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AlternativeProgressiveRock

Live bei: Sleep Token in Köln (11.12.2023)

Ein magischer Jahresabschluss.

VON AM 14/12/2023

Wir sind uns alle einig, dass 2023 für Sleep Token ein einziger Erfolg war. Ausverkaufte Shows noch und nöcher, so auch ihr letztes Deutschland-Konzert für dieses Jahr im Kölner Palladium. Für viele ist Sleep Token die Band des Jahres – und das haben die maskierten Herren wieder einmal bewiesen.

In Scharen pilgerten Fans ins ausverkaufte Palladium und die Schlange wurde immer länger und länger – eins kann aber gesagt werden, das Publikum war so divers wie nur möglich. Jedes Geschlecht und Altersklasse war vertreten, sodass man auf den ersten Blick gar nicht so richtig erkennen konnte, wer denn eigentlich an diesem Abend auf der Bühne stehen sollte. Auf den zweiten Blick hat man dann aber doch noch Menschen mit Sleep Token Facepaint oder das ein oder andere Merch entdeckt.

Health eröffnen den Abend

Mit von der Partie war die Noise-Rock Band Health aus Kalifornien. Das Trio startet um 19:50 Uhr und wird mit tosendem Applaus empfangen. Nach den ersten paar Songs weiß man auf jeden Fall, warum Health ausgezeichnet als Opener funktionieren. Ein paar Techno-Vibes, ein bisschen Goth, sehr experimentell und zeitgleich auch irgendwie weird – „Vampir-Musik“ würde es wohl am besten beschreiben.

Health
Health
HealthFotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Stellenweise hatte man das Gefühl, die Menge sei etwas überfordert mit Health, viele fragende Blicke gepaart mit sanftem Hin-und-Her-Wippen. Die Kombo um Frontmann Jake Duzsik ist sehr sparsam mit ihren Interaktionen mit dem Publikum und verschwindet nach einer halben Stunde mit einem kurzen „Thank you“ von der Bühne.

Sleep Token: Möge das Ritual beginnen

Während der Umbaupause läuft im Hintergrund schon atmosphärische Musik und mittlerweile haben es auch die letzten Fans ins Palladium geschafft. Es ist picke-packe-voll! So voll, dass man immer mal wieder Menschen sieht, die abwechselnd die Arme in die Luft reißen und in der anderen Hand ihr Smartphone halten, auf der Suche nach ihrer Crew.

21:05 Uhr: Das Licht erlischt und die Menge rastet aus. Sleep Token und die „Vesseletts“ kommen auf die Bühne und lassen die Show – oder wie die Band es nennt: das Ritual – mit „Chokehold“ beginnen.

Nach ungefähr drei bis vier Songs geht kurz das Licht aus und man hört das Zirpen von Grillen. Schließt man die Augen, fühlt man sich kurz als ob man unter dem Sternenhimmel auf einer Wiese liegt. Es gleicht einer Traumreise, bevor es mit „Dark Signs“ weiter geht.

Frontmann Vessel glänzt mit einer unglaublichen stimmlichen Performance, auch wenn er hin und wieder etwas leise war. Man ist regelrecht wie verzaubert und muss stellenweise schmunzeln, wenn er wie Rumpelstilzchen über die Bühne tanzt.

Sleep Token
Sleep TokenFotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Sleep Token-Fans wissen, dass man von der Band keine große Interaktion mit dem Publikum erwarten braucht, sichtlich überraschend war es also, als Vessel bei „Granite“ mit einer Geste dazu auffordert, die Menge soll sich zu einer „Wall of Death“ teilen. Bei „The Love You Want“ erstrahlt die Halle in einem zarten Rosa und die Menge formt mit ihren Händen Herzen oder streckt drei Finger in die Luft.
„We are with you iii“ liest man auf Plakaten, die die Fans dabei haben. Zur Erklärung: Bassist iii musste vor einigen Tagen aufgrund familiärer Gründe die Tour frühzeitig verlassen.

Gänsehautmomente im Überfluss

Mit sage und schreibe sechzehn (plus einen) Songs nehmen Sleep Token ihre Fans auf eine unglaubliche musikalische Reise mit, darunter Fan-Favourites wie „Alkaline“ und „The Summoning“, aber auch ältere Stücke wie „Nazareth“ oder „Atlantic“ finden sich auf der Setlist wieder. Die Abwesenheit von Bassist iii ist vor allem in der Interaktion mit den Fans spürbar, da er das Bindeglied zwischen Publikum und Band bildet. „The Offering“ soll der letzte Songs des Abends sein. Die Band und auch das Publikum geben nochmal alles, was sie haben.

Sleep Token
Sleep TokenFotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Bevor Vessel, iv und ii die Bühne verlassen, werden noch ein paar Plecks in die Menge geworfen, Gesten der Dankbarkeit ausgetauscht und sich ehrfürchtig ans Herz gefasst, während die Fangemeinde die Truppe aus England in einem Meer aus Applaus und Jubel badet. Ein kurzes Raunen geht durch die Menge, als Schlagzeuger ii plötzlich die Maske an seinem Hals lockert. Passiert es etwa wirklich, ein Face-Reveal? Wo denkt ihr hin! Unter der Maske, trägt der Scherzkeks eine weitere Maske, und zusammen mit den Drumsticks fliegt die Sturmhaube ins Publikum.

Geschmacksexplosion für das Gehirn

Was für ein Abend. Was für eine Show. Ein durch und durch magisches Erlebnis. Wer Sleep Token dieses Jahr auf dem ein oder anderen Festival gesehen hat, ist vielleicht mit einer nicht ganz so hohen Erwartungshaltung zur Show gefahren; aber vergleicht man die Clubshow mit der Festivalbühne, muss man doch ganz klar sagen, dass die Festivalbühne der Band einfach nicht gerecht wird.

Die Band glänzt mit exzellentem musikalischen Können und nicht nur das – auch die Lichtshow ist so phänomenal und perfekt abgestimmt, dass es nicht nur ein Erlebnis für die Ohren, aber auch für die Augen ist. Ein bunter Soundmix aus Melancholie, Härte, Sexiness und Ekstase machen den Zauber aus. Ein erfolgreiches Ritual gesellt sich zur Sleep Token-Chronik und wir können das Nächste wirklich kaum erwarten.

Sleep Token
Sleep Token
Sleep Token
Sleep TokenFotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

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