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HardcoreMetalcoreModern Metal

Live bei: Stray From The Path in Köln (04.11.2023)

Mit beinhartem Support-Paket.

VON AM 11/11/2023

Beim Betreten der Kantine an diesem kalten Samstagabend gab es eine Frage, die sich unweigerlich direkt beim ersten Blick auf die Bühne stellen sollte: Was ist der mysteriöse abgedeckte Gegenstand, der hinter dem Drumset in die Höhe ragt und die Banner der Bands zu großen Teilen verdeckt? Auf eine Antwort musste man sich heute erstmal ein wenig gedulden, da sich Stray From The Path für ihre Headline-Tour ganze drei Supports eingepackt hatten. Anders als bei Shows, die sich musikalisch steigern, wurde an diesem Abend von Anfang an auf ein solides Härtelevel gesetzt, dass sich durch das gesamte Line-Up durchziehen sollte.

Knosis

Den Anfang machten Knosis aus Tokio. Die Band rund um den Ex-Crystal Lake-Sänger Ryo Kinoshita ist zwar erst seit kurzem aktiv, machte aber schon einen äußerst routinierten Eindruck und zog das Pit-affine Klientel mit ihrem Mix aus brachialem Metalcore mit Nu-Metal-Elementen binnen weniger Minuten auf ihre Seite. Leider wummerte es beim Sound noch ordentlich im Bassbereich, sodass der Mix noch sehr undefiniert ausfiel. Dennoch war die außerordentliche Energie der Band zu jeder Sekunde zu spüren – allein durch Kinoshita selbst, der dem Publikum seine Ansagen kurzerhand ohne Mikro entgegenbrüllte.

Knosis
Knosis
Knosis
KnosisFotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Void of Vision

Void of Vision setzten den Abend weiter fort und fielen vor allem visuell durch ihre mit starken Goth-Vibes daher kommenden Outfits auf. Die größten Ausrufezeichen konnten sie aber immer noch durch ihre Bühnenpräsenz und ihr wuchtiges Soundbild setzen. Glücklicherweise ging es von hier an auch mixtechnisch immer weiter nach oben im Verlauf des Abends. Sänger Jack Bergin nutzte nahezu die ganze Bühne aus und integrierte dabei auch immer wieder seinen Mikroständer in diverse Einlagen. Ihre hauptsächlich vom “Chronicles”-Album bestehende Setlist wirkte am Ende angenehm kurzweilig.

Void Of Vision
Void Of Vision
Void Of Vision
Void Of VisionFotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Make Them Suffer

Eine Band wie Make Them Suffer an so einem Abend “nur” als Support zu sehen zu bekommen, mag an dieser Stelle fast schon dekadent wirken. So übersteigen die Australier:innen Stray From The Path in Sachen Insta-Follower:innen und Spotify-Hörer:innen mal eben um ein Vielfaches. Gleich beim Intro mit “Ghost of Me” merkte man erstmals ein wenig mehr Vertrautheit des Publikums mit dem Material der Band auf der Bühne. Das Quintett lieferte eine rundum starke Performance ab, die sich vor allem in ihrem tighten und sauberen Spiel äußerte. Keyboarderin Alex Reade sorgte dabei mit ihren fantastischen Clean Vocals nochmal für ein besonderes Highlight.

Make Them Suffer
Make Them Suffer
Make Them Suffer
Make Them SufferFotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Stray From The Path

Spätestens als ihr Banner mit der Aufschrift “Off With Their F*cking…” hochgezogen wurde, ließ sich die Überraschung erahnen, die Stray From The Path für uns vorbereitet hatten. Das Schleifgeräusch einer messerscharfen Klinge durchschnitt daraufhin im düsteren Intro die Halle, während hinter den Drums schlussendlich eine Guillotine enthüllt wurde. Selbig betitelte Lead-Single ihrer aktuellen Platte “Euthanasia” (2022) sollte daraufhin das muntere Treiben eröffnen. Drummer Craig Reynolds – der schon beim Aufbau bejubelt wurde – hielt dabei das explosive Gemisch aus groovigen Riffs und knurrigen Bassläufen wie immer auf einem unfassbar hohen Level zusammen.

Stray From The Path
Stray From The Path
Stray From The PathFotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Die 13 Songs umfassende Setlist bestand zum großen Teil aus Songs von “Euthanasia” und wenigen Ausflügen in die Vorgängerplatten. Neben den üblichen Verdächtigen (“Goodnight Alt-Right”, “Fortune Teller”) schaffte zum ersten Mal seit einigen Jahren auch “The Loudest In The Room” wieder seinen Weg in die Tourauswahl. Sänger Drew Dijorio zeigte eine gewohnt agile Performance und glänzte zwischen den Songs immer wieder mit Ansagen über Zusammenhalt oder die Dringlichkeit ihrer Botschaften. Hinter Stray From The Path steckt nun mal mehr als eine Band, die einfach nur stumpf ihre Songs runterperformt.

Eine Tour mit viel Zusammenhalt

Nach einem derben finalen Schlag in die Magengrube mit “Ladder Work” kehrten die Long Islander schließlich für ihr gewohntes Finale mit “First World Problem Child” auf die Bühne zurück. Die vorangegangene Ansage und Lobpreisung ihrer Supports ergänzte sich wunderbar mit dem darauffolgenden Feature von Knosis-Fronter Ryo Kinoshita, der den Sam Carter-Part übernahm. Es war wirklich schön zu sehen, wie sich alle Bands des Line-Ups gegenseitig unterstützten. Als besonderes Sahnehäubchen bei dieser rundum gelungenen Show muss übrigens definitiv noch die starke Lichtshow hervorgehoben werden, die auch unter anderem die Farbkonzepte der Alben aufgriff.

Stray From The Path
Stray From The Path
Stray From The PathFotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Man kann sich wirklich glücklich schätzen, in Zeiten wie diesen so starke Bandpakete für vergleichsweise wenig Geld zusammengeschnürt zu bekommen – noch dazu in einer der schönsten Locations in Köln. So bleiben am Ende schöne Erinnerungen an Pit-Momente sowie den Zusammenhalt der Bands und des Publikums untereinander. Bereits 2019 bei ihrer “Internal Atomics”-Tour brachten uns Stray From The Path ein großes und diverses Line-Up (The Devil Wears Prada, Gideon, Loathe) mit. Wenn dies auch zum Standard für zukünftige Europa-Reisen der Band wird, sollten wir uns wirklich sehr, sehr glücklich schätzen.

Beitragsbild im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

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