diese Tradition fortgeführt und somit beendet „Season of the Damned II“ „Merciless Destruction“. Wie auch sein Vorgänger ist Part II deutlich emotionaler und ruhiger als der Rest des Albums, wurde allerdings in diesem Fall mit Lyrics versehen.

Mit „Season of the Damned II“ zeigen Get The Shot sich plötzlich weniger wütend, sondern verletzlich, vergessen aber dennoch ihre gewohnte Härte nicht.

Noch mehr Emotionen gibt es bei der kürzlich erschienenen Akustikversion des Songs, auf welcher Frontmann Jean-Philippe Lagacé seine wirklich guten Cleanvocals zum Besten gibt.

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Der Name ist Programm

Insgesamt sind sich Get The Shot auch auf diesem Album treu geblieben. Dennoch ruhen sich die Jungs aus Quebec nicht auf ihrem Hardcore-Image aus, sondern trauen sich auch mit verschiedenen Genres zu spielen und zu experimentieren.

So ist „Merciless Destruction“ zwar ein Hardcore-Album mit groovigen Parts, ordentlich Two Step-Potenzial und brachialen Breakdowns und dennoch lassen sich Einflüsse aus dem Death- und Thrash-Metal sowie dem Beatdown finden.

Der Name „Merciless Destruction“, was zu Deutsch soviel bedeutet wie „gnadenlose Zerstörung“, ist hier also definitiv Programm.

Foto: Étienne Dionne / Offizielles Pressebild

ALBUM
Merciless Destruction
Künstler: Get The Shot

Erscheinungsdatum: 07.10.2022
Genre: ,
Label: Useless Pride Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Ultimate Warfare
  2. Seeds of Dissension
  3. Survival Denied
  4. Deathbound (feat. Rob Watson)
  5. Bloodbather (feat. Matthi Tarnath)
  6. Reign in Blasphemy
  7. Terminal Slaughter
  8. Diabolus Vobiscum
  9. Divination of Doom
  10. Blind to Peace
  11. Season of the Damned
Get The Shot Merciless Destruction
Get The Shot Merciless Destruction
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FAZIT
Mit „Merciless Destruction“ zeigen Get The Shot ihr ganzes Können. Getrieben von ihrer Wut auf die Gesellschaft haben die Kanadier ein Album veröffentlicht, dass das Herz eines jeden Hardcore-Fans höherschlagen lässt. Und doch ist der vierte Longplayer der Band noch um einiges vielschichtiger. Einflüsse aus dem Death- und Thrash-Metal zeigen, dass Get The Shot auch über den Tellerrand ihrer Bubble hinausschauen und sich dabei trotzdem treu bleiben. Für mich persönlich ist „Merciless Destruction“ aus diesem Grund bereits eines der bisher besten Releases im Jahr 2022.