
Live
Metalcore Modern Metal
Live bei: Parkway Drive in Frankfurt (24.09.2025)
"Wie viel Feuer wollt ihr dabei haben?" PWD: Ja.
VON
Julia Lotz
AM 28/09/2025
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Es gibt Bands, die ziehen ihre Shows ohne großartige Produktion durch. Es gibt Bands, die haben ein bisschen Kram dabei. Es gibt Bands, die fahren schon recht ordentlich auf. Und es gibt Parkway Drive. Dass sie das eigentlich nicht brauchen, haben sie bei ihrem exklusiven „Closer Than Ever“-Konzert im Metropol in Berlin vor dem Kick-Off der Tour bewiesen. Dass es trotzdem einfach übertrieben geil ist, dann wenige Tage bei ihrer „20 Year Anniversary European Tour“ auch gezeigt.
Gemeinsam mit ihren Landskollegen Thy Art Is Murder und The Amity Affliction hat die Band um Frontmann Winston McCall zur 20-jährigen Geburtstagssause geladen – in die größten Hallen der Republik. In der Frankfurter Festhalle ging es ziemlich mittig zum Run der Deutschland-Termine dann heiß her. Gut so, denn besagter Mittwoch fiel wettertechnisch ziemlich ins Wasser.
The Amity Affliction
Wer es dann pünktlich durch das Regenwetter, das die Rhein-Main-Region an dem Tag heimsuchte, um kurz vor 18 Uhr schon (!) in die Festhalle geschafft hatte, durfte sich über den Opener des Abends freuen. The Amity Affliction sind bekanntermaßen seit Anfang des Jahres ohne Ahren Stringer unterwegs. Das Ganze ging nicht ohne einen kleinen Rosenkrieg vonstatten, dessen Ausgang noch immer ungewiss ist. Stringer, der kundtat, nicht freiwillig die Band verlassen zu haben, deutete rechtliche Schritte gegen seine ehemalige Band und Screamer Joel Birch an. Beim Set der aktuellen Tour wird klar: Scheinbar besteht er nach wie vor auf seine Rechte. Bei den alten Stücken sind mitunter Backing Tracks mit Frauenstimme zu hören, nicht aber Stringers Gesang.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Wer dem Auftritt von Amity skeptisch gegenüberstand („Ich war Fan der ersten Stunde, ohne Ahren…“ usw.), wurde sicherlich eines besseren belehrt. Da in neuer Besetzung bislang erst ein Song („All That I Remember“) erschien, „mussten“ TAA ja auf altes Material zurückgreifen, sonst wäre das sicherlich das kürzeste Set in der Geschichte von Support-Slots gewesen. Und die Band macht ihren Job großartig. Die stimmliche Harmonie zwischen Joel Birch und Jonathan Reeves und Dan Brown (nicht der Autor) passte hervorragend und die Songauswahl war ebenfalls erste Sahne (vor allem für Fans der ersten Stunde!!!).
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Nach neun Songs war mit „Soak Me In Bleach“ war dann Schluss, The Amity Affliction gingen von der Bühne und es wurde für Thy Art Is Murder aufgeräumt.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Thy Art Is Murder
Allzu viel aufgeräumt werden musste allerdings nicht, denn in Sachen Produktion hatten Amity alles zuhause gelassen oder Parkway Drive ausgeliehen. Thy Art Is Murder fuhren da ein klein wenig mehr auf und holten sich LED-Stäbe auf die Bühne. Ob sie sich das wohl von unserer MoreCore Party abgeschaut haben? Bestimmt.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Auch TAIM sind seit letztem Jahr in neuer Besetzung unterwegs. Nachdem man CJ McMahon, der immerhin 15 Jahre die Stimme der Band war, wegen einiger kruder Äußerungen aus der Band warf, übergab man vor ziemlich genau einem Jahr Tyler Miller von Aversions Crown das Mikrofon. Ebenso wie Amity haben auch Thy erst einen Song seit dem Besetzungswechsel veröffentlicht, genau dieser war jedoch gar nicht Teil der Setlist. Sei es drum, Tyler Miller wurde auch den alten Stücken von TAIM mehr als gerecht.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Musikalisch geht’s bei der Band natürlich etwas doller zur Sache als bei The Amity Affliction; ob das dem Publikum besser oder schlechter gefiel, konnte man anhand der Stimmung jetzt aber nicht so richtig festmachen. Das meiste Gewusel bei beiden Bands kam durch Toilettengänge, Getränke holen und der Verwirrung über die verschiedenen Steh- und Sitzplatzkategorien zustande.
Sowohl The Amity Affliction als auch Thy Art Is Murder machten beide einen großartigen Job! Ob es am Regenwetter, am Werktag oder an der Vorfreude auf Parkway Drive lag, dass die Stimmung nicht so richtig überkochte, weiß man nicht. Es war trotzdem ein gelungener Start in den Abend.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Parkway Drive
Der Main Act des Abends begann diesmal bereits um 20 Uhr! Und das findet der gemeine Arbeitnehmer wirklich super, hatte man die Aussicht, doch nicht ganz so spät ins Bett zu kommen. Pünktlich wie die Maurer loschen die Produktionsleute dann auch die Lichter und es wurden zunächst auf den LED-Wänden einige Momente aus der 20-jährigen Karriere der Australier gezeigt. Inzwischen kamen irgendwo am Ende der Festhalle die Bandmitglieder fahnenschwingend ins Publikum marschiert und bahnten sich ihren Weg durch die Menge. Okay, okay – innovativ ist das nicht. Sowohl 2019 als auch 2022 haben wir das schon mal gesehen… Aber ist in Ordnung, weil immer wieder cool.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
An und auf der Bühne angekommen, ließen sich PWD erstmal ein bisschen feiern, bevor DER Riff erklang. Naja, gut, es gibt viele Riffs der Band, die diese Bezeichnung verdient hätten. Wir meinen aber den Riff von „Carrion“, der den Opener des mehr als zwei Stunden dauernden Sets mimte. Und was sollen wir sagen? Die Besucher in der Frankfurter Festhalle waren somit von Sekunde 1 dahin.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Zwei Stücke spielten Winston McCall (in weißem Bademantel-oder-irgendwie-sowas-Outfit) und seine Bandkollegen mit „Carrion“ und „Prey“ auf der kleinen vorderen Bühne, bevor eine Stahl-Brücke heruntergelassen wurde und die Musiker auch auf die Hauptbühne gehen durften. Sehr freundlich. Dann kam „Glitch“ und das war der Moment, an dem es nur noch gottlos abging.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Wir sparen es uns jetzt mal, die Produktionsdetails zu jedem einzelnen Song aufzuzählen und versuchen das Ganze mal zusammenzufassen und Achtung: Die folgenden Zeilen klingen jetzt womöglich wie ein Fiebertraum. Es gab Tänzer (u.a. „Glitch“, ganz zum Schluss sogar im Mosh Pit), es gab Pyro („Bottom Feeder“), es gab Regen („Wishing Wells“), es gab wie auf den vergangenen Touren Violinen und Cello („Chronos“, „Darker Still“), es gab Instrumenten-Soli („Idols And Anchors“, „Crushed“), es gab Gäste (Joel Birch von The Amity Affliction bei „Boneyards“) und: ES. GAB. FEUER.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Schon bei „Glitch“ wurden erstmal ein paar Streichhölzchen gezündelt auch auch zwischendrin konnte man sich immer mal aufwärmen. Nach ein paar Songs hatte man dann auch den Trick raus: Wenn der Produktionsleiter (?) auf die Bühne kam, kritisch ein paar Spots beäugte und dann die Bandmitglieder angetippte, wusste man, dass gleich entweder die besagte Stahlbühne nach oben stieg oder irgendwo etwas angezündet wurde. Auch verdächtig rot leuchtende LEDs an schwarzen Boxen rund um die Bühne deuteten entsprechende „Highlights“ an.
Wer nicht zwischendrin schon ins Schwitzen kam, weil es entweder immer mal warm wurde oder man im Mosh Pit eskaliert ist (RIP an diejenigen, die das komplette „Here comes the heavy stuff“-Medley aus den frühen Jahren durchzogen), kam dann spätestens bei „Crushed“ ins Schwitzen. Während Winston McCall wieder Molotov-Cocktails von der Hebebühne über dem sich drehenden Drumset (!) von Schlagzeuger Ben Gordon warf, wurde die ganze Bühne in Flammen gesetzt. Und zwar AUCH die Schwebebühne, mit der Winston nach einem kritischen Blick und Schultertipper des Produktionsleiters nach oben fuhr. Wer sich darunter jetzt nicht so viel vorstellen kann – bitte sehr:
Das Ende des Sets stellte „Wild Eyes“ dar, für das man dann recht außer Atem und Ben Gordon vermutlich mit Drehwurm noch mal auf die vordere kleine Bühne kam. Das Publikum konnte leicht benebelt nach zwei Stunden purem Wahnsinn textsicher mitsingen und brachte gemeinsam mit Parkway Drive den Konzertabend zu einem würdigen Abschluss.
Draußen konnte man sich dann zunächst bei immer noch andauerndem Regen abkühlen, nach Hause fahren, feststellen, dass es ja noch gar nicht so spät ist… nur um dann im Bett zu liegen und sich zu fragen „Was zur Hölle ist da gerade passiert?“
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Sarah Soria-Galvarro (soga.focus)
Parkway Drive sind eine Band, die in den letzten zwei Dekaden alles dafür getan hat, den Status zu erreichen, den sie gerade haben. Und das alles handmade. Wie eingangs erwähnt, zeigen Sets wie das „Closer Than Ever“-Konzert, dass da einfach fünf gestandene und unfassbar talentierte Musiker am Werk sind, die sich den Ruhm mehr als verdient haben. Natürlich brauchen sie das ganze Drumherum nicht – und natürlich ist es trotzdem geil. Und natürlich hofft man, bei der nächsten Tour wieder genau so etwas geboten zu bekommen. Oder vielleicht sogar noch mehr.
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