Live
Metalcore
Live bei: Electric Callboy in Berlin (02.02.2024)
Der „TEKKNO Train“ rollt weiter.
VON
Phuong Ly Dao
AM 06/02/2024
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Freitagabend im Berliner Velodrom: Vokuhilas, Schweißbänder und neon-bunte Trainingsanzüge so weit das Auge reicht. Das konnte nur der Auftakt der „TEKKNO“ World Tour 2024 von Electric Callboy sein. Denn nachdem die Jungs bereits letztes Jahr mit ihrem gleichnamigen Nummer-Eins-Album sämtliche Länder abgegrast – und dabei hierzulande die Hauptstadt ausgelassen – haben, konnten wir uns die Party natürlich nicht entgehen lassen.
SiM
Den Anfang machten SiM (kurz für „Silence iz Mine“) aus Japan. Mit „Kiss Of Death“ eröffneten sie ihre allererste Live-Performance in Deutschland. „You might be confused: What the fuck is this?”, sprach Frontmann MAH einem Teil des Publikums aus der Seele. „We call it Reggae-Punk. Let’s go!”. Ihr einzigartig tanzbarer Sound, gepaart mit sympathisch interaktiver Bühnenpräsenz und flashy Dance-Moves, erwies sich jedoch schnell als ansteckend und resultierte in den ersten Pits des Abends. Spätestens, als die Herrschaften aus Kanagawa ihren Attack On Titan-Hit „The Rumbling” zum Besten gaben, stimmten zumindest alle Anime-Fans textsicher mit ein.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schaefer (Cat Eye Photography)
Nothing More
Weiter ging es mit der texanischen Kombo Nothing More, die neben catchy Evergreens wie „Don’t Stop“ und „Go To War“ auch ihre neueste Single „If It Doesn’t Hurt“ im Gepäck hatten. Frontmann Jonny Hawkins sprach leider relativ selten und eher unpersönlich mit der bereits gut gefüllten Halle, die überwiegend mitwippte. Auffällig: Im Gegensatz zu ihren üblichen Shows stand ihr berühmt-berüchtigtes Percussion-Instrument „The Scorpion Tail“ dieses Mal nicht auf der Bühne. Doch die Truppe, die normalerweise für ihre starke Live-Energie bekannt ist, wusste sich zu helfen und konnte ihrem Ruf schließlich doch noch gerecht werden. Denn zum fulminanten Ausklang ihres Sets zückten die Jungs prompt zwei große Trommeln, mit denen sich Hawkins vom Publikum tragen ließ und zu deren lautstarken Anfeuerungsrufen den Rhythmus ballerte. Wild!
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schaefer (Cat Eye Photography)
Electric Callboy
Um Punkt 21 Uhr dann der Cut: Licht aus, LED-Leinwände an und schon kam der „TEKKNO Train“ angerollt. Dabei zogen die gut gelaunten Herren aus Castrop-Rauxel über den Abend hinweg alle denkbaren Register. Von glitzernden Konfetti-Kanonen über strahlende Pyrotechnik bis hin zu spektakulären Flammeneffekten und Kostümwechseln wurden keine Kosten und Mühen gescheut. Sogar das Bier wurde an diesem Abend in eigens angefertigte Mehrwegbecher mit Bandbranding ausgeschenkt. Die Fans feierten das Gesamtpaket und die bombastische Stimmung ließ auch die letzte Person auf den Sitzplätzen mittanzen.
Insgesamt gaben Nico, Kevin & Co. stolze 17 Songs zum Besten, wobei das obligatorische Akustik-Medley mit dem berühmten „Penisklavier” und ein catchy Schlagzeugsolo nicht fehlen durften. Alteingesessene Fans konnten sich dabei besonders über „Best Day“, „The Scene“ und „MC Thunder“ als älteste Tracks der Setlist freuen. Da sich aber seit „Crystals” mit dem Sound auch die Fanbase gewandelt hat, war die Crowd über Genre- und Altersgrenzen hinweg bunt durchmischt. Eine schöne Sache, die die Jungs ganz emotional betonten, während sie sich von Herzen für den Support ihrer Fans bedankten.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schaefer (Cat Eye Photography)
Harte Bässe, ehrenlos.
Allgemein sorgte das Quintett mit ihrer herzlich humorvollen Gruppendynamik für beste Unterhaltung. Schließlich könnte nicht jeder Act eine nahezu perfekte La-Ola-Welle durchs Velodrom jagen, geschweige denn knapp 9.000 Gäste dazu bringen, unisono Pupsgeräusche zu machen. Zwar wird es für so manchen aus Spandau angereisten Fan Punktabzug dafür geben, dass Kalle Koschinsky krankheitsbedingt nicht bei „Castrop X Spandau” die Bühne stürmte, doch spätestens als es bei „Arrow Of Love” rote Herzchen regnete, war dies schnell vergeben und vergessen.
Mit der traditionellen Zugabe und einer letzten Runde gehörig „abtauben” zu „We Got The Moves” ging letztlich ein wunderbar schwitziger, durchtanzter Abend zu Ende. Das Fazit? „Oh, fuck yeah, let’s do it again!”
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schaefer (Cat Eye Photography)
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