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Interview

Kettcar: „Wir müssen als Gesellschaft lernen, empathischer zu werden“

Die Band im Interview.

VON AM 07/04/2024

Das Schicksal der Welt hängt jeden Tag aufs Neue am seidenen Faden. Doch fangen wir ganz entgegen dem gängigen Zeitgeist in Sachen Problemlösung doch bitte nicht vor, sondern bereits hinter der eigenen Haustür an. Da, wo jeder einzelne noch in der Lage ist, seine eigene kleine Lebenswelt zu gestalten. Oder die des anderen immerhin ein wenig erträglicher oder sogar besser zu machen. „München“, die erste Single des neuen Kettcar-Albums „Gute Laune, ungerecht verteilt“, setzt genau da an.

Da, wo ein jeder von uns gerade noch meint, die Lebenswelt des anderen in welcher Form auch immer noch gar nicht zu beeinflussen. Unbewusst geschieht das wahrscheinlich dann doch recht oft. Im Song „München“ geht es um Alltagsrassismus“, so Reimer Bustorff. „Eben auch um Situationen, die nicht böse gemeint sind, aber trotzdem nicht passieren sollten, da Stereotypen bedient werden und damit Menschen ausgegrenzt werden. Wir müssen als Gesellschaft lernen, empathischer zu werden und uns klarmachen, dass auch unbedachte Sätze und Handlungen zu einer Stimmung beitragen, die letztendlich auch zu Gewalt führen kann.“

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WELCHEN EINFLUSS KÖNNEN KETTCAR NEHMEN?

Und welche Intentionen verfolgen die Ex-But Alive… mit ihren politischen Botschaften? Immerhin ging man ja zu Zeiten der vorherigen Band noch sehr plakativ zu Werke. „Ein Song kann nur sehr bedingt dazu beitragen, eine Gesellschaft zu verändern. Aber vielleicht bringen wir mit einem Text wie „München“ einige dazu, das eigene Verhalten oder die Wortwahl zu reflektieren. Zudem wollen wir uns mit diesem Song auch mit den Menschen solidarisieren, die solchen rassistischen Situationen täglich ausgesetzt sind.“

ÜBER DIE ENTSTEHUNG VON „GUTE LAUNE, UNGERECHT VERTEILT“

Seit der letzten Veröffentlichung sind bis hin zu „Gute Laune, ungerecht verteilt“ immerhin ganze sechseinhalb Jahre vergangen. So entsteht natürlich die Frage, ob die Songs für das Album bereits während der Pandemie entstanden oder erst danach als Kollektiv. Wir haben uns zu Hochzeiten der Pandemie viel per Zoom und auch mal in Planten un Blomen (öffentlicher Park in Hamburg, Anm. d. Red.) getroffen, um Dinge zu besprechen, statt wie sonst im Proberaum oder bei unserem Plattenlabel. Ansonsten haben wir uns vor jeder Probe getestet und mussten uns nicht so sehr einschränken wie viele andere. Schwieriger war es für uns, die Motivation zu finden, an neuen Songs zu schreiben, ohne zu wissen, wann wir sie auf die Bühne bringen können. Daher ist der Großteil der Platte eher mit Ende der Pandemie entstanden“, so Gitarrist Erik Langer.

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WEIß GOTT KEINE SKANDALBAND

Nun gab es gerade in der letzten Zeit gerade bei populären Bands und Personen Negativschlagzeilen im Netz, gefolgt von gar nicht mal so ungerechtfertigten Diskussionen über das Thema Gerechtigkeit. Wie steht eigentlich eine in der Öffentlichkeit recht dezent auftretende Band wie Kettcar dazu? Wenn Menschen ihre Macht missbrauchen, um anderen Schaden zuzufügen, finden wir es absolut richtig, dass die Öffentlichkeit davon erfährt und ihr Verhalten Konsequenzen hat.

Hat eine solche Thematik eigentlich auch Einfluss auf das Verhalten der Hamburger Band? „Wir selbst werden (dadurch) nicht eingeschränkt und müssen unser Verhalten nicht ändern, da wir und alle im direkten Umfeld der Band respektvoll und empathisch mit anderen Menschen umgehen“, so Bustorff.

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ÜBER DIE GESICHERTE BASIS

Nie zu vernachlässigen ist mittlerweile ja auch immer der wirtschaftliche Aspekt einer Band, die ja als Kollektiv auch funktionieren bzw. im Idealfall einzelne Bandmitglieder tragen muss. Aber auch hier sehen sich Kettcar dieser Tage glücklicher Weise noch recht gut aufgestellt. Erik Langer berichtet: Wir haben das Glück, dass unsere Hörer*innen weiterhin Tonträger kaufen – insbesondere Vinyl. Natürlich viel weniger als noch vor zwanzig Jahren, aber bei uns ging es immer hauptsächlich darum, Konzerte zu spielen. Auch wenn im Live-Bereich die Kosten immens gestiegen sind, bleiben Konzerte unsere Haupteinnahmequelle. Mit diesen Einnahmen schaffen wir es dann auch, die Phase das Songwritings, der Produktion von Alben und auch unsere Mieten zu finanzieren.“

Foto: Andreas Hornoff / Offizielles Pressebild

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