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AlternativePunkrock

Kritik: Red City Radio - "Paradise"

Ganze fünf Jahre haben sich Red City Radio Zeit genommen, um uns mit „Paradise“ den Nachfolger ihres Selftitled-Albums aus dem ...

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Ganze fünf Jahre haben sich Red City Radio Zeit genommen, um uns mit „Paradise“ den Nachfolger ihres Selftitled-Albums aus dem Jahr 2015 zu präsentieren. Im schnelllebigen Musikbusiness ist das schon eine Hausnummer, sagt man doch immer, dass zwischen zwei Alben nicht mehr als zwei bis drei Jahre liegen dürfen; andernfalls würden die Fans die Band aus den Augen verlieren.

Entweder sind Red City Radio solche Weisheiten ziemlich egal oder sie vertrauen darauf, in nunmehr 13 Jahren Bandgeschichte eine treue Fanbase aufgebaut zu haben, die geduldig wartet, ohne “fremdzugehen”.

Red City Radio liefern auf „Paradise“ eher ungewöhnliche Genrekost

Geduld ist dann auch das richtige Stichwort für den Opener der Platte. “Where Does The Time G?” lässt sich Zeit und baut sich ganz allmählich zu einer melancholischen Hymne auf. Fans der Band wird es freuen, doch wer sich neugierig zum ersten Mal an Red City Radio herantraut, sollte den Track lieber skippen.

“Baby of the Year” ist da schon eher geeignet, neue Fans zu akquirieren. Der Track hat alles zu bieten, was die Band aus Oklahoma City dahingebracht hat, wo sie heute steht. Typisches schnörkelloses Punk-Rock-Songwriting, gepaart mit der markanten rauen Stimme von Garrett Dale, die zweifelsohne mit Chuck Ragan oder Chris Wollard mithalten kann und der mehrstimmige Gesang im Refrain machen den perfekten Red City Radio-Song aus. Und davon gibt es auf „Paraside“ zum Glück einige, wie den Titeltrack oder das ohrwurmverdächtigen “Did You Know”.

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Wer es allein auf straighten Punk-Rock abgesehen hat, wird sich aber nach wie vor nicht so recht mit Red City Radio anfreunden können. Dafür schauen die vier Herren, bei denen übrigens neben Garrett Dale nur noch Schlagzeuger Dallas Tidwell von der ursprünglichen Besetzung übrig geblieben ist, zu gerne nach rechts und links, um das enge Punk-Rock-Korsett zu verlassen.

Heraus kommen dann Songs, wie der schon vorab als Single veröffentliche “100.000 Candles”, der schnell zur absoluten Ohrwurmgefahr wird. Dafür sorgen neben der ebenso eingängigen wie interessanten Textzeile “Why is the world on fire?” auch die Gitarrenmelodien. Auch die sind – und das gilt für das gesamte Album – insgesamt eher untypisch für Punk -Rock – aber gerade das macht Red City Radio auch so einzigartig.

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Die großen politischen Aussagen wird der geneigte Punk-Rock-Fan auf “Paradise” übrigens vergeblich suchen. Denn auch in Sachen Lyrics bleibt sich die Band treu und behandelt – geprägt von einer teils melancholischen, teils trotzigen Stimmung – vorwiegend persönliche Themen.

Bemerkenswert ist auch, dass es Red City Radio schaffen, ihr Niveau über das gesamte Album hinweg zu halten. Langweilig wird es nie – und mit “Fremont Casion” findet sich am Ende auch noch eine echte Hymne, bei der man sich zumindest gedanklich mit der Akustikgitarre ans Lagerfeuer setzen und mitsingen möchte.

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“Gutterland” als letzter Track der Platte ist dann noch einmal der Beweis, dass Red City Radio auch die straighten 2-Minuten-Songs schreiben können und dürfte dann auch diejenigen mit der Band versöhnen, denen der klassische Punk-Rock bisher zu kurz gekommen ist – taktisch klug gewählt.

Bild: Jered Scott / Offizielles Pressefoto

ALBUM
Paradise
Künstler: Red City Radio

Erscheinungsdatum: 04.12.2020
Genre: ,
Label: Pure Noise Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Where Does the Time Go?
  2. Baby Of The Year
  3. Did You Know?
  4. Love Of A Liar
  5. Young, Beautiful & Broke
  6. 100,000 Candles
  7. Paradise
  8. Edmond Girls
  9. Doin' It for Love
  10. Apocalypse, Please!
  11. Fremont Casino
  12. Gutterland
Red City Radio Paradise
Red City Radio Paradise
8
FAZIT
Red City Radio setzen ihren eigenen Weg auch mit Paradise konsequent fort. Sicher könnte man bei dem ein oder anderen Song fragen, ob das wirklich noch Punk-Rock ist. Aber mal ehrlich – auch Punk-Rock hat immer von Mut, Kreativität und Spielfreude gelebt. Red City Radio beweisen auf "Paraside" von alldem genug, um den Weg in viele CD-Regale zu finden - und um uns die Songs des Albums im nächsten Jahr auch live in vollen Clubs präsentieren zu können.