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Review

Death Metal Deathcore

Kritik: Despised Icon - "Shadow Work"

Despised Icon haben ein klares Erkennungsmerkmal.

VON

Der Ansatz der kanadischen Formation ist zumindest originell. Wenn „Shadow Work“ eine Backmischung wäre, würden sich knackige Deathcore-Nüsse (sowohl musikalisch als auch im seltenen männlichen Gebrüll) mit süßem Death Metal-Vanillezucker im Mixer finden. Der Geschmack ist … ehrlich gesagt: gar nicht mal so übel. Als Hörer:in ist man hin- und hergerissen. Es gibt Passagen, in denen man das siebte Album von Despised Icon in den Himmel lobt. Speziell, wenn die Doublebass einsetzt und das Material ins Rollen kommt, am besten noch gekontert von schnittigen Melodielinien, entwickelt „Shadow Work“ ein volles, sehr ansprechendes Aroma.

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Wenn Despised Icon flüstern, bebt der Raum

Und dann gibt es wieder Momente, in denen einen das Album komplett von der Leine lässt, altbacken wirkt und sich zwischen frühen The Red Chord, New Metal-Plattitüden, aggressiven Blastbeats und bauschigen Melodiebögen zwischen alle Stühle setzt. Zumindest die Produktion bietet durchgängig gehobenes Niveau und deckt sowohl die brettharten als auch verführerischen Akzente von Despised Icon perfekt ab. So bietet „Shadow Work“ einige Lieder, die man sich gerne in die Playlist zimmert. Auf Albumlänge muss man aber auch mal faden Beigeschmack in Kauf nehmen.

Wo andere Deathcore-Bands auf Gesangslinien setzen, um die Zuhörerschaft, durch die vielfach verschachtelten Kompositionen zu lotsen, übernehmen auf „Shadow Work“ die Instrumente vollständig die Führung, in erster Linie freilich der beständige Wechsel zwischen Gitarre und Schlagzeug. Dabei bringen die Kanadier regelmäßig Sounds mit ein, die man für gewöhnlich eher mit Ambient- und Mathcore-Sounds in Verbindung bringt als mit hochtechnischem Death Metal. Ob „Corpse Pose“, „Omen Of Misfortune“, „Obsessive Compulsive Disaster“ oder „ContreCoeur“: Den musikalischen Spirit haben die Protagonisten anscheinend mit der Muttermilch eingepflanzt bekommen. Aus dem Rahmen fällt „Corpse Pose“. Die groovenden Midtempo-Strecken sorgen trotzdem für Stirnrunzeln, auch wenn der Song an sich gut nach vorne geht.

„Shadow Work“ bietet die Möglichkeit, tief einzutauchen

Insgesamt bietet die Musik der Hörer:in aber diesmal Möglichkeiten, in das Material einzutauchen. Die Geschwindigkeit zugunsten einer rhythmischen Ausrichtung zu opfern, war eine gewinnbringende Entscheidung. Erst so kommt der Gesang von Steve Marois richtig zur Geltung, wenngleich auch jetzt noch Luft nach oben ist. Wie viel Potenzial in dieser Konstellation lauert, merkt man auf „Shadow Work“ vor allem in den melodischen, atmosphärischen und aggressiven Momenten.

Im Vergleich zum Vorgänger haben die Herren die Deathcore-Elemente heruntergefahren und vermischen sie gekonnt mit ihrer Interpretation von Deathcore. Dadurch erschaffen sie eine ganz eigene Form der Epik und bleiben dabei angenehm eingängig („Over My Dead Body (ft. Matt Honeycutt)“). Denn musikalisch agieren die Despised Icon im gleichen Fahrwasser wie die Amerikaner von Whitechapel, wobei sie auch deren Standards nicht ganz erreichen. Aber das ist auch nicht deren Ziel.

Foto: Despised Icon / Offizielles Pressebild

ALBUM
Shadow Work
Künstler: Despised Icon

Erscheinungsdatum: 31.10.2025
Genre:
Label: Nuclear Blast Records
Medium: Streaming, CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Shadow Work
  2. Over My Dead Body
  3. Death Of An Artist
  4. Corpse Pose
  5. The Apparition
  6. Reaper
  7. In Memoriam
  8. Omen Of Misfortune
  9. Obsessive Compulsive Disaster
  10. ContreCoeur
  11. Fallen Ones
Despised Icon Shadow Work
Despised Icon Shadow Work
7
FAZIT
Auf jeden Fall ist „Shadow Work“ ein gut gelungenes Stück Deathcore, dass vielleicht gar nicht den Anspruch besitzt, an die US-Amerikaner Whitechapel anzuschließen. So betrachtet, gehen Despised Icon auch einen eigenen Weg, der je nach Gemütslage kauzig oder einfach angepisst in bester Paul-Speckmann-Manier sein kann.