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Live bei: The 1975 in Köln (22.03.2024)

Ausverkauftes Wohnzimmerkonzert auf einem anderen Level.

VON AM 24/03/2024

Die britische Indie Rock-Band The 1975 ist ein Quartett, welches für eklektische Musik, stilvolles Auftreten und künstlerische Experimentierfreudigkeit bekannt ist. Trotz dass (oder gerade weil?) sie im vergangenen Sommer nach einem Kuss für Aufregung bei der malaysischen Regierung gesorgt haben, haben sie sich einen festen Platz in der internationalen Musikszene gesichert. So erwiesen sie sich am Freitagabend im Kölner Palladium die Ehre, um ihr Können erneut unter Beweis zu stellen.

Die Location war am Abend des 22. März 2024 bis auf den letzten Platz ausverkauft. Schon Tage vorher hatten Fans vor der Halle gecampt und die Schlange der Konzertbesucher:innen erstreckte sich zeitweise bis zur Mülheimer Keupstraße. Jede:r wollte einen der besten Plätze ergattern.

Support kommt von Been Stellar

Die Energie war greifbar, als die Fans das Palladium füllten, und die Atmosphäre war von Spannung und Aufregung geprägt. Als Support hatten The 1975 die New Yorker Band Been Stellar mitgebracht. Ebenfalls eine Indie Rock-Band, die hierzulande noch eher unbekannt ist. Mit einer Stage Time von gut 30 Minuten stimmten sie die Menge auf den Hauptact ein, bevor dieser die Bühne betrat.

Die Enthüllung des Bühnenbilds von The 1975 war ein Augenblick voller Vorfreude. Wer die aktuelle Tour auf sozialen Medien verfolgt oder den ein oder anderen Stream gesehen hatte, wusste bereits, was man erwarteten konnte: eine Szenerie wie aus einem riesigen Wohnzimmer, aufgeteilt auf zwei Etagen und mit vielen liebevollen Details wie Teppichen, Pflanzen, Jalousien, Vintagemöbeln und –lampen, einem Bücherregal und und und. Es war, als ob man sich in einem Theaterstück befand.

Geräuschpegel am Anschlag

Als Frontmann Matty Healy und seine Bandkollegen schließlich die Bühne betraten, kannte die Begeisterung der Fans keine Grenzen. Die Band eröffneten den Abend mit ihrem bereits elf Jahre alten Song „The City“, der tatsächlich, obwohl Köln der vorletzte Tourstopp war, sein Tourdebüt feierte.

Auffällig war die Auswahl an alten und ruhigeren Songs, die an diesem Abend gespielt wurden. Das Publikum schien nicht so richtig in Fahrt zu kommen und zu tanzen. Die Atmosphäre war eher melancholisch und fast schon bedrückend. Nach wie vor aber begleitet von anhaltendem Gekreische der Fans.

The 1975

The 1975
Foto Credit: Jordan Hughes

Matty Healy, charismatisch wie eh und je, präsentierte sich wie ein echter Rockstar – Zigarette und Flachmann stets in greifbarer Nähe. Er lieferte eine beeindruckende Performance ab. Man konnte sich jedoch nicht immer sicher sein, ob sein leicht angetrunkenes Verhalten inszeniert oder echt war.

Während der Instrumental-Nummer „28“ betraten plötzlich Personen in weißen Kitteln die Bühne und begannen, das Bühnenbild zu verändern: Teppiche wurden weggeräumt, Möbel wurden umgestellt. Das hielt die Musiker aber keinesfalls davon ab, unbeirrt weiterzuspielen.

The 1975: Absolute top notch

Ein absolutes Highlight des Abends war zweifelsohne „About You“. Tour-Gitarristin Polly Money verzaubert die Fans mit ihrer engelsgleichen Stimme, während sie den “Frauen-Part” des Songs übernimmt. Im Original wurde dieser Carly Holt eingesungen, der Ehefrau von The 1975-Gitarrist Adam Hann.

Stimmlich und instrumental waren Matty Healy, Ross MacDonald, Adam Hann und George Daniel wie gewohnt on point.

The 1975

The 1975
Foto Credit: Jordan Hughes

Aber da fehlt doch noch was, oder?

Dennoch überraschte es, wie viele ihrer beliebtesten Songs an diesem Abend ausgelassen wurden. „TOOTIMETOOTIMETOOTIME“, „Part Of The Band“, „I’m In Love With You“, „Chocolate“, „The Sound“ und „Looking For Somebody To Love“ wurden schmerzlich vermisst. Gerade mal zwei Songs des aktuellen Albums „Being Funny In A Foreign Language“ schaffen es auf die Liste. Jede Stadt hatte eine neue, veränderte Setlist, was für eine Tour der Größe eher ungewöhnlich ist.

Dies ließ viele Konzertbesucher:innen mit gemischten Gefühlen nach Hause gehen. Trotzdem war es zweifellos ein denkwürdiger Abend voller großartiger Musik und überraschender Inszenierungen.

Foto: Jordan Hughes / Offizielles Livebild

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