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Northlane: Im Gespräch mit Marcus Bridge über „Alien“, Hater und eine furchtbare Kindheit

Als Adrian Fitipaldes Northlane 2014 verließ brach für viele Fans eine Welt zusammen. Nach langer Suche fand sich mit Marcus ...

VON AM 02/08/2019

Als Adrian Fitipaldes Northlane 2014 verließ brach für viele Fans eine Welt zusammen. Nach langer Suche fand sich mit Marcus Bridge ein neuer Sänger, der nun sein drittes Album mit der Band veröffentlichte und damit mehr gemeinsame Alben existieren als mit dem ehemaligen Frontmann. Wir haben mit Marcus gesprochen und fragen ihn, wie es ist, wenn sich Fans nach wie vor darüber beschweren?

„Das passiert von Zeit zu Zeit, aber oft sind das Leute, die, seitdem er raus ist, nie wieder etwas von Northlane angehört haben und sich nur zu Wort melden, um Stress zu machen. Wir haben unglaublich treue Fans und die machen solche Kommentare dicke wett.“

Ein weiterer Kritikpunkt könnte der konstante musikalische Wechsel sein, den Northlane seit dem Release von „Discoveries“ bestreiten. Anfangs noch als Progressive Metalcore Band mit Hardcore-Einflüssen, wurde der Sound auf „Singularity“ noch ätherischer, progressiver und stellenweise härter. Mit Marcus Bridge und dem ersten gemeinsamen Album „Node“ haben sich Northlane vermehrt in Richtung Progressive Rock entwickelt, ohne dabei aber ihre Metalcore-Wurzeln zu vergessen. Auch das 2017 aus dem Nichts erschienene „Mesmer“ folgte diesem Ansatz. „Alien“ hingegen greift gänzlich neue Elemente auf, die vor allem durch Synthesizer und Drum’n’Bass Beats geprägt sind, aber auch einen gewissen Nu Metal-Einfluss nicht verleugnen lassen. Dies ist aber nicht aus Intention entstanden, wie Marcus beschreibt.

„Jon ist schon immer stark von elektronischer Musik der 90er und 2000er beeinflusst gewesen, noch mehr als von Nu Metal. Wenn man das allerdings mit unserer Musik vermischt, hat man einen ähnlichen Output.“

So steht es auch mit dem Drum’n’Bass-Einfluss, der für Mainsongwriter Jon schon immer von großer Bedeutung war. Schließlich war auch er es, der die vielen Synthesizer in den Sound von „Alien“ mit einbrachte, wie zum Beispiel bei „4D“ oder „Eclipse“ zu hören ist. Insbesondere „Eclipse“ sticht mit starkem Industrial-Einfluss aus dem Album heraus. Wie schrieben Northlane diesen Song?

„Ich denke nicht, dass dieser Song anders war, was das Songwriting betrifft. Jon hat eine sehr eigene Art und Weise Songs zu schreiben und das kann man kaum beschreiben. Was die Vocals betrifft, wollte ich, dass es sich vom Upbeat- und Dance-Style, den das Instrumentale inne hat, weg bewegt und ein eher wegrennendes Gefühl erzeugt.“

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Die Story des Videos greift den Drogenmissbrauch von Marcus Eltern auf. Im Musikvideo trägt der Sänger eine Ritterrüstung – ein stilistisches Mittel, das ihn vermutlich schützen soll?

„Für mich symbolisiert das Schutz, weil ich die Geschichte in die Welt erzähle. Es war ein langer und anstrengender Prozess, also als wir den Release angingen. Ich muss mich daran erinnern, warum ich diese Not fühlte, die Songs zu schreiben und muss stark sein, weiterzumachen.“

Doch sind Northlane auf Festivals mit der Situation konfrontiert, dass sich Besucher während den Konzerten konstant berauschen. Wie sieht man das als jemand, der als Kind stark unter Drogenmissbrauch der Eltern gelitten hat?

„Auch wenn ich nie jemanden dazu motivieren oder anreizen würde, zu rauchen oder trinken, denke ich, dass die Leute machen können, was sie wollen, solange sie damit niemand anderem schaden. „Eclipse“ und der Rest des Albums berühren die Drogen insofern, dass man damit vor seinen Problemen wegrennt und die Verzweiflung, die daher kommen kann, jemanden dazu veranlassen, jemand anderen zu verletzen. Ich habe kein Problem damit, wenn sich jemand sicher und in der Freizeit berauscht, aber nicht, wenn man Kinder oder andere Verantwortungen zu Hause hat.“

Insbesondere durch den Industrial-Sound, den „Eclipse“ hat, wäre es vorstellbar, in neongrünen Outfits auf diese Musik zu tanzen, oder?

„Ich würde es lieben! Musik soll von jedem genossen werden. Das Leben ist zu kurz sich darüber Sorgen zu machen, wie Menschen Musik genießen oder was jemand trägt. Also ab dafür!“

Ähnlich wie „Eclipse“ ist auch „Rift“ ein ganz anderer Song für eine Band wie Northlane. Es fällt schwer, sich diesen Song live vorzustellen, doch möglicherweise ist genau das auch in Planung, wie Marcus berichtet:

„Wir planen ihn eventuell zu spielen. Wir wollen neue Elemente in unsere Show bringen und das beinhaltet auch neue Methoden, diese eher synthetischen Songs live zu spielen. Jeder Song, den wir schreiben, hat immer die Intention, live gespielt zu werden!“

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Doch es gibt auch harte Northlane-Songs auf „Alien“. So knallt „Details Matter“ direkt mit harter Kante los und eröffnet das Album überraschend heavy.

„Wir wollten, dass der erste Song ein Schlag ins Gesicht ist, aber auch ein bisschen darauf einstimmt, was noch kommt. Es ist hart, aber hat auch einige der zuvor angesprochenen Elemente.“

Die Northlane-Videos starten übrigens erst nach expliziten Trigger-Warnungen. Als ich noch jünger war, habe ich aus Prinzip nur CDs mit einem „Parental Advisory“-Sticker gekauft, weil das quasi ein Trademark dafür war, dass die Band cool ist. Habt ihr wirklich große Angst, dass junge Menschen von euren Videos geschädigt werden könnten, gerade in einer Zeit in der man wirklich alles googlen kann?

„Du kannst im Internet wirklich verdammt viel lernen, zum Guten sowie zum Schlechten. Ich denke auf einem sozialen Level kann es ungesund sein, sich zu sehr auf das Internet und Smartphone zu verlassen, aber da gibt es jede Menge zu lernen.“

Schon „Daddy“ von Korn behandelte ein sehr intimes und persönliches Thema (den Missbrauch des Sängers Jonathan Davis) und ist verstörend ehrlich und hart geschrieben. Das ganze „Alien“-Album, aber insbesondere der Song „Bloodline“ folgt einem ähnlichen Ansatz. Waren Korn hier wegweisend?

„Musikalisch inspirieren mich viele Bands und Korn gehören definitiv dazu, waren aber bei „Alien“ kein direkter Einfluss. Wenn ich darauf zurückblicke, denke ich, dass Corey Taylor unterbewusst einen großen Einfluss auf mich hatte. Er hatte schon immer einen einzigartigen Vocal-Style und es fühlt sich an als würde er seine Geschichten im Schmerz erzählen, was mich sehr inspirierte.“

„Alien“ ist wohl das intimste und persönlichste Album, das Northlane je veröffentlicht haben. War es dadurch ein schwererer Prozess, oder gar leichter, dadurch, dass es so persönlich ist?

„Es war eigentlich beides, weil ich genau wusste worüber ich sprechen möchte, aber nicht wusste wie. Es hat mich sehr viel Zeit gekostet diese Erfahrungen in Songs zu bringen, aber ich wusste, wie wichtig es ist, dies zu tun. Es wurde mit der Zeit einfacher, all das in Worte zu fassen, aber ich könnte noch immer tagelang die Vergangenheit wiedererleben, bevor ich überhaupt einen Stift auf das Papier setzen würde.“

Zum Ende bleibt von Marcus nur noch eines zu sagen:

„Wir können nicht warten euch Ende des Jahres wieder zu sehen und hoffen, dass euch unser neues Album gefällt!“

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