News

Interview

Flash Forward im Interview: „Wir hatten auf einmal viel mehr Zeit für das Album“

Sänger Stefan Weigel im Interview zur neuen Platte "Endings = Beginnings".

VON AM 11/12/2022

Flash Forward haben sich seit ihrer Gründung im Jahr 2010 keine wirkliche Ruhepause gegönnt. Für die Band war es angesichts des steigenden Bekanntheitsgrades immer schwieriger, Ausbildung, Studium und Berufsleben mit der Band in Einklang zu bringen. Dennoch legte die Band, die im Ruhrgebiet zuhause ist, zwischen 2014 und 2019 insgesamt vier Alben vor. Ein Arbeitspensum, das Flash Forward an den Rande des kollektiven Band-Burnouts brachte, wie uns Sänger Stefan Weigel im Interview anlässlich der Veröffentlichung von „Endings = Beginnings“ – Album Nr.5 – berichtet.

Flash Forward haben das Beste aus der Zwangspause gemacht

Wahrscheinlich wäre es auch genauso weitergegangen, hätte nicht die Pandemie im Frühjahr 2020 erst einmal alles auf Eis gelegt. Keine Band wird sagen, dass sie sich über die Zwangspause gefreut hat. Doch Flash Forward haben es geschafft, das Beste aus der Situation zu machen. So berichtet Stefan, dass er die Pandemie genutzt hat, um endlich wieder mit dem Skateboarden anzufangen. Ein Hobby, auf das er zuvor aufgrund der Verletzungsgefahr lange Zeit verzichtet habe.

Doch auch die Band fiel keineswegs in ein Motivationsloch. „Für uns war es nie eine Überlegung, mit der Band aufzuhören. Wir haben weiter Songs geschrieben und Schritt für Schritt gedacht“, so der charismatische Sänger. Und so kam es, dass „Endings = Beginnings“ zwar kein typisches Lockdown-Album ist, die Pandemie aber durchaus ihren hörbaren Einfluss auf die Entwicklung des Sounds genommen hat.

Eine stetige Weiterentwicklung

Wer sich näher mit der Diskographie der Band beschäftigt, wird ohnehin heraushören, dass sich Flash Forward zwar in ihren musikalischen Grundmauern treu geblieben sind, aber von Album zu Album eine Entwicklung stattgefunden hat. Waren die Songs am Anfang noch sehr stark von straightem Punkrock geprägt, ging es – Ausnahmen bestätigten die Regel – tendenziell immer mehr in Richtung Alternative und sogar hin zu radiotauglicher Popmusik. Aus Stefans Sicht war dies aber keine bewusste Entscheidung, sondern geprägt von der eigenen Entwicklung des Quartetts.„Auch unsere Geschmäcker verändern sich mit der Zeit. Wir werden älter, hören andere Musik und auch die Lebensgewohnheiten ändern sich.“

Insofern überrascht es dann auch nicht, dass es auf „Endings = Beginnings“ noch einmal eine Spur atmosphärischer und emotionaler zugeht. Stefan Weigel, der inzwischen und anders als zu Beginn weitgehend alleine verantwortlich für das Songwriting ist, erklärt es damit, dass die Songs pandemiebedingt noch mehr als früher am heimischen Schreibtisch und nicht im Proberaum entstanden sind. Zum anderen hatte die Band im Studio viel mehr Zeit, sich intensiver mit den Songs auseinanderzusetzen und gemeinsam mit Produzent Florian Nowak am Sound zu feilen.

Herausgekommen ist ein Album, das vielleicht nicht mehr ganz so wild und überraschend klingt wie die Alben der Anfangszeit, aber von vorne bis hinten einen klaren Plan verfolgt. Nach über 10 Jahren als Band wissen Flash Forward offensichtlich, wie sie klingen wollen. Und so genügt das Album ohne Frage internationalen Ansprüchen. Da stellt sich die Frage, ob die Band in Deutschland anders wahrgenommen würde, käme sie nicht von hier. Stefan Weigel kann sich schon vorstellen, dass Flash Forward als internationaler Act ein anderes Standing hätten. Es gäbe schon Leute, die sie trotz aller Erfolge als „Local“ abstempeln würden. Als ob das etwas Negatives wäre.

Den Horizont erweitern

Warum es für die Band gleichzeitig schwer ist, im Ausland Fuß zu fassen? Die Antwort auf diese Frage fällt auch Stefan Weigel schwer. Dabei würden Verkaufs- und Streamingzahlen durchaus belegen, dass die Band etwa im UK oder in den USA zahlreiche Hörer:innen begeistert. Doch gerade in Sachen Touren sei es trotz des dort vorhandenen Potentials schwer, Fuß zu fassen und entsprechende Kontakte zu den Veranstalter:innen zu knüpfen.
Außerdem sei man im Ausland von allen Seiten sehr bemüht, die Bands von vor Ort zu supporten. Das kann man auch als Denkanstoß für Deutschland so stehen lassen. Ein Feature mit As December Falls-Sänger Bethany Curtis wie in „Over You“ ist aber sicher der richtige Schritt, um irgendwann die Tourdates auch in Richtung overseas auszudehnen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Apropos Tour: Nach dem Jahresabschlusskonzert der Band in Oberhausen, das bereits ausverkauft ist, geht es im Frühjahr für Flash Forward auch wieder auf Tour. Hat sich das Publikum in den letzten Jahren spürbar verändert? „Es gibt sicher Fans der ersten Stunde, die mit uns älter geworden sind. Aber wir sehen zum Glück auch, dass neue Leute nachkommen.“ Auffällig sei laut Stefan, dass junge Fans nicht mehr so fokussiert auf eine Musikrichtung seien. Genregrenzen würden immer mehr verschwimmen, die Fans in ihrem Hörverhalten toleranter werden. Für die Band sei das genau der richtige Weg, gehe es doch in erster Linie um gute Musik und eine gute Zeit. Und die ist bei Flash Forward auch dank „Endings = Beginnings“ garantiert.

Ihr könnt Flash Forward im Frühjahr an den folgenden Daten live erleben:

17.02.2023 – Hamburg, Hebebühne
18.02.2023 – Hannover, Lux
19.02.2023 – Berlin, Cassiopeia
24.02.2023 – München, Backstage Club
25.02.2023 – Leipzig, Moritzbastei
26.02.2023 – Frankfurt a.M., Nachtleben
24.03.2023 – Stuttgart, clubCANN
25.03.2023 – Koblenz, Circus Maximus
26.03.2023 – Köln, Artheater

Foto: Patrick Schulze / Offizielles Pressebild

Feature

Kid Kapichi

Hastings vorzeige Punkrocker Kid Kapichi haben seit ihrer Gründung im Jahr 2013 eine Mission: auf die Missstände der Welt, aber …

von