
Live
Nu Metal
Live bei: Slipknot in Frankfurt (19.06.2025)
Definiertes Chaos in Reinform.
VON
Julia Lotz
AM 20/06/2025
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Slipknot befinden sich gerade auf großem Festival-Run in Europa. Unter anderem stand die Kombo um Frontmann Corey Taylor bereits bei Rock am Ring und Rock im Park, beim Rock For People und beim Nova Rock Festival als Headliner auf der Bühne. Die Zeit zwischen den Slots auf den Sommerfestival nutzt die Maskenkombo für einige Headliner-Shows und macht im Rahmen derer u.a. in der Frankfurter Festhalle halt.
Zuletzt trat die Band in ebenjener Venue Anfang 2020 auf – also kurz vor der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Lockdown. Wir sparen uns an dieser Stelle mal den Rant über die wirklich abgrundtief miese Akustik in einer der eigentlich schönsten Venues im Rhein-Main-Gebiet (wenn nicht sogar DER schönsten Venue), sagen aber nur so viel: Wer sich vor fünfeinhalb Jahren schon über den miesen Sound aufgeregt hat, wurde an besagtem Donnerstagabend nicht weniger enttäuscht.
Polaris
Doch kommen wir zum wirklich Wichtigen: Den musikalischen Acts des Abends. Als Vorband durften in Frankfurt Polaris das Konzert eröffnen. Zum Start des Sets war die Halle schon recht gut gefüllt und das trotz (oder vielleicht gerade wegen?) des Feiertags. In Hessen „feierte“ man nämlich am 19. Juni in diesem Jahr Fronleichnam und da der gemeine Hesse im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern ja nicht wirklich VIELE Feiertage hat, wird jeder freie Werktag mit Kusshand genommen.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Bryan Reinsch (iknowimlatesorry)
Jedenfalls starteten Polaris pünktlich um 19:45 Uhr mit „Nightmare“, einem der bekannteren Hits aus ihrem Repertoire. Scheinbar jedoch den meisten Slipknot-Fans nicht bekannt. Als Frontmann Jamie Hails später fragte, wer seine Band schon mal live gesehen habe, hoben sich schüchtern vereinzelt ein paar wenige Hände im Publikum – zwei davon gehörten schon der MoreCore-Crew. Man muss dem Publikum aber zugute halten, dass es trotz der „core-igen“ Klänge bei einem etwas höheren Altersdurchschnitt wirklich offen war und man ordentlich mitgroovte – Mosh Pits und eine Wall Of Death inklusive. Nur das mit den Singalongs klappte noch nicht so richtig, auch nicht, obwohl Jamie Hails extra vorgab, was das Publikum singen sollte. Gut verstanden hat man es allerdings auch nicht, weil die Akustik… naja, lassen wir das.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Bryan Reinsch (iknowimlatesorry)
Alles in allem legten Polaris eine mehr als würdige Performance auf die doch sehr große Festhallen-Bühne. Ob sie den ein oder anderen Fan dazugewonnen haben, lassen wir jetzt mal dahingestellt; die Fans, die allerdings schon da waren, bleiben es auch. Wir fanden es stark!
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Bryan Reinsch (iknowimlatesorry)
Slipknot
Nachdem das Polaris-Backdrop weggerollt wurde und die wahre Größe der Bühne zum Vorschein kam, erklang der Theme-Song von Knight Rider und das – sagen wir mal – mittlerweile „leicht angetrunkene“ Publikum machte sich bereit. Wie gesagt, „Feier“tag. Die Bandmitglieder marschierten auch schon kurz später zu „742617000027“ ein und eröffneten mit „(sic)“ ihr Set. Wer das Glück (oder das Geld) hatte, Front of Stage-Karten zu ergattern, war bereits jetzt nass – entweder mit Bier überschüttet oder geschwitzt – sowie taub… weil Akustik. Naja. Doch auch auf den Rängen erhob man den verschwitzten Po vom Plastikstuhl und dann ging es los.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Bryan Reinsch (iknowimlatesorry)
Wer Slipknot schon mal live gesehen hat, weiß, dass die Bühnenshow an Reizüberflutung grenzt. Aber im positiven Sinne! Da stehen also erwachsene Männer in Overalls mit Bar-Code auf der Bühne und haben zudem noch Masken zum Gruseln im Gesicht. Jeder macht, was er will – und am Ende passt es doch irgendwie zusammen. Was Slipknot machen, ist die Reinform von definiertem Chaos. Auch wenn die neuen Stücke der Maskenkombo oft in Kritik geraten und mitunter sogar belächelt werden, muss man einfach neidlos anerkennen, dass die ersten zwei Alben dem Kollektiv zurecht den Status verschafft haben, den sie heute haben. Und was ein Glück besteht die Setlist auch zum größten Teil aus den alten Stücken, sonst würde man das Publikum sicher recht schnell verlieren, wie man u.a. in der Mitte des Sets gemerkt hat, als die Band „Nero Forte“ spielte.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Bryan Reinsch (iknowimlatesorry)
Ebenfalls neidlos anerkennen muss man das technische Können der Bandmitglieder. Und zwar ALLER. Gerne stehen Frontmann Corey Taylor und Percussionist Clown (bei dieser Tour übrigens familiär verhindert – wir wünschen alles Gute!) im Fokus; doch auch die restlichen sechs Bandmitglieder strotzen vor Talent und Können. Besonders hervorzuheben ist hier auch Frischling Eloy Casagrande an den Drums, der erst seit einigen Monaten fester Teil der Band ist und den zuvor „gegangen wordenen“ Jay Weinberg ersetzt. Und auch, wenn wir ihn jetzt WIEDER in den Fokus stellen: Corey Taylor ist und bleibt stimmlich ein Tier. Mit mittlerweile 51 Jahren kann man hier nur den Hut ziehen, was er sich in eineinhalb Stunden Spielzeit von der Seele singt, schreit, rapt und redet.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Bryan Reinsch (iknowimlatesorry)
14 Songs gab die Truppe am Donnerstagabend in Frankfurt zum Besten, darunter natürlich die größten Hits, die alle textsicher mitgeschrien (oder gelallt) wurden. Und auch, wenn man die Band schon einige Male live erleben durfte und auch, wenn die Ticketpreise unverschämt teuer sind und auch, wenn man das wirtschaftliche Vorgehen mitunter sehr fragwürdig finden kann: Am End‘ war’s wie immer leider geil.
Beitagsbild im Auftrag von MoreCore.de: Bryan Reinsch (iknowimlatesorry)
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