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Review

Alternative Emo Post-Hardcore

Kritik: Armor For Sleep - "There Is No Memory"

Ein Album, das in Erinnerung bleiben wird

VON

In den 2000er Jahren waren Armor For Sleep einer der bedeutendsten Mitgestalter der Emo-Szene. Zwei Jahrzehnte später erlebt genau diese Szene und dazugehörige Musik ein Revival und die Post Hardcore-Band aus Teaneck, New Jersey, liefern mit ihrem neuen Album „There Is No Memory“ den perfekten Soundtrack dafür. Jeder Song klingt wie das Jahr 2005, als sie ihren Hit „Car Underwater“ herausgebracht haben, allerdings wirken die Tracks dennoch zeitgemäß.

Philosophischer Grundgedanke

Vor drei Jahren durchlief Sänger Ben Jorgensen eine schwere Zeit, als seine Ehe in die Brüche ging und er eine Scheidung durchleben musste. Das merkte man dem Vorgängeralbum „The Rain Museum“ an, der textlich insgesamt eher in eine metaphorische und fiktionale Richtung ging. „Solch ein traumatisches Erlebnis beeinflusst jeden Aspekt deines Lebens“, sagt der Frontmann. Inzwischen habe er sich aber wieder nach oben gekämpft, was man anhand der viel bodenständigeren Texten von „There Is No Memory“ deutlich merkt. Es geht um die reine Natur der Existenz, um die Frage, was uns zu dem macht, das wir sind. „Ich habe versucht, alle Erinnerungen wieder nach oben zu hieven, egal ob von zerbrochenen Beziehungen, Vertrauensbrüchen, Abhängigkeiten oder verlorene Freundschaften und fragte mich, ob ich nur die Summe all dieser Dinge bin oder ob darunter noch mehr steckt.“

Systemabsturz sorgt für Titel

Insgesamt war dies wohl die genau richtige Stimmung, um ein Meisterwerk abzuliefern, denn nichts weniger ist „There Is No Memory“. Wobei der Titel nur auf den ersten Blick sehr düster und perspektivlos wirkt. Er ist vielmehr ironisch und doppeldeutig, denn Jorgensen hatte die Idee dazu, als sein Computer abstürzte, während er an den Songdemos arbeitete. Bevor das System komplett im Eimer war, spuckte der PC die Fehlermeldung „There Is No Memory“ aus auf den Bildschirm und das passte überraschend gut zu dem philosophischen Grundgedanken des gesamten Werks.

Armor for Sleep mit altem Stil und neuen Einflüssen

Schon der Opener „The Outer Ring“, der einer der schnellsten Songs des Albums ist, legt die Latte sehr weit nach oben und zeigt, dass Armor For Sleep zwar bei ihren Wurzeln geblieben sind, aber dennoch ihre Songs mit neuen Einflüssen angereichert haben. So hört man bei dem Stück vereinzelt kleine Kniffe aus dem Metalcore, ohne dass es die Band damit übertreibt. Zwischendurch wird es fast episch und man möchte, dass dieses Lied gar nicht mehr aufhört.

Prägende Erlebnisse

Anschließend wird es bei „Breathe Again“ etwas ruhiger und emotionaler. Die Hörer:innen tauchen tief in die Erinnerungen von Ben Jorgensen ein, wenn dieser singt, was er alles bereut und was er alles lieber nicht getan hätte. Aber genau darum geht es auf der Platte, genau um diese Erlebnisse, die vielleicht nicht zu dem geführt haben, was man wollte, die uns aber geprägt haben. Und vor allem ist dies eine Erinnerung an eine Jugend, die nicht immer von Erfolgen geprägt war und an eine Art von Musik, die uns damals auch in dunklen Phasen begleitet hat. Und es stellenweise noch immer tut.

Ein Zusammenhalt wie damals

Die Zusammenstellung der elf Songs scheint durchdacht zu sein, jedenfalls ist sie perfekt, um die Stimmungsschwankungen und Auf und Abs, die wir alle im Leben haben, zu veranschaulichen. Nach einer schnellen Nummer wird es ruhiger und umgekehrt. Aber egal, welcher Song gerade läuft, es ist ganz typisch Armor For Sleep. Und wenn Ben Jorgensen dann in „I’d Set Fire“ melancholisch „Us Against It All“ singt, dann hat er sofort jeden Elder Emo auf seiner Seite. Es schafft eine Zusammengehörigkeit wie damals, als wir sagten: Niemand versteht uns und wir müssen uns gegen die Welt durchsetzen.

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Emotionale Achterbahnfahrt

Produziert wurde das Werk von Sam Guaiana, der genau weiß, wie die Szene funktioniert, denn mit Silverstein, The Devil Wears Prada und Between You And Me vertrauen viele Bands seit Jahren seinem geschulten Blick für die richtige Stimmung. Sehr deutlich wird diese wahnsinnig gute Produktion bei „Maybe The Sky Will Break“, einer unfassbar tollen Power-Ballade. Ruhige Strophen und Bridges mit ausgefeilten Gitarrenparts schwören uns immer wieder auf den kraftvollen Refrain ein. Allein in diesem Song wird die emotionale Berg- und Talfahrt des Werkes deutlich und Ben Jorgensen singt dazu „You’re My Favourite Memory“. Aber für viele ist die Musik von Armor For Sleep eine „Favourite Memory“, die nun mit „There Is No Memory“ ein neues Kapitel erhält.

Jeder Song ein Kunstwerk

Auf diesem Album haben Armor For Sleep insgesamt elf ganz große Songs mit einer Gesamtspielzeit von über 40 Minuten herausgebracht und am Ende jedes Stückes freut man sich auf das nächste. Dabei dient „Ice On The Lake“ als gutes Beispiel für die Tatsache, dass sich zwar etwas geändert hat, aber irgendwie dennoch alles so ist wie früher. Der Song geht mit langen Synthieflächen und steril klingenden Drums los, aber spätestens beim Einsetzen der halligen, im typischen Emostil gehaltenen Gitarre im Refrain kommt eine weitere, sehr emotionale Ebene und vor allem der bekannte Stil hinzu.

Musikalische Zeitmaschine

Zum Abschluss wünschen uns Armor For Sleep noch „All The Best“ und schaffen damit eine Atmosphäre der Ruhe und des Friedens, genau richtig für einen letzten Song. Nun bleibt zu hoffen, dass „There Is No Memory“ auf vielen Plattentellern, in vielen CD-Playern, Kassettenrekordern oder auch MP3-Playern laufen wird. Jeder Millennial-Emo jedenfalls wird sich über das Album freuen, weil es einen direkt in die 2000er zurückbringt.

Foto: Armor For Sleep / Offizielles Pressebild

ALBUM
There Is No Memory
Künstler: Armor For Sleep

Erscheinungsdatum: 07.11.2025
Genre: , ,
Label: Equal Vision Records
Medium: Streaming, CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. The Outer Ring
  2. Breathe Again
  3. In Another Dream
  4. I’d Set Fire
  5. Maybe The Sky Will Break
  6. What A Beautiful World
  7. A Sky Full Of Black Holes
  8. Ice On The Lake
  9. Always Daylight
  10. Last Days
  11. All The Best
Armor For Sleep There Is No Memory
Armor For Sleep There Is No Memory
9.5
FAZIT
Nicht häufig kann behauptet werden, dass ein Album keine Schwächen hat, aber genau das trifft hier zu. Armor For Sleep orientieren sich komplett an ihrem Sound von damals, sind aber erwachsener geworden. Insgesamt kann „There Is No Memory“ als klare Weiterentwicklung der Band gesehen werden. Für jede Stimmungslage ist etwas dabei und als Gesamtwerk ist es auf positive Art und Weise aufwühlend. Und vor allem bei den Lyrics wird jeder abgeholt, der nicht nur den Tönen, sondern auch den Worten lauschen möchte. Alte Fans werden begeistert sein und neue werden hoffentlich dazu kommen.