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Review

Metalcore Post-Hardcore

Kritik: Caskets – „The Only Heaven You’ll Know“

Was ist mit dem Songwriting-Punch der ersten beiden Platten passiert?

VON

Ab 2019 tauchten Caskets als Newcomer in Spotify-Playlists auf, ihr Debüt „Lost Souls“ (2021) schob die Tür für die Briten weiter auf, „Reflections“ (2023) machte aus dem Geheimtipp eine feste Größe im Bereich Metalcore und Post-Hardcore.

Jetzt: Album Nummer drei. „The Only Heaven You’ll Know“. Kein stolzes Triumphgebrüll, eher ein bereitwillig aufgeschlagenes Tagebuch.

Caskets zeigen sich persönlich und verletzlich, gießen das in ihren eigenen Sound aus drückenden Grooves, kalten Synths und opulenten Hooks. Können sie ihren Aufstieg damit fortsetzen?

„The Only Heaven You’ll Know“: Caskets Runde 3, let’s go!

„Lost In The Violence“ braucht als Opener kaum Anlauf: glitchy Electronics, Gitarrensturm, erste Screams – und dann der maximal poppige Chorus. Damit ist klar, was uns erwartet. Der Song ist ein guter Einstieg, das Hitpotenzial hält sich aber in Grenzen.

Bei „Our Remedy“ haben die Briten mit Make Them Suffer zum ersten Mal eine Band als Feature ins Studio geholt. Und die Kombination der glasklaren Stimme von Caskets-Frontmann Matt Flood und der harten Death-/Metalcore-Kante aus Australien liefert den ersten Punch.

Nach zartem Einstieg knallt ein elektronisch geprägter Drop, die Hook markiert die heftigsten Momente der Platte. Clean vs. Scream, Melodrama vs. Metalcore – hier sitzt das Wechselspiel.

Der Titelsong als Highlight

Kein Wunder, dass „The Only Heaven You’ll Know“ schon als Single rausgeknallt wurde – der Titelsong ist fraglos der große Hit der Platte. Schimmernde 80s-Keys bringen etwas A-ha-Glanz rein, Gitarren führen dynamisch in einen sehnsüchtigen Refrain, der cinematisch aufreißt und mit der Opulenz, die man von Caskets hören will, den Raum ausfüllt.

Textlich wird’s intim: Matt Flood berichtet von Identitätskampf und Mauern, die er fallen lassen will. Das funktioniert, weil Stimme, Sound und Arrangement hier in dieselbe Richtung ziehen: groß und hymnisch, mit genau der richtigen Spur Kitsch und Pathos.

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„Closure“ kommt danach wieder mit 80s-Synths und nettem Groove, bleibt aber im Midtempo-Sumpf stecken. Ähnlich „Sacrifice“: tief getuntes Riff, drückender Rhythmus, sakral angehauchtes Finale mit (elektronischen) Streichern und angedeutetem Chor – der große Payoff bleibt trotzdem aus.

Viel Midtempo, wenig Überraschung

Im Mittelteil häufen sich die vertrauten Bögen: leise Strophe → großer Chorus → kurzer Drop → letzter Chorus.

„What Have I Become?“ legt kühle Synths über ein weiteres Midtempo-Fundament, wird hinten raus zwar dringlicher, bleibt aber im Baukasten gefangen. „Save Us“ zielt auf die leidend-tragische BMTH-Schule, erreicht deren songwriterische Schärfe aber nie.

„Escape“ bricht in der Hook furioser aus als vieles davor, bleibt aber ebenfalls nicht nachhaltig hängen. Und „In Vein“ versucht die ganz große Herzzerreiß-Hook – nur hat man das auf den ersten beiden Caskets-Alben und bei Genre-Nachbarn schon runder, größer, catchier gehört.

Neben dem Titelsong gehört „Make Me A Martyr“ zu den klaren Highlights: geduldiger Aufbau, kathartischer Refrain, kräftiger Schluss-Breakdown (der beste der Platte!) – und vor allem: die Drums ackern als Zugpferd, die Elektronik stützt Atmosphäre, statt nur shiny Zuckerguss zu sein. Genau diese Energie fehlt vielen anderen Stücken.

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Blockbuster-Produktion: Ein zweischneidiges Schwert

Die Produktion von „The Only Heaven You’ll Know“ klingt jederzeit nach 2025er Metalcore: Vocals groß, Gitarren fett, Synth-Layer kinoreif. Handwerklich über jeden Zweifel erhaben. Aber das ist ein zweischneidiges Schwert: Wo der Mix für Klarheit sorgt, frisst er auch Ecken, Kanten, Dringlichkeit.

Schon klar: Caskets waren nie eine räudige Schweinerockband und werden es nie sein. Trotzdem können ein paar bewusst rauere, nicht so abgeschliffene Kanten – sei es in den Vocals oder der Instrumentierung – der Atmosphäre wahnsinnig zuträglich sein; für Authentizität und Intimität sorgen.

Der zeitgemäße Hochglanz stellt viele schmerzhafte lyrische Geständnisse in eine edle Glasvitrine, statt sie wirklich spürbar zu machen.

Tourdaten

CasketsThe Only Heaven You’ll Know Tour 2025

Special Guest: The Word Alive

  • 27.11.2025 – CH – Aarau, KIFF
  • 30.11.2025 – AT – Wien, Simm City Festsaal Zentrum Simmering
  • 01.12.2025 – DE – München, Strom
  • 03.12.2025 – DE – Dortmund, Junkyard
  • 06.12.2025 – DE – Hannover, Bei Chez Heinz
Caskets The Only Heaven You’ll Know Tour 2025 Plakat
ALBUM
The Only Heaven You’ll Know
Künstler: Caskets

Erscheinungsdatum: 07.11.2025
Genre: , ,
Label: SharpTone Records
Medium: Streaming, CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Lost In The Violence
  2. Our Remedy (feat. Make Them Suffer)
  3. The Only Heaven You’ll Know
  4. Closure
  5. Sacrifice
  6. What Have I Become
  7. Make Me A Martyr
  8. Save Us
  9. Escape
  10. In Vein
  11. Broken Path
5.5
FAZIT
Caskets legen mit „The Only Heaven You’ll Know“ ein nach innen persönliches, nach außen jederzeit nach Metalcore-Blockbuster klingendes drittes Album vor – dem aber leider der Songwriting-Punch der ersten beiden Platten abgeht. Die besten Songs (Titeltrack + „Make Me A Martyr“) zeigen, wie gut die Briten Pop-Sensibilität und Metalcore-Druck verheiraten können. Über die Strecke fehlen aber die großen Ohrwürmer, die Überraschungen, die wuchtigen und wirklich mitreißenden Momente.