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Interview

Tom Morello im Interview: „Jede Liveshow lehrt dich neue Dinge und gibt dir wichtige Erfahrung“

Das Rage Against The Machine-Mitglied über sein neues Album und Tipps für Gitarristen.

VON AM 04/10/2021

Tom Morello veröffentlicht am 15. Oktober 2021 sein neues Soloalbum „Atlas Underground Fire“. Der Gitarrist ist jedoch nicht nur für sein Soloprojekt bekannt, mit dem er bereits zwei Alben veröffentlichte. Morello ist Gründungsmitglied und Gitarrist von Rage Against The Machine, Audioslave und spielte bereits mit Bruce Springsteen und vielen weiteren weltbekannten Künstlern in Bands. Im Interview erzählt er von der Entstehung seines dritten Soloalbums, dem Gitarristendasein und der Zukunft der Rockmusik.

Beruf: Rockmusiker

Sein ganzes Leben widmete er sich der Musik und dem Aktivismus, daran habe auch die Pandemie nichts geändert. „Es war jedoch schwer die 60 – 90 Minuten zu finden, um mich täglich der Musik zu widmen“, wie Morello sagt. Neben seinem Beruf als Musiker war für ihn vor allem die Familie ein wichtiger Pfeiler in der Coronazeit, die viel Aufmerksamkeit und Zeit in Anspruch nahm.

Das dritte Soloalbum des Musikers ist darüber hinaus fast in komplettem Alleingang entstanden, wie er erklärt: „Auf der einen Seite habe ich das Album komplett in Einsamkeit geschrieben. Auf der anderen Seite fast nur mit anderen Leuten auf der ganzen Welt.“ Auf fast jedem Track finden sich Gastmusiker*innen, die den Sound des Gitarristen ergänzen.

Zu Gast

„Es sind teilweise Musiker*innen mit denen ich schon zusammengearbeitet habe. Ich habe einen Song von Grandson produziert, mit Bruce Springsteen und Eddie Vedder habe ich mehrere Jahre zusammen Musik gemacht.“ Auffällig sind aber auch Acts wie die Briten Bring Me The Horizon oder Refused aus Schweden, die ebenfalls dafür sorgten, dass „Atlas Underground Fire“ um die halbe Welt ging und nicht in vollständiger Einsamkeit entstanden sei, so Morello.

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„Ein paar Gäste sind dazu gekommen, die den jeweiligen Sound in eine andere Ecke geschoben haben“, dennoch ist der Sound des Albums auf das Instrument der E-Gitarre fokussiert. Dafür ging Morello auch neue Wege. „Ich habe mal ein Interview mit Kanye West gelesen, in dem er sagte, dass er sich kurze Ideen mit seinem iPhone recordet und sie dann an seine Produzenten schickte. Das habe ich auch gemacht, um Gedanken festzuhalten und ich war überrascht, wie gut es funktionierte und wie gut es klang.“

Ein Song für Generationen

Die Musik von Rage Against The Machine hat Generationen bewegt. „Killing In The Name“ ist ein Song, den fast jede Schülerband schon einmal gecovert hat. Wie fühlt sich das an? „Es ist total verrückt, weil es junge Leute sind, die zum Zeitpunkt als wir mit RATM-Alben veröffentlicht haben noch gar nicht gelebt haben. Und trotzdem fühlen sie sich mit diesem Song verbunden.“ Die Aktualität des wohl bekanntesten Songs der Band besteht also noch immer.

Doch ähnlich, wie mit den Schüler*innenbands verhält es sich auch mit manchen Gastbeiträgen auf dem neuen Album Morellos. „Einige davon waren noch Kids, als wir mit Rage Against The Machine aufgehört haben, Musik zu machen. Jetzt gehören Bands wie Bring Me The Horizon einer ganz neuen Generation der Rockmusik und ihrer Spitze.“ Dieser Gedanke sei schon verrückt, und genau dieser Spirit ist es, der den Musiker von der folgenden These noch mehr überzeugt, als je zuvor.

Rock’n’Roll lebt!

Oft wurde der Rock’n’Roll für tot erklärt, doch bewahrheitet habe sich diese These eigentlich noch nie. „Ich erinnere mich insbesondere daran, als Hip Hop auf einmal groß wurde und den Rock mal wieder gekillt hat“, resümiert Morello. „Gitarren zu samplen war auf einmal ein Ding. Und weil es jeden Gitarrensound schon mal irgendwie gegeben hat, war es auch keine große Herausforderung Samples in Hip-Hop-Beats einzubauen.“

Für Morello galt zu Zeiten von Rage Against The Machine jedoch ein anderer Ansatz. „Bei RATM habe ich mich selbst immer als DJ der Band gesehen. Ich wollte die Sounds meiner Gitarre ausschöpfen und wollte ebenfalls Scratches und andere Geräusche machen, wie DJs sie gemacht haben, nur eben mit meiner Gitarre. Ich habe es also andersrum gemacht, als die DJs es heute teilweise tun.“

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An den Tod der elektrischen Gitarrenmusik glaubt Morello nach wie vor nicht: „Ich bin der Meinung, dass die E-Gitarre immer noch eine Stimme hat und einen Sound, der anstrebenswert ist.“ Auch wenn sich dieser Sound für den Gitarristen in den letzten Jahren kaum geändert hat, wie er schmunzelnd zugibt. „Ich glaube ich fahre immer noch denselben Sound wie vor 20 Jahren mit dem nahezu selben Set-Up. Es ist vielleicht etwas zeitgemäßer und moderner geworden, aber im Prinzip gleichgeblieben.“

Die E-Gitarre

Die Gitarre hat für Morello eine Bedeutung, die kein anderes Instrument mitbringt. „Für mich ist die Gitarre nach wie vor das Instrument, um Stadien zu bespielen und zu begeistern.“ Die E-Gitarre zu spielen wird in der jungen Generation jedoch immer unbeliebter, was auch damit zusammenhängen mag, dass es einfacher ist am PC Beats zusammen zu bauen und sich dem beliebten Hip Hop zuzuwenden. Dennoch gibt Tom Morello drei Tipps für die Gitarristen der nächsten Generation.

Erstens: Wasch deine Hände, bevor du deine Gitarre in die Hand nimmst. Die Saiten halten wesentlich länger und die Gitarre wird es dir danken.

Zweitens: Spiel mit anderen Musiker*innen. Jedes mal, wenn man mit anderen spielt, wird man besser. Jede*r Musiker*in ist anders und wird dich weiter bringen in deinem Bestreben ein guter Gitarrist zu werden.

Drittens: Spiel live! So viel du kannst! Es ist egal, ob du vor fünf Freund*innen spielst, oder einen richtigen Gig. Jede Liveshow lernt dich neue Dinge und gibt dir wichtige Erfahrung. Es sind Banalitäten, die man dabei lernt. Zum Beispiel, wie man das Kabel durch den Strap-Lock legt oder eben die Batterien der Effektgeräte vor einer Show austauscht. Das darf dir nicht bei einem Gig im Wembley Stadion passieren, aber vor deinen Freunden kann es ein enorm wichtiges Learning sein.“

Bild: YouTube / „Tom Morello MasterClass“

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