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Kritik: Parkway Drive - Darker Still

Zeiten ändern sich: Waren Parkway Drive vor einigen Jahren noch eines der Zugpferde des Metalcores, so haben sie mittlerweile ein ...

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Zeiten ändern sich: Waren Parkway Drive vor einigen Jahren noch eines der Zugpferde des Metalcores, so haben sie mittlerweile ein Auge auf die ganz großen (Heavy Metal-)Bühnen geworfen. Eine Entwicklung, die natürlich nicht spurlos an der treuen Anhängerschaft vorbeigeht. Gerade Fans der wegweisenden Alben “Horizons” (2007) und “Deep Blue” (2010) wundern sich schon länger, was mit ihren geliebten Australiern passiert ist. Spoiler: Auch “Darker Still” wird diese Gemüter weiter erregen.

“Wir wussten nicht, ob dies nicht unser letztes Album sein würde”, erzählte Fronter Winston McCall in unserem großen Interview Ende August. Darin ließ er auch tief blicken, wie es mental um die Band steht und dass die Pandemie auch für Parkway Drive als Kollektiv keine angenehme Zeit war. Gönnte sich das Quintett durch die abgesagte Nordamerika-Tour Anfang des Jahres erstmalig etwas Ruhe, überraschten sie wenige Monate später mit “Glitch”, der ersten Single-Auskopplung aus dem neuen Album “Darker Still”. Es folgte “The Greatest Fear” und dann der kontrovers diskutierte Titeltrack, der auf Seiten der Moshpit-Fraktion nur noch für Kopfschütteln sorgte.

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Parkway Drive: Die neue Ära ist längst eingeleitet

Doch wer nach “Ire” (2015) und “Reverence” (2018) noch immer auf eine Rückkehr zum Death- bzw. Metalcore-Sound gehofft hatte, wird die Reise der Band bis hierhin höchstens oberflächlich verfolgt haben. Schon auf “Ire” entdeckten Parkway Drive die großen Metal-Riffs für sich, nachdem sie auf “Atlas” (2012) das Gefühl der Repetition bekannter Songstrukturen hatten. So gab es ursprünglich eine “Standard”-Mosh-Version zu “Vice Grip”, bevor die Band den Schritt wagte, sich von den Erwartungen zu befreien, um den Song zu einem Modern Metal-Hit umzubauen. Kontroverse Diskussionen inklusive.

Das neuste Werk greift daher den Sound und Vibe des Vorgängers “Reverence” auf, treibt das Ganze aber nochmal eine Ecke weiter. Düsterer, insgesamt langsamer, aber nicht weniger heavy geht es in den elf Songs und insgesamt 45 Minuten Laufzeit zu. “Ground Zero” gibt dabei den Ton an: vorsichtig singt McCall, während im Hintergrund leise eine Spieluhr läuft, bevor das Riff-Gewitter beginnt. Der Opener ist zugleich einer der großen Hits der Platte, die mit einigen Überraschungen auf den Zuhörenden wartet und immer auf Hooks und Sing-A-Longs abzielt.

 

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Es ergibt alles Sinn

Waren die Singles für sich gesehen kaum greifbar und aussagekräftig, was laut Winston McCall auch so gewollt war, ergeben sie im Album-Kontext absolut Sinn. Nach dem Stampfer “Like Napalm” folgt “Glitch”, der seine Nu Metal-Einflüsse nicht kaschieren kann, dabei aber auch die Geschwindigkeit drosselt, bevor “The Greatest Fear” mit epischen Chören, Orgel und einem “Another Brick In The Wall”-esquen Chorus einsetzt. Hier zollen Parkway Drive ihren Helden um Pink Floyd und Metallica Tribut, bevor sie zum Ende des Songs nochmal ein Feuerwerk abbrennen. 

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Mit “Darker Still” folgt eine waschechte, fast sieben minütige Classic Rock Ballade, die so platziert ist, dass man kaum an ihr vorbeikommt. Angeführt von einem markanten Pfeifen im Intro, zu dem unter anderem Simple Plans Frontmann Pierre Bouvier seinen Atem beisteuerte, baut sich der Titeltrack immer weiter auf, um dabei eine melancholische Atmosphäre zu erzeugen. Dramaturgisch sitzt der Song dort richtig, bekommt er hier doch genug Platz, um sich vernünftig zu entfalten. Parkway Drive legen hier offensichtlich viel Wert auf die Album-Experience, indem sie ein Auge auf die Dynamik der Songs und deren Bezug zueinander werfen. Dabei fordern sie aber auch die volle Konzentration und Aufmerksamkeit, damit die Zusammenhänge klar werden.

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Licht und Schatten

“Imperial Heretic” ist ein weiterer Track nach dem mittlerweile bekannten Muster der Band, bleibt aber vergleichsweise weniger hängen. Auf “If A God Can Bleed” geben sich die Australier recht experimentell und erinnern leicht an Zeal & Ardor, spielen sogar mit Vocal-Effekten und dem Wah-Pedal. Allerdings hängt das Album an dieser Stelle recht durch. Einzig die Transition zu “Soul Bleach” ist wirklich spannend, da es unerwartet wieder richtig zur Sache geht. Selbst Metalcore-Fans kommen zumindest ein wenig auf den Geschmack, um sich dabei mit Pantera-Anhängern im Moshpit in den Armen zu liegen. “Land Of The Lost” und “From the Heart of the Darkness” sind zum Abschluss nochmal zwei bockstarke Kopfnicker-Songs, die ein sehr wuchtiges und düsteres Finale bilden, um nur noch Schutt und Asche hinter sich zu lassen.

Die Frage, die sich am Ende stellt, ist die Erwartungshaltung und Gusto des Zuhörenden. Ja, das ist eine ziemlich triviale Aussage. Dennoch käme “Darker Still” bei vielen Leuten möglicherweise besser weg, wenn nicht Parkway Drive drüber stehen würde. Das ist allerdings sehr schade, denn die Australier schaffen es durchaus, ihren musikalischen Einflüssen – allen voran Metallica – zu huldigen und das Ganze in ein wuchtiges und modernes Gewand zu verpacken. Dabei gelingt ihnen sicherlich nicht alles, aber doch sehr viel und möglicherweise wird dies auch mit etwas Abstand anerkannt werden.

Foto: Dave LaPage / Offizielles Pressebild

ALBUM
Darker Still
Künstler: Parkway Drive

Erscheinungsdatum: 09.09.2022
Genre: ,
Label: Epitaph Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Ground Zero
  2. Like Napalm
  3. Glitch
  4. The Greatest Fear
  5. Darker Still
  6. Imperical Heretic
  7. If A God Can Bleed
  8. Soul Bleach
  9. Stranger
  10. Land Of The Lost
  11. From The Heart Of The Darkness
Parkway Drive Darker Still
Parkway Drive Darker Still
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FAZIT
Mit "Darker Still" setzen Parkway Drive ihren Weg, weg vom Metalcore und hin zu einem modernen (Heavy) Metal-Sound, fort. Das wird Oldschool-Fans weniger gefallen, doch wer ein offenes Ohr für große Melodien und ein Herz für klassische Rock und Metal-Referenzen hat, wird hier voll auf die Kosten kommen.