Live

EmoHardcorePop-Punk

Live bei: The Story So Far in Frankfurt (23.09.2023)

Diesmal endlich wieder als Headliner.

VON AM 30/09/2023

Deutschland-Shows von The Story So Far sind seit der Tour zum Release ihrer vierten Platte “Proper Dose” (2018) relativ rar gesät gewesen. Bis auf wenige Festivals (2019) und einige Abende im Vorprogramm von Rise Against (2022) haben wir hierzulande nicht viele Chancen bekommen, die Pop-Punk-Koryphäen live zu bestaunen. Dank der Entscheidung von Blink-182, die Kalifornier mit auf ihre große Reunion-Tour zu nehmen, eröffnete sich für die Band nun wohl endlich wieder die Möglichkeit, einige schwitzige Clubshows rund um die Geschehnisse im Großformat zu terminieren. Mit einer Kapazität von 400 Leuten und ohne Wellenbrecher sollte Das Bett in Frankfurt die perfekten Rahmenbedingungen dafür bieten.

Raw Brigade

Ist man sich der Nähe und Liebe von The Story So Far zur Hardcore-Szene bewusst, macht die Wahl eines Acts wie Raw Brigade als Support durchaus Sinn. Die kolumbianische Band bot gleich mit ihrem ersten Song ausreichend Futter für die ersten High Kicks und Windmühlen des Abends. In einer durch und durch weißen Szene ist es immer ein willkommener Umstand, eine BIPOC-Formation zu begrüßen, die obendrauf sogar noch aus einer Region kommt, die nicht für ihren Output an alternativer Musik bekannt ist. Das Quintett verstand aber genau wie jede andere Hardcore-Band wie der Hase läuft und scheuchte das Publikum innerhalb ihres 25-minütigen Sets immer wieder von Seite zu Seite und überzeugte dabei mit ihrer starken Bühnenpräsenz.

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The Story So Far

Die Ehrengäste ließen zwar ein wenig auf sich warten, eröffneten aber um Punkt 21 Uhr das muntere Treiben mit ihrer neuen Single “Big Blind”. Gleich hier offenbarte das Publikum ihre Textsicherheit und Freude darüber, The Story So Far endlich wieder in diesem Rahmen zu sehen zu bekommen. Mit “Roam”, “Things I Can’t Change” und “Nerve” wurde die Pop-Punk-Party endgültig eröffnet und die ersten Stagediver wagten ihren Abflug von der Bühne. Die 17 Songs umfassende Setlist sollte hauptsächlich von den üblichen Verdächtigen einer The Story So Far-Show geprägt sein, was sich aber nach ihrer langen Abwesenheit und ohne neues Album im Gepäck als goldrichtig herausstellen sollte. So bot das Best Of aus allen vier Platten den perfekten Soundtrack für die Wiedersehensparty.

Altbekannte und neue Gesichter

Ungewohnterweise tummelten sich The Story So Far zu sechst auf der Bühne herum. Nach mehreren Verletzungen war es für Drummer Ryan Torf nicht mehr möglich, in seiner gewohnten Rolle auf Tour zu agieren, sodass er kurzum an Gitarre und Keys wechseln musste. Ein wirklich schöner Move der Band, ihn trotz allem mitzunehmen und angepasst an die neuen Umstände mit einzubinden. Am Schlagzeug wiederum fand sich nun Set Your Goals-Drummer Mike Ambrose wieder, während Man Overboard-Bassist Nik Bruzzese die seit letztem Jahr vakante Stelle am Bass besetzte. Gerade Letzterer konnte zusätzlich mit seinen starken Backing Vocals überzeugen, die nochmal für ordentlich Volumen sorgten.

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Mit “Bad Luck” und “Solo” hatten The Story So Far auch zwei Songs für uns parat, die sich nicht ganz so häufig in ihren Setlists wiederfinden. Wie schon erwähnt: An sich hat die Band für diesen Anlass eine wirklich perfekte Auswahl an Songs abgeliefert. Nichtsdestotrotz wären der ein oder andere Albumtrack mehr eine wirklich willkommene Abwechslung zu den Hits gewesen und hätten sich an diesem Abend definitiv angeboten. Szenebands aus der Pop-Punk/Emo-Ecke haben sowieso den Vorteil, dass ein Großteil ihrer Fans sowieso die ganze Diskographie aus dem Effeff mitsingen kann. Dort spielt aber natürlich auch einfach die Beziehung der Band selbst zu ihrem Katalog einen riesigen Faktor.

Wo liegen die Live-Qualitäten der Band?

Die Rezeptionen zu The Story So Far-Konzerten fallen durchaus unterschiedlich aus. Vor allem bei größeren Shows wird der Band oft Schüchternheit und mangelnde Interaktion mit dem Publikum vorgeworfen. Die Kalifornier haben jedoch schon selbst in Interviews festgehalten, dass sie sich in kleinen Clubs einfach am wohlsten fühlen. Ein Umstand, der auch an diesem Abend wieder sehr deutlich geworden ist. Darüber hinaus hat es die Band bei solchen Shows aber auch überhaupt nicht nötig, ihre Show künstlich aufzublasen. Introvertiertheit hin oder her: The Story So Far performen ihre Songs erstklassig und lassen ihrer Crowd ausreichend Raum für Bewegung und Singalongs. Mehr braucht es nicht, um ein sehens- und hörenswertes Konzert abzuliefern.

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Wahrscheinlich gäbe es keinen passenderen Song als “Quicksand”, um die Story So Far-Clubshow-Rückkehr zu einem krönenden Abschluss zu bringen. Ein letztes Mal tummelten sich die Stagediver in Scharen auf der Bühne und deuteten dabei schon fast eine regelrechte Stage Invasion an. So ging der Konzertabend auch fast so schnell zu Ende, wie er mit den furiosen Drumbeats von Raw Brigade angefangen hat. Ich werde sicherlich nicht der Einzige gewesen sein, der ein ganzes Stück für die Show zurücklegen musste. Als Hardcore-Fan kann man sich aber getrost die Frage mit “Ja” beantworten, ob sich das Ganze denn gelohnt hätte. Auf die nächste Headliner-Tour der Kalifornier müssen wir hoffentlich nicht wieder fünf Jahre warten.

Foto im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)

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