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Kritik: Less Than Jake - "Silver Linings"
Mit Ska-Punk und demensprechend auch mit dessen Szene-Größen ist es ja so eine Sache. Entweder man liebt es oder man ...
VON
Mauritz Hagemann
AM 09/12/2020
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Mit Ska-Punk und demensprechend auch mit dessen Szene-Größen ist es ja so eine Sache. Entweder man liebt es oder man macht einen großen Bogen drum. Einige wenige stehen allerdings auch in der Mitte, konnten sich nie so richtig für eine der beiden Seiten entscheiden und schreiben jetzt Rezensionen für ein Online-Musikmagazin. Mal sehen, ob Less Than Jake mich mit Studioalbum Nr. 9 auf ihre Seite ziehen können.
„Silver Linings“ heißt das neue Werk, ihre erste Platte in voller Länge für das Label Pure Noise und der Nachfolger des 2013 erschienenen „See The Light“. Das Album versteht sich gleichzeitig als eine Sammlung akustischer Tagebuchseiten und ein Leitbild, das Less Than Jakes Überzeugung nach zwei Jahrzehnten im Rock’n’Roll-Zirkus festigt.
Less Than Jake lassen das Jahr fröhlich ausklingen
Gerade auf Festivals kommt man eigentlich nicht um Less Than Jake herum. Mit einer beeindruckenden Beständigkeit grüßen sie seit Jahren von sämtlichen Plakaten der Festivals, bei denen Punk-Rock im Vordergrund steht. Kein Wunder, denn so schwer es fällt, sich Less Than Jake oder andere Vertreter des Ska-Punks in einem kleinen, intimen Club an einem grauen Novembertag vorstellen, so leicht fällt es, sie am Samstag eines Sommerfestivals bei Sonnenuntergang auf die Bühne zu verorten.
Denn das, was Festivals ausmacht, verkörpern Less Than Jake seit nunmehr 28 Jahren: Spiel- und Trinkfreue, Unbeschwertheit und gute Laune. Um zu erkennen, dass dies auf „Silver Linings“ nicht anders sein wird, braucht es gerade einmal handgestoppte zehn Sekunden. Dass Less Than Jake direkt den Opener „The High Cost of Low Living“ mit dem Soundeffekt eines sich füllenden Glases versehen, macht deutlich, dass die oben genannten Attribute nach wie vor gelten.
Auch auf „Lie To Me“ geht es fröhlich und unbeschwert weiter. Auch Saxophon und Posaune sind präsent und prägnant wie eh und je. Das gilt auch für die markante, gerade in höheren Lagen immer etwas dünn wirkende Stimme von Sänger Chris Demakes. Doch auch hier gilt: Wer die Stimme liebt, liebt sie auch auf „Silver Linings“.
Ein hoffnungsvoller Silberstreifen am Horizont
Dass Less Than Jake trotz des immer größer werdenden Unterschiedes zwischen ihrem Alter und dem der Besucher nach wie vor nicht von den Festivalbühnen wegzudenken sind, liegt natürlich in erster Linie an der Hitdichte ihrer Songs und dem Gespür für mitsingfähige Refrains. Davon finden sich auf „Silver Linings“ auch wieder genügend, um für die nächsten zehn Jahre vorzusorgen.
Nicht verschleiern kann die Band aber, dass der Ohrwurmfaktor im Laufe des Albums dann doch abnimmt. Auch Songs wie „The Test“ oder „Dear Me“ – letzterer thematisiert übrigens den Verlust von Freunden durch Distanz und Tragödie und zeigt, dass Less Than Jake zumindest lyrisch nicht nur gute Laune können – drücken weiterhin aufs Gaspedal, doch bis sich die Refrains im Ohr festsetzen, dauert es aber deutlich länger als noch am Anfang des Albums. Ein Song wie „Lost at Home“, der gerade im Vergleich zum fulminanten Start äußerst zäh und träge daherkommt, ist dann wohl wirklich nur noch etwas für die Die-Hard-Fans der Band.
Less Than Jake wollen nach eigenen Angaben mit „Silver Linings“ zeigen, dass es immer ein Licht am Ende des Tunnels gibt und die Zuhörer von den Schwierigkeiten der Welt erlösen. Große Worte, der aber auch große Taten folgen. Love, Life and The Pursuit of Happiness: Wenn es doch immer so einfach wäre wie bei Less Than Jake.
Bild: Paris Visone / Offizielles Pressefoto
Silver Linings
Künstler: Less Than Jake
Erscheinungsdatum: 11.12.2020
Genre: Punkrock, Ska
Label: Pure Noise Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- The High Cost of Low Living
- Lie To Me
- Keep On Chasing
- Anytime and Anywhere
- The Test
- Dear Me
- Monkey Wrench Myself
- King of the Downside
- Lost At Home
- Move
- Bill
- So Much Less
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