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Interview
„Zeiten ändern sich halt und manchmal tut das eben auch weh“ – The Sewer Rats im Interview
Die Band im Gespräch über ihr neues Album, Teenager-Zeiten und den perfekten Sommer.
VON
Redaktion
AM 29/04/2020
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Am morgigen Donnerstag, dem 30. April veröffentlichen The Sewer Rats ihre neue Platte „Magic Summer“. Kaum ein Albumname könnte aktuell mehr Sehnsucht in uns hervorrufen, sehnen wir uns doch alle gerade genau nach diesem. Zeitgleich ist uns bewusst, dass uns ein Sommer voller „Teilisolation“, ohne großartige soziale Kontakte und Live-Musik bevorsteht.
In solchen Zeiten ist es umso wichtiger, dass man seine Träume und Sehnsüchte in die Musik packt, diese mitnimmt und in die Welt trägt. Drei Songs haben uns The Sewer Rats bereits vor Release zur Verfügung gestellt, ab morgen dürft ihr euch dann endlich auch die restlichen Songs zu Gemüte führen.
Wir haben uns passend dazu mit Chris, Aqua und Archy über das Album, Teenager-Zeiten, Frisuren und den perfekten Sommer unterhalten. Viel Spaß damit!
MC | Kevin: Aktuell kommen wir leider nicht in den Genuss von Live-Shows. Was ist eure schönste Erinnerung von den Touren der vergangenen Jahre?
SR | Chris: Da fallen mir spontan vier Sachen ein! Zum einen ist das auf jeden Fall unsere Japan Tour 2017. Nachdem wir zum ersten Mal 2014 dort auf Tour waren, haben sich wirklich viele Freundschaften entwickelt, die die Jahre überdauern. Ich liebe Japan einfach! Das Land ist wunderschön, die Leute sind super freundlich, total zuvorkommend und wertschätzend. Bei den Shows rasten sie komplett aus! (Damit ich bei der nächsten Japantour noch mehr verstehe, habe ich sogar einen Japanischkurs belegt, haha).
Dann ist unsere Ostküstentour 2018 mit den Jukebox Romantics unvergesslich. Die Tour fing in New York City an. Die erste Show war direkt in einem Laden am Tompkins-Square-Park in der Lower East Side, direkt um die Ecke vom ehemaligen CBGBs (r.i.p) und Vinnie Stigmas NYHC Tattooladen und in der Gegend, wo eben die Ramones etc. angefangen haben. Der Tourhöhepunkt waren unsere beiden Shows auf dem FEST in Gainesville! Zwei weitere Highlights waren für mich unser Auftritt beim Booze Cruise 2019 (bei unserem RANCID Coverset war wirklich komplette Anarchie) und unsere Show im Vorprogramm der Broilers im Sommer 2018. Sie hatten uns eingeladen vor 7500 Leuten in Kassel für sie zu eröffnen. Good Times!
SR | Archi: Mein Highlight war auf jeden Fall THE FEST in Gainesville 2018. Das ist einfach das Punkrock-Mekka schlechthin und die Geburtstadt von Bands wie Hot Water Music und Against Me! – das war schon immer ein Traum.
SR | Aqua: Die zweite Japan-Tour, die Chris schon erwähnt hat, war meine erste mit The Sewer Rats überhaupt. Für mich war das wirklich Liebe auf den ersten Blick. Eine faszinierende Kultur und ein tolles Land, mit sehr, sehr lieben Menschen. Ich glaube es gibt wenig, was dich als Erdling mehr wachsen lässt, als in so eine „andere Welt“ einzutauchen. Für diese Erfahrungen bin ich sehr dankbar!
„Die Zeiten ändern sich halt, ob du willst oder nicht, und manchmal tut das eben auch weh.“
MC | Kevin: War die Thematik des Erwachsenwerdens, die sich durch das Album zieht, Teil eines Konzepts und wie ist der Schreibprozess von „Magic Summer“ vonstatten gegangen?
SR | Chris: Als ich die Songs geschrieben habe, hat mich diese Thematik schon sehr beschäftigt. Ich glaube, es kommt bei jedem irgendwann eine Zeit, wo man teilweise auch mal etwas wehmütig zurückblickt und sich die „Good Old Days“ zurückwünscht. Als alle noch immer Zeit hatten, man den ganzen Tag zusammen geskatet ist und nie an Morgen oder höchstens bis zum nächsten Wochenende oder Sommerroadtrip dachte.
Die Zeiten ändern sich halt, ob du willst oder nicht, und manchmal tut das eben auch weh. Aber die Platte thematisiert nicht nur das melancholische Zurückschauen, es gibt neben dem weinenden auch das lachende Auge. In einigen Songs geht es eben auch darum, sich etwas aus dieser magischen Zeit zu bewahren und in die Gegenwart und vor allem in die Zukunft rüberzuretten. Ich stehe noch immer auf viele der selben Dinge wie mit 17/18, ich skate noch, ich liebe noch immer Punk und führe ein Leben in der Subkultur. Die Zeit testet dich und deine Liebe zu den Dingen. Wenn du sie genug liebst, dann findest du einen Weg, weiterhin Zeit dafür einzuräumen, auch wenn sich dein Leben sonst vielleicht krass verändert hat. Um auf deine Frage zurückzukommen: Ich habe die Songs nicht mit dem fertigen Konzept geschrieben, sondern wir haben quasi im Nachhinein den roten Faden gesehen. Das war ein schöner Moment!
MC | Kevin: Was überwiegt beim Gedanken an die besungene Jugend bzw. das Teenager-Alter? Das unbeschwerte Leben während eines perfekten Sommers oder die Angst vor dem Zahnarzt und dem Psychologen?
SR | Chris: Auf jeden Fall der Gedanke an das unbeschwerte Leben während eines perfekten Sommers! Wobei man auch sagen muss, dass die letzteren beiden Ängste noch nicht wirklich was von ihrer Aktualität eingebüßt haben, haha. Aber diese rückwärtsgerichtete Sehnsucht, diese Melancholie, in der man sich in eine Zeit zurückwünscht, die es nicht mehr gibt, hat auch ein wenig etwas Trügerisches. Denn natürlich war damals nicht alles super. Zum Beispiel ist man heute viel freier. Ich kann machen, was ich will, leben wo ich will etc. Das ging als Teenager nicht so einfach. Aber beim Albumtitel und dem Song „Magic Summer“ geht es auch um einen utopischen Wunsch. Du wünscht dir noch einmal so einen magischen Sommer – quasi ein Best of – wo alles coole von damals wieder am Start ist. Ruf alle Freunde an, Treffpunkt alte Aral-Tanke, Abfahrt 10 Uhr Richtung San Sebastian. Bringt die alten Mixtapes mit!
SR | Archi: Haha. Beides hat so seine Spuren hinterlassen. Ich hab noch immer keinen Bock auf den Zahnarzt und träume mich dann lieber in eine coole Skatesession oder auf ein Konzert, damit es schneller vorbei geht.
SR | Aqua: Man neigt vielleicht schon eher dazu, Vergangenes zu idealisieren und unliebsame Erinnerungen zu verdrängen. Zumindest geht es mir hin und wieder so. Das ist aber vermutlich auch einfach das bessere Mindset. Ich schau jedenfalls lieber mit dem lachenden Auge zurück.
„Irgendwann wird aus einer Attitüde ein Lebensstil.“
MC | Kevin: Wie schafft ihr es die lebensfrohe „Fuck Off“-Attitüde der Jugend beizubehalten?
SR | Chris: Also ich denke, dass einen ein Leben in der Subkultur sowie schon jung hält. Wenn du in einer Band spielst und tourst, dann umso mehr. Überall neue Leute kennenlernen, unvorhersehbare Situationen erleben, in South Central L.A. bei mexikanischen Gangstern auf dem Boden pennen, skaten gehen, T-Shirts designen, Shows veranstalten, etc. Das hält dich fresh, genügsam und jung. Dazu versuche ich meinen Körper und Geist jetzt besser zu behandeln als früher. Ich mache viel Sport, ernähre mich vegan, trinke eher Smoothies als Bier und mache Yoga und Meditation, anstatt morgens um halb 7 als Zombie nach Hause zu torkeln. Ich habe in meinem Leben wirklich schon viel und hart gefeiert und ich will nicht ganz ausschließen, dass das irgendwann auch nochmal ein kleines Comeback hat, haha. Im Moment ist mir meine Gesundheit aber viel wichtiger. Ich versuche aktuell einfach mehr darauf zu achten, was ich konsumiere, egal ob körperlich oder geistig.
SR | Archi: Ich glaube, irgendwann wird aus einer Attitüde ein Lebensstil. Wenn du immer der Aussenseiter mit den komischen Ansichten warst und überall angeeckt bist, dann fühlst du dich irgendwann wohl in der Rolle und dir ist vieles egal, was dir früher Kopfzerbrechen bereitet hat. Du lernst auf diesem Wege andere Aussenseiter kennen, machst zusammen Musik und gibst ein Interview für MoreCore, haha. (Anm. der Red.: Wir sind alle Außenseiter, die im Kern zusammenfinden! #morecorefamily)
SR | Aqua: Immer weiter das machen, was man liebt! In unserem Fall ist das halt mit guten Kumpels und Gleichgesinnten in einer Band spielen, so viel wie möglich touren und so wenig wie möglich an Übermorgen denken. Sie haben es damals nicht geschafft, es uns auszureden, sie schaffen es auch heute nicht.
MC | Kevin: Was hat Chun Li, was die anderen Street Fighter Charaktere nicht haben, und wieso gebührt ihr ein eigener Lovesong?
SR | Chris: Seit ich zum ersten Mal Street Fighter II als kleiner Knirps in Frankreich in einer Spielhölle gesehen habe, bin ich fasziniert von dem Spiel und „in love“. Ich habe damals auf die Knöpfe gedrückt und dachte, ich würde selber spielen, dabei war es nur der Testlauf bzw. dieser Showkampf, der läuft, wenn keiner spielt. Ich hatte kein Geld eingeworfen und hätte mich das auch nie getraut. Chun-Li ist einfach eine Powerfrau, ein krasses Riot Girl und haut jedem Depp, der ihr dumm hinterherpfeift, die Schnauze ein. Außerdem hat sie die besten Moves. Ich würde behaupten, mit Chun Li bin ich – auf jeden Fall bandintern – unschlagbar!
SR | Aqua: Ich hab ihn 1x besiegt! Trotzdem hat er auch das Duell am Ende für sich entschieden – der Sack.
MC | Kevin: Wenn sich ein Creep auch durch seine Frisur auszeichnet, was war eure verrückteste Frisur?
SR | Chris: Als Teenie hatte ich immer im Sommer blondgefärbt und im Winter schwarz, die typische Skaterboi-Friese damals. Dann hatte ich ein VHS-Video von einem Kumpel ausgeliehen, wo Fat Mike blondgefärbte Dreadlocks mit dunklem Ansatz hatte. Da habe ich mir die Haare langwachsen lassen – was unendlich beschissen aussah. Als sie lang genug waren (Creep des Jahres!), habe ich mich dann mit meinen beiden besten Freunden und einem von meinen Eltern geklauten Kasten Warsteiner hingesetzt, Less Than Jake und Homegrown gehört und die haben mir dann Dreads gemacht. Tat unendlich weh und wurde gar nicht mal so gut.
Als Zivi hab ich dann den Film SLC Punk gesehen und wollte auch blaue Haare haben. Hab ich dann auch gemacht, aber meine Chefin im Krankenhaus fand es weniger witzig (Ich hatte eine blaue Pflegepersonalskluft an. Blau in blau, quasi). Sie hat zu mir gesagt „entweder die blauen Haare sind morgen früh weg, oder du kommst in den Keller“. Ich habe mich dann wieder für schwarz entschieden…
SR | Aqua: Ich hab mit zarten sechs Jahren begonnen, eine prächtige Metaller-Mähne wuchern zu lassen und hatte seit dem eigentlich nie „normale“ Frisen. Aber am bescheuertsten sah ich wahrscheinlich aus, als sich irgendwann während der Teenagerzeit zu viele verschiedene Musikgeschmäcker begannen zu vermischen… Unabhängig von der Frisur fällt es mir bis heute schwer, mich auf einen optischen Style festzulegen.
SR | Archi: Ich glaube meine „verrückteste Frisur“ steht mir noch bevor, jetzt wo langsam die Haare ausgehen, bleibt mir irgendwann nur noch der Look von Doc Brown aus „Back To The Future“. Aber hey… da habe ich Bock drauf!
MC | Kevin: Gibt es Unterschiede zwischen einem perfekten Sommer heute und einem perfekten Sommer in der Jugend?
SR | Chris: Definitiv. Ich muss heute nicht unbedingt mehr mit zehn Homies in Frankreich jeden Tag und jede Nacht so hart und asozial „No-future Piss-drunk-Style Party“ machen, dass ich von drei Campingplätzen in Serie fliege. Es ist für mich mittlerweile auch auch mal okay, etwas teureres zu Abend zu essen, als ein Sixpack Lidl-Bier und eine 5 Euro-Pizza. Dazu kommt, dass es mehr weh tut, beim Skaten auf die Fresse zu fallen, aber das ist mir aber scheißegal (und ich habe mir gestern im Concrete Wave noch neue Pads gekauft, ich will endlich Rampe fahren lernen!)
Aber: Ich habe natürlich noch immer genauso Bock wie damals – wenn nicht sogar mehr – mit Freunden zu touren und zu reisen. Und sowohl in einem perfekten Sommer damals als auch heute, hätte ich dieselben Klamotten an, haha. Ich habe nie damit angefangen, mich plötzlich „erwachsen“ zu kleiden. Also Klamotten und Soundtrack: Echt kein Unterschied. Vollkommen hängengeblieben. Dickies & Chucks/Vans for life. Haha! Egal ob Sommer 2002 oder 2020.
MC | Kevin: Könnt ihr euch an euren eigenen Magic Summer erinnern?
SR | Chris: Jeden Tag mit den Freunden auf der Straße skaten, über die nächste Schulparty labern, Pläne schmieden, Roadtrips nach Frankreich die Atlantikküste runter in meinem alten roten VW Passat, Street Skating in Bordeaux und San Sebastian, mit dem Zug in andere Städte fahren und Skate Spots auschecken, oben ohne in Suburbia nachts mit der Karre rumcruisen und von Cops angehalten werden („Ihr Auto stinkt ja wie ein Schweinestall“). Mit 16 auf Schüleraustausch nach Japan und alleine mit Walkman, Independent-Pulli und „Dude Ranch“ auf den Ohren nachts durch Tokyo latschen…früher schienen Sommer irgendwie von Mai bis September zu gehen.
SR | Archi: Rückblickend verschmelzen viele einzelne Erlebnisse in diesen einen „magischen Sommer“ – das erste Festival (bei mir übrigens das Force Attack 2004) hinterlässt genau so seine Spuren, wie endlose Skatesessions bei denen man die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte, aber unbedingt noch den Kickflip schaffen wollte. Jeder Sommer hatte etwas magisches und das haben wir versucht auf dem neuen Album zu bündeln und festzuhalten.
„Es geht mir nicht darum, mit dem moralischen Zeigefinger auf andere Leute zu zeigen.“
MC | Kevin: „Choice“ sticht auf dem Album thematisch heraus, wie hat es der Song auf das Album geschafft?
SR | Chris: Mir sind Tierrechte mega wichtig. Ich bin mit 17 durch Lyrics von Propagandhi und Thumb Vegetarier geworden, mit der Zeit habe ich mich dann auch immer mehr vegan ernährt und seit vier Jahren ernähre ich mich ausschließlich pflanzlich. Das, was der Mensch den Tieren antut, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Es hat einen Grund, dass Massentierhaltung und Schlachtung hinter verschlossenen Türen passiert. Niemand will es sehen. Niemand könnte es ertragen.
Ich bin der Meinung, dass viele Menschen viel weniger Fleisch und tierische Produkte zu sich nehmen würden, wenn sie wüssten bzw. sich vor Augen führen würden, wieviel Leid dadurch verursacht wird. Heutzutage ist Veganismus ja sehr präsent und ich finde das super. Ich koche super gerne und es macht mir mega Bock, Fleischgerichte, mit denen ich aufgewachsen bin, nun vegan zu kochen. Es war noch nie so einfach, sich vegan zu ernähren und die veganen Optionen werden jeden Tag mehr.
Dabei ist auch nicht nur der Aspekt der Tierrechte im Fokus, sondern auch die Tatsache, dass Fleischkonsum durch die Massentierhaltung ein krasser Klimakiller ist. Darüber sind die Kids von heute schon sehr gut aufgeklärt. Ich habe großen Respekt davor, wenn sich Kids und Jugendliche zum Beispiel im Zuge von „Fridays for Future“ politisch engagieren. Das haben wir damals nicht gemacht.
Ein weiterer krasser Vorteil einer veganen Ernährungsweise ist der gesundheitliche Aspekt. Viele Volkskrankheiten der westlichen Welt, an denen unzählige Leute sterben (Herzinfakt, Schlaganfall, Darmkrebs etc.), werden durch den permanenten Konsum von Fleisch- und Molkereiprodukten begünstigt oder teilweise sogar hervorgerufen. Super viele Profisportler haben den Switch zu einer pflanzlichen Ernährung gemacht. Filme wie „What The Health“ und „Forks Over Knives“ finde ich dabei sehr empfehlenswert und diese habe ich auch schon Familienmitgliedern, die ich sehr liebe, gezeigt, weil ich um ihre Gesundheit besorgt bin. Die Doku „Gamechangers“ ist ebenfalls Hammer und zeigt eine Reihe von ganz verschiedenen Profisportlern, die im Zuge einer rein pflanzlichen Ernährung ihre persönliche Topform erreicht haben.
Um auf deine Frage zurückzukommen: Ich finde die Frage, wie wir mit Tieren umgehen, eine der wichtigsten und drängendsten unserer Zeit. Bei vielen anderen „großen Themen“ hat man ja irgendwie oft das Gefühl, alleine nichts verändern zu können. Das Schöne bei diesem Thema ist jedoch, dass man jeden Tag etwas ändern kann. Darum geht es auch in dem Song. Es geht mir nicht darum, mit dem moralischen Zeigefinger auf andere Leute zu zeigen. Ich bin nicht besser, als sonst irgendjemand. Aber ich glaube fest daran, dass man jeden Tag die Chance hat, bessere Entscheidungen zu treffen. Nämlich solche, die besser sind für einen selbst, besser für die Tiere und besser für den Planeten. Der Schritt zu einer pflanzlichen Ernährung ist dabei eines der mächtigsten politischen Statements, die man persönlich machen kann. Gut für die Tiere (Ethik), gut für den Planeten (weniger CO2) und gut für einen selbst (Gesundheit).
SR | Aqua: Das kann ich genauso unterschreiben. Für mich ist das Tierrechtsthema ebenfalls seit vielen Jahren eine absolute Herzensangelegenheit und es bedeutet mir sehr viel, dass wir diesen Song raus bringen. Ich bin sicher, dass diese Thematik in Zukunft allgemein noch viel präsenter werden wird. Und ich hoffe, dass es noch viele weitere Songs in die Richtung geben wird, von uns wie von anderen Bands und Musikern.
MC | Kevin: „I’m Quitting My Job“ beruht auf einer wahren Begebenheit. Wie groß waren damals die Existenzängste und Zweifel, sich voll und ganz auf die Band zu konzentrieren?
SR | Chris: Das Dilemma „Sicherheit/Kohle vs. Herzensangelegenheit“ kennen viele Kreativschaffende. Es war im Prinzip eine ganz klare Sache: Willst du eine Ostküstentour und auf dem FEST in Florida spielen? Ja? Ok, dann musst du deinen Job quitten. Es war ein krasses Gefühl, weil natürlich keiner meiner Kollegen auf der Arbeit das verstehen konnte. Aber es war absolut das Richtige. Beim FEST zu spielen war für mich persönlich ein absolutes Highlight und ich würde es jeder Zeit wieder tun (Job quitten und FEST spielen, haha).
„Der nächste „Magic Summer“ kommt bestimmt und ich glaube, wir haben ihn auch alle bitter nötig!“
MC | Kevin: Inwieweit hat die aktuelle Situation rund um Covid-19 die Albumproduktion, die Promophase und eure Tourpläne betroffen und wie geht ihr damit um?
SR | Chris: Wir haben ja das Album in Italien (T.U.P Studio, Brescia) und Deutschland (Pulsar Studio, Brühl) aufgenommen und in den USA in Bill Stevensons BLASTING ROOM von Andrew Berlin und Jason Livermore abmischen und mastern lassen. Dort sind viele unserer Lieblingsscheiben von Descendents, Teenage Bottlerocket, Lillingtons, Propagandhi etc. entstanden und es war für uns schon ein kleiner Teenagertraum, die Platte dort fertigstellen zu lassen. Auch war es eine absolute Ehre für uns, dass die da überhaupt Bock drauf hatten! Das hat alles natürlich auch ne gute Stange Geld gekostet und wir hatten gehofft, zumindest einen Teil davon 2020 mit Shows, Platten- und Merchverkäufen wieder reinzuholen. Das können wir uns jetzt halt komplett abschminken, was für uns ein absolutes finanzielles Desaster ist.
Natürlich machen wir die Band nicht wegen Kohle, sondern aus Liebe zur Musik, aber wir hatten echt mega geile Shows für 2020 am Start, auf die wir uns super hart gefreut haben (zum Beispiel Obenuse Fest, MDM Fest, Booze Cruise, Punk Rock Holiday etc.), die jetzt leider alle abgesagt werden mussten. Natürlich wollen wir nicht jammern, weil das im Gegensatz zu anderen Gegenden der Welt von uns hier alles irgendwie „First World Problems“ sind. Wir hoffen einfach, dass alle halbwegs gut durch diese Krise hindurchkommen und dass die Platte vielleicht dabei ein paar Leuten etwas Rückenwind und etwas positive Energie gibt, dann wären wir schon happy.
Und wir hoffen natürlich auch, dass wir die eine oder andere Platte, die wir ansonsten bei Liveshows verkauft hätten, jetzt online verkaufen können. In dem Zusammenhang sind wir auch super happy, dass wir neben unseren Labels Uncle M und Monster Zero, bei denen die neue Platte natürlich erhältlich ist, mit Coretex und Flight 13 starke Partner im Online-Business an Bord haben. Wir versuchen auf jeden Fall das Beste aus der Situation zu machen, stecken viel Zeit darein, unsere Freundschaften weltweit online zu pflegen und wir freuen uns darauf, wenn dieser ganze Wahnsinn vorbei ist und wir endlich alle wiedersehen und feiern können.
Bis dahin sollen die Leute einfach schon mal die neue Platte auswendig lernen. Der nächste „Magic Summer“ kommt bestimmt und ich glaube, wir haben ihn auch alle bitter nötig!
SR | Archi: Wir versuchen tatsächlich, das Beste aus der beschissenen Situation zu machen und haben z.B. schon ein gemeinsames Quarantäne-Video zu „I Don’t Wanna Leave My Room No More“ mit Freunden und Fans gedreht. Das „Positive“ daran ist ja, dass es allen so geht – jeder muss zurückstecken – alle Musikfans verlieren ihren Festivalsommer, das ist wirklich unvorstellbar. Eventuell schafft es aber neue Musik, die Leute ein wenig abzulenken und ihnen etwas zu geben, worauf sie sich freuen können. Wir können es auf jeden Fall nicht erwarten, unsere Konzerte nachzuholen, wenn das hier alles vorbei ist.
Über anstehende Dates halten wir euch selbstverständlich auf dem Laufenden! Alle Infos zur Band erhaltet ihr hier!
Foto: The Sewer Rats / Offizielles Pressebild
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