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AlternativeEmoPop-Punk

Live bei: Simple Plan in Köln (04.02.2024)

A trip down memory lane.

VON AM 09/02/2024

Sollte man zu jedem Konzert, das man besucht, eigentlich mit der gleichen Erwartungshaltung gehen? Eine Frage, die sich mir auf dem Weg zum Simple Plan-Konzert im Kölner Palladium gestellt hat. Wenn man im Vorfeld weiß, dass man von einer Show musikalisch nicht unbedingt komplett umgehauen wird, fällt der Fokus ganz automatisch auf andere Dinge, die ein Konzert besonders machen. Und davon gab es an diesem Sonntagabend eine ganze Menge. Gut, dass davon ganze 4.000 Menschen im ausverkauften Palladium mitbekommen haben!

State Champs

Den Anfang dieses starken Pop-Punk-Pakets machten die Szenelieblinge von State Champs. Das Quartett groovte sich locker durch ihr zehn Songs umfassendes Set und wärmte das Publikum mit Hits wie “Secrets”, “Everybody but You” und “Elevated” allmählich für den Abend auf. Überraschenderweise sendete die Band einen Shoutout an die Duisburger Hardcore-Band Slope, die sich wohl auch im Publikum befand. Ihre “new friends” hatten erst am Abend zuvor im ausverkauften Helios37 gespielt und wurden dabei wiederum von State Champs besucht.

State Champs

State Champs

State Champs

State Champs Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)

Mayday Parade

Mayday Parade aus Florida konnten mit ihrer Performance gleich nochmal zwei Schippen drauflegen. Mit viel Bühnenpräsenz, einem druckvollen Soundbild und einer visuell beeindruckenden Lichtshow wurden die Emo-Helden der späten 2000er so schon fast zum regelrechten Showstealer des Abends. Die guten alten Zeiten standen dabei heute auf der Tagesordnung: So gab es hauptsächlich Songs von “A Lesson in Romantics” (2007) und “Anywhere but Here” (2009) auf die Ohren, während ihre neueren Outputs weitestgehend außer Acht gelassen wurden.

Mayday Parade

Mayday Parade

Mayday Parade

Mayday Parade Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)

Simple Plan

Auch Simple Plan setzten von Sekunde Eins an wohlige Nostalgiegefühle auf den Fahrplan, die für viele Zuschauer:innen mit Sicherheit schon über das Star Wars-Intro hervorgerufen wurden. “I’d Do Anything”, “Shut Up” und “Jump” katapultierten daraufhin einen Großteil der Crowd ganze zwanzig Jahre zurück. Performancetechnisch brachten die Kanadier ihre von Teenage-Ängsten geprägten Songs mit einer Selbstsicherheit rüber, die aber glücklicherweise nicht cringy wirkte. Zudem hatte es etwas Versöhnliches, dass sich das Publikum nicht nur aus Fans zusammensetzte, die zu “Still Not Getting Any”-Zeiten (2004) vor MTV hockten.

Simple Plan

Simple Plan

Simple Plan

Simple Plan Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)

Im Zuge des großen Pop-Punk-Revivals und dem TikTok-Erfolg ihres Klassikers “I’m Just a Kid” (2002) konnten Simple Plan auch eine ganze Menge an neuen Fans aus jüngeren Generationen verbuchen. Sänger Pierre Bouvier stellte in mehreren Ansagen seine Überwältigung über die ausverkaufte Venue klar und dass ihm gänzlich egal ist, wie lange man schon Fan der Band sei. Generell zeigte er enorm viel Herz und sprach in einer längeren Pause auch darüber, wie ihre Konzertbesuche bei Bands wie Green Day, blink-182 und NOFX in jungen Jahren sie überhaupt motiviert hatten, selbst Musik zu machen.

Eine musikalische Zeitreise

Solch berührende Ansprachen ergaben gepaart mit einem Cover-Medley (“All Star”, “Sk8er Boi”, “Mr. Brightside”) oder vielen weiteren Hits ihrer Diskografie (“Your Love Is a Lie”, “Welcome to My Life”, “Perfect”) fast eine Art Zeitkapsel, die uns an etwas ganz Bestimmtes erinnerte: An das Entdecken der eigenen Liebe zur Musik. Und an dieses Gefühl erinnert zu werden, blendete so vieles aus, was den Abend eher gewöhnlich machte. Seien es Ansagen, die man auf Tausenden von Shows schon gehört hat oder einfach die Tatsache, dass man bei Simple Plan musikalisch genau das bekommt, was man erwartet. Irgendwie war das alles egal.

Simple Plan

Simple Plan

Simple Plan

Simple Plan Publikum Crowd Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)

Zu guter Letzt sei noch zu erwähnen, wie schön die Support Acts noch im Laufe des Abends in die Show eingebunden wurden. So wurde “Where I Belong” mit allen Sängern des Abends gemeinsam performt, während State Champs-Bassist Ryan Scott Graham bei “I’m Just a Kid” noch das Mikrofon beehren durfte. Jener Song stellte sich sowieso als eins der Highlights heraus: Während sich Simple Plan-Drummer Chuck Comeau eine ausgiebige Crowdsurfing-Runde gönnte, übernahm Pierre die Drums kurzerhand. Mit “Untitled” und “Perfect” endete diese besondere Show noch auf der Herzschmerz-Note.

It was never a phase, mom

Manchmal liegt die Qualität eines gelungenen Konzerts in ganz anderen Dingen. Es muss nicht immer die herausragende musikalische Qualität sein. Es muss nicht die atemberaubende Bühneninszenierung oder die bahnbrechende Performance der einzelnen Bandmitglieder sein. Manchmal reicht es einfach, ein bestimmtes Gefühl sehr gekonnt wieder heraufzubeschwören, ohne dabei ins Kitschige abzudriften. Aber auch die Tatsache, dass hier drei Bands mehr miteinander als nebeneinander gearbeitet haben, macht diesen Abend der Simple Plan-Tour wirklich unvergesslich.

Beitragsbild im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)

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