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Interview

Sabaton: „Wir sind umstritten genug. Jeder Song wird jemanden verärgern.“

Sänger Joakim Brodén über das neue Album, Inspirationen und die anstehenden Live-Shows.

VON AM 07/02/2022

Im Oktober hat die schwedische Metal-Band Sabaton ihr neustes Album „The War to End All Wars“ angekündigt. Damit ist der Titel nicht mit dem Track aus dem vergangenen Album zu verwechseln. Der Release für das neuste Werk ist leider erst für März 2022 angesetzt, jedoch hat sich Joakim Brodén ein wenig Zeit für uns genommen, um vorab über die anstehende Schweden-Tour und Album zu quatschen.

Was die Gründe waren, um erneut den Ersten Weltkrieg zu thematisieren und welche Geschichten wieder ans Tageslicht geholt wurden, darüber haben wir beide ein wenig ausführlicher gequatscht. Außerdem haben wir einen „Blick“ in die Zukunft geworfen, die am besten durch Tom Clancy gestaltet hätte werden können. Dieses und vieles mehr gibt es nun hier zu lesen!

Sabaton-Sänger Joakim Brodén im Interview

MC | Sarah-Jane: Was macht ihr Schönes in Deutschland?

Nun, ich bin im Hard Rock Cafe in München, trinke das erste Bier des Tages und habe eine gute Zeit. Es ist so schön, wieder draußen zu sein, zu reisen und Leute zu treffen und die Hauptdache ist, ich bin weg von meinem Schlafzimmer!

MC | Sarah-Jane: Letztes Jahr war ihr mit Judas Priest und auf zwei Festivals unterwegs. Nun die ausgiebige Tour in der Heimat – was macht die besonders?

Ich bin wirklich froh, wieder in Schweden unterwegs zu sein. Wir spielen 29 Shows und viele dieser Orte sind Veranstaltungsorte, an denen wir früher schon gespielt haben. Es wird also Spaß machen, zurückzukehren.

MC | Sarah-Jane: Oh, wie ist das für euch, in kleinen Clubs zu spielen und zu sehen, wo ihr angefangen habt?

Besonders an die Clubs, in denen wir früher gespielt haben, haben wir gute nostalgische Erinnerungen. Das sind die besten. Ansonsten kann es ein Schlag sein, wenn die Bühne zu klein ist. Das ist uns schon oft passiert. Wir haben eine Show in Belgien gespielt und dachten, das ist eine große Bühne, das ist perfekt. Dann kamen wir zurück und spielten dort fünf Jahre später eine Show und es gab keinen Platz. Deine Sichtweise auf eine große Bühne ändert sich also im Laufe der Jahre.

Ich mag beides. Solange sie groß genug ist, dass sich jeder in der Band frei bewegen kann. Im Laufe der Jahre haben wir uns an den Platz gewöhnt, wir bewegen uns mehr. Aber das heißt nicht, dass es ein großer Raum oder viele Leute sein müssen.

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MC | Sarah-Jane: Wenn wir schon über Musik reden – ihr habt euer Album im Oktober angekündigt und doch müsst ihr euch noch bis nächstes Jahr März gedulden. Warum das?

Oh, ich will überhaupt nicht mehr warten. Ich möchte das Album fertigstellen und es den Fans am nächsten Tag geben, aber das liegt nicht an mir, oder? *lacht* Wir sind es nicht gewohnt, so eine lange Vorlaufzeit zu haben, wir veröffentlichen nur ein paar Monate nach Abschluss der Aufnahmen, aber jetzt wussten wir nicht, ob, wann und wo. Wir haben den ganzen Songwriting- und Aufnahmeprozess unabhängig voneinander begonnen, ohne irgendwelche anderen Pläne zu haben. Es macht also Sinn, das Album zu veröffentlichen, wenn wir dafür auf Tour gehen können. Aber es ist langweilig, weil es sich jetzt alt anfühlt. Wir haben die letzten Aufnahmen im März beendet und waren im Mai mit dem Mastering fertig.

MC | Sarah-Jane: Auf eurem vergangenen Album „The Great War“ gab es bereits ein Lied namens „The End of The War To End All Wars“ – ist auch der Albumname eine Anspielung darauf?

Nein, ist es nicht. Aber ich wünschte, wir würden den Song auf diesem Album haben. Wenn wir das im Voraus wüssten, wäre es noch besser. Als wir das letzte Album beendet haben, wussten wir nicht, dass wir noch ein Album über den Ersten Weltkrieg machen würden. Wir wollten „Christmas Truce“ machen, aber wir hatten nicht die Musik dazu. Für uns ist es wichtig, dass die Musik genau das widerspiegelt, was wir uns für die Geschichte vorgestellt haben. Das war auch bei „Hellfighters“ so. Wir mussten also einige unserer Lieblingsgeschichten aufgeben, was sich schlecht anfühlte. Dann hatten wir eine Situation, in der die Fans uns so viele Mails schickten und uns Bücher gaben. So kamen viele neue Ideen durch unsere Fans.

Und die dritte Sache ist, dass wir auf dieser Tournee unterbrochen wurden. Wir konnten die „Great War Tour“ nicht beenden. Und sollten wir das jetzt aufgeben und nicht mehr an vielen Orten spielen, damit sie das nicht erleben konnten? Diese drei Gründe haben uns zu der Erkenntnis gebracht, dass es zu viel Unerzähltes gibt. Lass uns mit der Ära des Ersten Weltkriegs weitermachen, und dann macht es absolut Sinn, die großen Kriegssongs wieder in die nächste Setlist aufzunehmen. Also machen wir eine Tour mit dem Schwerpunkt Erster Weltkrieg, natürlich nicht nur mit Songs aus dem Ersten Weltkrieg.

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MC | Sarah-Jane: Was können die Fans vom neuen Album erwarten? Wie unterscheidet sich beispielsweise der Sound zum vergangenen Album?

Auch wenn ich sagen will, dass es Sabaton ist, ist es auch eine Wendung. Ob die Songs gut sind oder nicht, das wird sehr individuell und subjektiv sein. Manche Leute mögen Sabaton, die doppelte Kickdrums machen. Manche Leute mögen Sabaton, die groß und episch sind, manche mögen Sabaton, die etwas Unerwartetes machen. Aber objektiv betrachtet ist auch die Produktion subjektiv, trotzdem hat unser Produzent eine erstaunliche Arbeit mit der Soundqualität geleistet. Ich werde den Leuten nicht sagen, dass dies das beste Album ist, das wir je gemacht haben, das müssen die Leute selbst herausfinden und entscheiden. Aber ich denke, dass viele Leute glücklich darüber sein werden, wie es klingt.

MC | Sarah-Jane: Wie seid ihr bei der Recherche von beispielweise „Lady Of The Dark“ oder „The Unkillable Soldier“ vorgegangen? Waren das Themen, die ihr schon seit längerer Zeit ansprechen wolltet?

Ich glaube, „Lady Of The Dark“ war ein Hinweis von einem Fan. Jedes Land hat seine eigene Geschichte, also ist erst auf unserem Radar aufgetaucht, als uns Leute aus Serbien von ihr erzählten. Und „Unkillable Soldier“ ist auch einer dieser Typen. Wenn man die Geschichte liest, ist sie fast komisch. Wenn man ihn googelt, ist es fast so, als würde Monty Python einen Witz über einen Soldaten machen. Es ist so übertrieben und verrückt, dass man kaum glauben kann, dass es wahr ist. Deshalb ist es ein verspieltes Lied. Es ist ein verspieltes Thema. Diese Art von Galopp haben wir seit „Coat Of Arms“ nicht mehr gemacht. Das ist ungefähr 11 Jahre her.

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MC | Sarah-Jane: Wie erhaltet ihr Vorschläge von euren Fans?

Einige von ihnen sagen, wir sollen einen Song über „Star Wars“ schreiben und daraus haben wir einen Witz gemacht und „Stormtroopers“ geschrieben. Aber in diesem Fall erzählen wir die wahre Geschichte – für uns ist es eher ein interner Scherz. Da wir nicht alle das gleiche Wissen haben, kann es alles Mögliche sein, von einem Link in einer E-Mail bis hin zu einer Unterhaltung mit einem Fan. Wir haben also meistens interessante Gespräche mit unseren Fans, weil sie über Geschichte oder ihre eigene persönliche Geschichte sprechen können.

MC | Sarah-Jane: Gibt es ein historisches Ereignis, das ihr gerne besprechen würdet, aber bisher nicht gemacht habt und falls ja, warum?
In den meisten Fällen haben wir noch keinen Weg gefunden, um es richtig zu machen. Sagen wir Napoleon, der ist hochinteressant. Aber ich würde ungerne ein ganzes Album über ihn machen, also musste er in „Last Stand“ reinpassen. Manchmal passt es thematisch nicht – die letzten Alben handeln vom Ersten Weltkrieg. Also vielleicht eine alleinstehende Single oder kleine EP. Oder Alexander der Große wäre ein schönes Thema. Aber bei vielen dieser Themen waren wir nicht in der Lage, entweder die Verbindung herzustellen oder uns der Verbindung bewusst zu sein, um Napoleon einzubauen.

MC | Sarah-Jane: Wenn ihr einen Song über die zukünftige Geschichte schreiben könntet, welche Themen würde er beinhalten und warum?

Vor langer Zeit haben wir darüber diskutiert, aber wir wollten uns keine Geschichte ausdenken, weil wir nicht schlau genug waren. Wir haben Autoren gesucht, die über den Dritten Weltkrieg schreiben. Keine Science-Fiction, sondern Fiktion. Über den Ausbruch, jemanden, der sich mit Militärtechnologie auskennt. Unser Traum wäre Tom Clancy gewesen. Er war ein großer Fan von Militärtechnik und Geschichte. Er könnte also über eine fiktive, aber glaubwürdige alternative Zukunft schreiben. Aber wir wollen nicht ein Land oder eine Nation als das Arschloch darstellen, das den Dritten Weltkrieg begonnen hat. Wir wollen die Menschen glücklich machen und sie nicht verärgern. Wir sind umstritten genug, denn jeder Sabaton-Song wird jemanden verärgern.

Credit: Sabaton / Offizielles Pressefoto

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