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Kritik: Drangsal - "Exit Strategy"

Liebe, Zweifel, das Schöne und das weniger Schöne und über allem: Die Suche nach sich selbst. All diese Themen und ...

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Liebe, Zweifel, das Schöne und das weniger Schöne und über allem: Die Suche nach sich selbst. All diese Themen und Fragen wirft Drangsal in seinem dritten Album „Exit Strategy“ auf. Die Platte mit elf Songs erscheint an diesem Freitag und stellt den nächsten Schritt in seiner Karriere dar. Wie das Ganze klingt, das haben wir für euch schon einmal herausfinden dürfen und nehmen euch mit in die Exit Strategy von Max Gruber.

Drangsal geht den konsequenten, nächsten Schritt

Nachdem das Debüt-Album „Harieschaim“ eher einen eher düsteren Post-Punk-Weg beschritt und die darauffolgende Platte „Zores“ deutlich poppiger klang, stellt sich bei „Exit Strategy“ die Frage, wie sich Drangsal entwickelt hat und wohin die Reise geht.

Einen ersten Eindruck erhalten Fans gleich mit dem ersten Track „Escape Fantasy“. Während die anfangs verträumten Gitarrenklänge sowie die Synthesizer im Verlauf des Stücks eine Dramatik aufbauen, treten sie immer mehr in den Hintergrund.

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Der eingängige, elektronische 80s Vibe macht sich Stück für Stück breiter und umspielt Drangsals phonetisches Spiel mit der deutschen Sprache, welches seines Gleichen sucht.

Es ist beinahe so, als würde Gruber durch die starken Wortbetonungen seine eigene Sprache erfinden, die allerdings trotz allem alle verstehen. Die Zweifel an der eigenen Person, sowie die Suche nach sich selbst wird bereits in diesem Song zum Ausdruck gebracht und kontrastiert die eher positiven, musikalischen Klänge.

Eine Weiterentwicklung des Stils

Auch der Titel-Track „Exit Strategy“ verbleibt elektronisch und verspielt. Zugleich breitet sich eine kühle Grundstimmung aus. Alles in allem ein richtiger Drangsal-Song, wie man ihn kennt und ein Refrain, der sich wohl für die nächsten Monate in die Trommelfelle gebrannt hat. Auffallend sind hier besonders die zahlreichen Ebenen, die das Stück immer und immer wieder hörbar machen. Es gibt jedes Mal etwas zu entdecken.

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Der Song „Mädchen sind die schönsten Jungs“ wurde bereits vorab veröffentlicht und behandelt die Suche nach der sexuellen Orientierung, und wofür man denn eigentlich im Leben steht.

Dabei prangert er die binäre Geschlechtertrennung an und bildet mit der Zeile „Du bist kein Mann, bist keine Frau, du weißt es selbst noch nicht genau“ einen Rahmen um den Song.

In den Strophen ist das Stück von musikalischer Seite deutlich zurückhaltender und legt den Fokus auf die Lyrik, während der Refrain tanzbar ist, ausbricht und eine zuckersüße Grundstimmung versprüht.

Die Themen, die wirklich bewegen

Während sich „Rot“ auf die Suche nach dem Sinn im Leben begibt und gleichzeitig das Verlorensein verkörpert, thematisiert „Schnuckel“ eine unerwiderte Liebe. Die Musik ist dabei mindestens genauso süß, wie der Titel selbst.

Dass das Projekt auch an Härte zulegen kann, beweist es auf „Exit Strategy“ an mehreren Stellen. So besticht „Liedrian“ durch einen straighteren, treibenden Indie-Sound, der besonders den Bass in den Vordergrund hebt.

Das Zusammenspiel macht darüber hinaus ab der ersten Sekunde an Spaß und wird auch live ohne Zweifel Anklang finden.

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Besonders das letzte Drittel des Albums wirkt etwas rauer. „Benzoe“ stellt einen treibenden, rockigen Sound dar, der durch seine Ups and Downs wie eine Reise wirkt. Es ist, als würde der fröhliche Teil der NDW ein Revival erfahren und das auf die bestmögliche Art und Weise.

Auch „Ein Lied geht nie kaputt“ ist treibend, kraftvoll und wird besonders durch die Synthies massiv gefüllt. Diese stärken den Track, sodass er sich stetig aufbaut und zum Ende hin nahezu in einer Ekstase mündet.

Den Schluss von Drangsals „Exit Strategy“ bildet „Karussell“ und nimmt die Fans noch einmal mit auf eine Reise. Die anfangs gezupften, akustischen Gitarren bieten einen entspannten Einstieg, der beinahe an eine Art Schlaflied denken lässt.

Durch einen Break baut sich der Song durch elektronische Elemente epochal auf und zieht die Hörenden in eine eigene Welt. „Ich dreh mich ganz schnell, wie ein Karussell“ ist dabei genau die passende Line, da es sich so anfühlt, als würde man den Boden unter den Füßen verlieren.

Im Anschluss erdet der Song durch die erneuten Klänge der akustischen Instrumente, welche langsam in den Hintergrund treten und Jahrmarkt-Klänge aufkommen. Die Fahrt mit dem Exit Strategy-Karussell ist vorbei, bitte alle aussteigen.

Bild: Drangsal / Offizielles Cover des Albums „Exit Strategy“

ALBUM
Exit Strategy
Künstler: Drangsal

Erscheinungsdatum: 27.08.2021
Genre: , ,
Label: Caroline (Universal)
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Escape Fantasy
  2. Exit Strategy
  3. Mädchen sind die schönsten Jungs
  4. Rot
  5. Liedrian
  6. Ich bin nicht so schön wie du
  7. Urlaub von mir
  8. Schnuckel
  9. Benzoe
  10. Ein Lied geht nie kaputt
  11. Karussell
Drangsal Exit Strategy
Drangsal Exit Strategy
9.5
FAZIT
Mit „Exit Strategy“ ist es beinahe so, als bringe Drangsal die Neue Deutsche Welle zurück und zieht ihr gleichzeitig eine rosarote Regenbogenbrille auf. Doch nicht nur das. Nach diesem Album gibt es für Drangsal final keine Genres mehr. Die Musik variiert und kombiniert so, wie es ihr eben passt. Die Texte spielen mit der deutschen Sprache auf eine ganz eigene Art und Weise, sprechen darüber hinaus wichtige und sehr persönliche Themen an, die so klar formuliert sind, dass sie jeder versteht und fühlt.