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Live bei: Kissin‘ Dynamite in Wiesbaden (06.01.2023)

Sold my soul for Rock’n’roll.

VON AM 10/01/2023

Neues Jahr, neue Konzerte! Am 06. Januar durften wir im Wiesbadener Schlachthof mit einer rockigen Viererkonstellation offiziell ins neue Live-Jahr starten. Zu hören gab’s Modern Metal made by den Newcomern League of Distortion, handgemachten Hard-Rock aus Essen von Formosa, den schwedischen Power-Metal-Klassiker Dynazty und den Glam Rock-Headliner Kissin‘ Dynamite.

Es scheint das neue Ding zu sein, dass sich Bands auf Headliner-Tour wie sonst üblich nicht nur einen Support an Bord holen, sondern gleich zwei oder drei Kolleg:innen. Das sorgt natürlich dafür, dass man gleichzeitig etwas mehr für sein Geld bekommt, aber auch mit etwas anderen Erwartungen in den Abend geht: Wie trägt sich so ein Mini-Festival?

Mit diesem Gedanken kehrten wir am Freitag in den Schlachthof Wiesbaden ein, um ein kleines Rockfest mit den Schwaben Kissin‘ Dynamite zu begehen, die sich zu ihrer Not-The-End-Of-The-Road-Tour 2022/2023 gleich drei musikalische Gäste eingeladen haben. Mit von der Partie waren League of Distortion (bekannt gegeben als Opener), Formosa (offizieller Support-Act) und Dynazty aus Schweden (sogenannter Special Guest).

Um 19 Uhr startete der Rock-Abend mit der Newcomer Modern Metal-Kombo League Of Distortion in die erste Runde und uns wurde recht schnell bewusst, dass sich ein Gedanke schon mal nicht bewahrheitete: Obwohl der Einlass erst eine halbe Stunde vorher begann und deshalb noch nicht alle Leute die Garderobe oder den nächstgelegenen Bierstand aufsuchen konnten, bildete sich von Beginn an eine ordentliche Menschentraube vor der Stage um die Zweitband von KD-Gitarrist Jim Müller zu beäugen.

League Of Distortion

League Of Distortion, die gerade erst ihr Selftitled-Debüt veröffentlicht haben, können wohl die Anzahl ihrer Auftritte bisher noch an zwei Händen abzählen. Dennoch kann jeder, der sie Ende letzten Jahres mit Caliban auf Tour sah, bezeugen, dass sich die Gruppe um Sängerin Anna Brunner jetzt schon in Sachen Inszenierung gesteigert hat.

League of Distortion Wiesbaden

League of Distortion Wiesbaden
Fotos im Auftrag für MoreCore: Lisa Bressmer

Ein waberndes, brummendes Intro verkündet den Beginn des Auftritts. Das Quartett muss allerdings heute als Duo mit Unterstützung an Gitarre und Bass auskommen, denn Gründer Jim Müller muss sich auf seinen späteren Headliner-Auftritt vorbereiten und Bassist „Ax“ Felix Rehmann hat sich den Arm gebrochen. Der Fokus liegt nun umso mehr auf Vokalistin Anna „Ace“ Brunner, der man anmerkt, dass ihr die letzten Wochen auf Tour bereits viele Erfahrungswerte in Sachen Bühnenpräsenz mit auf den Weg geben konnten. Denn neben ihrer heftig-brachialen und alles durchdringenden Rockröhre, fällt auf, dass nun noch mehr gebangt, gesprungen und getanzt, es wird alles in den dreißigminütigen Opener-Slot gepackt was geht.

League of Distortion Wiesbaden

League of Distortion Wiesbaden
Fotos im Auftrag für MoreCore: Lisa Bressmer

Mit guten fünf oder sechs Nummern, darunter der ersten Single „Wolf Or Lamb“ und dem Aushänge-Schild-Track „It Hurts So Good“ können die bereits bei Napalm Records unter Vertrag stehenden Durchstarter dem Publikum gut einheizen. Auch wenn das bei dem etwas älteren Hard Rock-Publikum bedeutet, dass die Hörner das einzige sind, das großartig geschwungen wird. Und auch das restliche Feedback am Merch Table gibt dem Eindruck recht, dass die Liga der Verzerrten an diesem Abend einige neue Legionär:innen in ihren Reihen willkommen heißen durften.

League of Distortion Wiesbaden
Foto im Auftrag für MoreCore: Lisa Bressmer

Formosa

Nach einem kurzen Päuschen kehrt dann das erste Mal an diesem Abend der Glam in den Schlachthof ein. Die Essener Kombo, die sich „nicht vor Nacktheit schämt“, liefert bereits mit dem leicht bekleideten und dezent angeschwipsten Sänger Nik Bird echte 80er Jahre Vibes. Das wird ebenfalls davon unterstützt, dass die Stimme des Vokalisten in den hohen Tönen an Mötley Crües Vince Neil erinnert. Auch die Bühnenperformance zu den in Erinnerung bleibenden und schillernd klingenden Tracks wie „Fuck Up Your Liver“ und „Sold My Soul To Rock’N Roll“ wirkt authentisch glam-metallig, man fragt sich ob da jemand Glam Rock studiert oder einfach etwas zu tief ins Glas geschaut hat.

Formosa Wiesbaden

Formosa Wiesbaden

Formosa Wiesbaden

Formosa Wiesbaden
Fotos im Auftrag für MoreCore: Lisa Bressmer

Die Songs handeln von Sex, Rock’N Roll und alkoholischem Exzess, auch das reiht sich in die Reihe echter Glam-Relikte ein. Der gute handgemacht Gitarrenrock geht nach vorne (bzw. im Duck Walk) und lässt auch einige Köpfe im Publikum wackeln, man merkt, dass einige Besucher:innen sich eher diesem Genre zugehörig fühlen als dem des Openers. Vielleicht sind aber auch nur mittlerweile mehr Leute angekommen.

Formosa Wiesbaden

Formosa Wiesbaden

Formosa Wiesbaden

Formosa Wiesbaden
Fotos im Auftrag für MoreCore: Lisa Bressmer

Dynazty

Wirklich wie aus den 80ern entsprungen (aber erst 2007 gegründet) wirkt der Special Guest von Kissin‘ Dynamite, die extra aus Stockholm importierte, Power Metal-Größe Dynazty. Die langhaarigen, bärtigen Nordmänner kommen ganz ohne Nacktheit und Federkleid aus und liefern lieber der Wiesbadener Rockgemeinde, eine solide und gut eingespielte Show ohne viel Schnick-Schnack. Härtere Nummern und epische Balladen geben sich die Klinke in die Hand, klirrende Double Gitarren-Soli und ungewohnte Synthie-Elemente sorgen für Abwechslung zum klassischen Power Metal-Sound. Das Highlight des Dynazty-Auftritts ist definitiv das virtuose Schlagzeug-Solo.

Dynazty Wiesbaden

Dynazty Wiesbaden

Dynazty Wiesbaden

Dynazty Wiesbaden

Dynazty Wiesbaden
Fotos im Auftrag für MoreCore: Lisa Bressmer

Zwar sind die Schweden als Special Guest gebucht, nach den Reaktionen und der Textsicherheit des Publikums zu urteilen sind Dynazty aber eher Co-Headliner. Es ist nicht lauter als zu Kissin‘ Dynamite, die Halle gefüllt mit Dynazty-Shirt-Trägern platzt aber (obwohl das Konzert nicht als „ausverkauft“ deklariert war) aus allen Nähten. Wer guten alten Power Metal zu schätzen vermag, wird von der Leistung der Kombo um Sänger Nils Molin (der auch bei Amaranthe ins Mikro trällert) an dieser Stelle des doch recht abwechslungsreichen Rockabends sicher nicht enttäuscht.

Dynazty Wiesbaden

Dynazty Wiesbaden

Dynazty Wiesbaden

Dynazty Wiesbaden

Dynazty Wiesbaden

Dynazty Wiesbaden
Fotos im Auftrag für MoreCore: Lisa Bressmer

Kissin‘ Dynamite

Zu Beginn des Headliner-Auftritts des Abends fühlt sich die Halle doch wieder etwas „luftiger“ an. Das recht imposante Bühnenbild, bestehend aus einem LED-behangenen Strommast und einer mehrstufigen Erhöhung, wird enthüllt zusammen mit den vor einem leuchtenden Halbkreis stilecht-posierenden Kissin‘ Dynamite-Membern. Die Halle rastet aus und durch den mehrstufigen Bühnenaufbau und der Lichtinstallationen einiger Scheinwerfer auf der Stage entsteht im kleinen Schlachthof direkt Stadion-Feeling. Die Nebelmaschinen schießen aus allen Rohren und die Kombo um Sänger Johannes Braun erobert mit den ersten Klängen zu „No One Dies A Virgin“ die Bühne für sich.

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden
Fotos im Auftrag für MoreCore: Lisa Bressmer

Mit „I’ve Got The Fire“ geht das Feelgood-Feeling in die nächste Runde und der Glam Rock der bereits von Formosa angespielt wurde, darf sich nun vollkommen entfalten. Wiesbaden ist textsicher und unterstützt ihre Rock-Helden in den chorischen Antwort-Parts, die wie gemacht für solche Live-Momente sind. Typisch Glam Rock kehrt auch mit „Sex Is War“ das ewig gleiche Lieblingsthema wieder und das wird diesen Abend auch nicht mehr abbrechen. Wobei man Kissin‘ Dynamite lassen muss, dass nicht jeder Song von Sex, Drugs and Rock’N Roll handelt. So wird zu einem späteren Zeitpunkt von Sänger Braun auch das Topic Mental Health angesprochen und die thematisch zugehörige Klavier-Ballade „Scars“ präsentiert, bei welcher genannter selbst in die Tasten haut.

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden
Fotos im Auftrag für MoreCore: Lisa Bressmer

Dies bleibt aber einer der wenigen „besinnlichen“ Momente des Abends, letztendlich gibt es von Song zu Song einfach gut gemachten Rock im modernen 80er Jahre-Gewand auf die Ohren. Die Kombo liefert ihre Radio-bekannten Hits wie das flaggen-schwingende „Living On The Fast Lane“ und das KD-untypisch-klingende „Six Feet Under“ ab und lässt sich auch dafür von ihrem begeisterten Publikum ordentlich feiern.

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden
Fotos im Auftrag für MoreCore: Lisa Bressmer

Die Lichtshow darf man an dieser Stelle auch ruhig einmal hervorheben, denn die Lichttechnik legt hier Wert auf Abwechslung, Details und das Motto „Mehr ist Mehr“ – auch typisch Hair Metal eben. Zur ersten Zugabe offenbart sich der leuchtende Halbkreis im Hintergrund als gigantisches leuchtendes Bandlogo – Selbstinszenierung können Kissin‘ Dynamite auf jeden Fall.

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden
Fotos im Auftrag für MoreCore: Lisa Bressmer

Nach dem feierwütigen Beatles-Basher „Yoko Ono“ wird eine kleine (für mich komische) Ansage über übelwollende Frauen gemacht, die dann übergeht in ein „Lob“ für Anna Brunner, die dazu zum Duett mit Kissin‘-Dynamite-Sänger Hannes Braun für ihr gemeinsames Werk „Ecstasy“ auf die Bühne geholt wird. Und auch wenn ich mich sehr darüber freue die League Of Distortion-Sängerin nochmal in Action erleben zu dürfen – das mit der Anmoderation üben wir nochmal!

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden

Kissin Dynamite Wiesbaden
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Lisa Bressmer

Kurz vor der finalen Zugabe wird mit „DNA“ und „Not The End Of The Road“ nochmal alles hitverdächtige zelebriert, dem Publikum nochmal richtig eingeheizt und von den textsicheren Stimmorganen abverlangt was geht. Nach gut eineinhalb Stunden Kissin‘ Dynamite-Sause gibt es ein letztes Abgehen und Wiederauftauchen bevor sich die „Swabian Steel“-Kombo mit dem sentimentalen Mitgröhl-Schmankerl „Coming Home“ in die Nacht verabschiedet. Alles in allem ein netter und stimmungsvoller Abend in bester Old-School-Rock-Manier.

Beitragsbild im Auftrag von MoreCore.de: Lisa Bressmer

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