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Live bei: Emil Bulls in München – „The Hully Gully Bierzeltshow“ (05.09.2020)

Ein Prosit auf die Live-Musik!

VON AM 09/09/2020

Wenn ich ehrlich bin hätte ich nicht gedacht, dass ich dieses Jahr noch einmal auf ein Konzert gehen würde. Zum Glück hat sich die Münchner Band Emil Bulls da etwas einfallen lassen, um uns doch noch in den Genuss von Livemusik kommen zu lassen.

Unter dem Motto „The Hully Gully Bierzeltshows” veranstaltet die Band insgesamt drei Konzerte im Backstage in München. So spielte die Band bereits am Vorabend, den 04. September und eine weitere Show folgt am kommenden Samstag, den 12. September 2020 – eine Chance für die Sause habt ihr also noch!

Die Veranstaltung macht ihrem Namen „Bierzeltshow“ alle Ehre. Hinter dem Gebäude des Backstage wurde unter freiem Himmel ein großes Zelt aufgestellt, in welchem an die 50 Biertische mitsamt Bierbänken stehen. Grade genug Platz für die erwarteten 400 Besucher.

Da das Oktoberfest in München, welches am 19. September gestartet wäre, aufgrund von Corona dieses Jahr nicht stattfinden kann, ist dieses Konzert bestimmt ein guter Ausgleich für alle metalbegeisterten Wiesn-Gänger.

Es liegt ein leichter Geruch von Pommesfett in der Luft, Bier wird hauptsächlich in Maßkrügen ausgeschenkt und sogar die ein oder andere Tracht ist zu sehen. Hört sich eigentlich nach einem normalen Abend auf dem Oktoberfest an, oder?

Der Unterschied hier ist allerdings, dass 80% der Besucher in Emil Bulls-Merch gehüllt sind. Und tatsächlich ist das wirklich sehr auffällig. Natürlich sieht man auf Konzerten immer Leute, die Shirts oder Hoodies der spielenden Band tragen, aber an diesem Abend ist es die deutliche Mehrheit. Einige tragen sogar den Mundschutz der Münchener Band.

Apropos Mundschutz: An dieser Stelle mal ein großes Lob an die Venue! Die Veranstalter haben hier ein wirklich gutes Hygienekonzept an den Start gebracht. In der gesamten Location gilt strenge Maskenpflicht, egal ob Bar oder Toilette. Lediglich am Tisch darf die Maske abgenommen werden. Angekommen am Tisch muss von jedem Besucher der uns allen bekannte Zettel mit den wichtigsten Daten ausgefüllt werden. Zusätzlich gilt während der Show absolutes Stehverbot. Und soweit ich das beobachten konnte, wurden diese Regeln auch den ganzen Abend über eingehalten. Vermutlich haben alle die Konzertbesuche so sehr vermisst, dass sie sich hier ausnahmsweise alle mal einig sind.

This Is Not An Elephant

This Is Not An Elephant

This Is Not An Elephant

This Is Not An Elephant
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Als die Vorband um 19:10 Uhr die Bühne betritt, herrscht im Zelt schon eine recht ausgelassene Stimmung. Immerhin hatten die Besucher bereits eine Stunde Zeit, um die ein oder andere Maß zu vernichten und was soll man auch tun, wenn man nur rumsitzt? This Is Not An Elephant kommen ebenfalls aus München und spielen eine Art Prog Rock, welcher aber auch Elemente von Heavy Metal und Alternative aufweist.

Zu Beginn ist der Sound noch etwas schwammig, sodass der Sänger leider kaum zu verstehen ist. Allerdings ändert sich das während des zweiten Songs, sodass so langsam auch die Gespräche an den Tischen nachlassen und das Publikum sich mehr und mehr in die richtige Stimmung bringen lässt. Während der 45-minütigen Show von This Is Not An Elephant mischt sich Christoph von Freydorf heimlich unter das Publikum. Mit Mundschutz und Sonnenbrille ist er gar nicht so leicht zu erkennen, doch einige Fans identifizieren den Sänger von Emil Bulls natürlich trotzdem und so werden Erinnerungsfotos geschossen und es wird fleißig mit den Krügen angestoßen.

This Is Not An Elephant

This Is Not An Elephant

This Is Not An Elephant
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Emil Bulls

So langsam wird der Himmel dunkel über München und es erklingt schließlich passend zur Primetime um 20:15 Uhr die Titelmelodie des A-Teams aus den Boxen. Das etwas überdimensionierte Banner, auf welchem lediglich „mil Bul“ zu lesen ist, fällt und auf der Bühne stehen die fünf Jungs von Emil Bulls, allesamt in glitzernden, goldenen Jacketts.

Emil Bulls

Emil Bulls

Emil Bulls
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Passend zur ausgelassen Wiesnstimmung beginnt die Band mit einem Klassiker: „Aber dich gibt’s nur einmal für mich“ von den Nilsen Brothers. Oder ist der Songs von den Flippers? Sorry, das ist nun wirklich nicht mein Fachgebiet. Die Besucher sind so oder so sichtlich begeistert und schunkeln auf den Bierbänken. Sänger Christoph verteilt rote Rosen an die vorderen Tische und auch unserer Fotografin Pia überreicht er eine davon. Ach, wie romantisch! Falls es mit dem Metal mal nicht mehr klappen sollte, ist der Band eine Karriere als Schlagerkapelle sicher.

Emil Bulls
Foto im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Mit einem zünftigen bayrischen Dialekt und den Worten „Sauft’s euch g’scheit nei!“ wird der Vorhang nun wieder nach oben gezogen. Das nenne ich einen gelungenen Start.

Als der Vorhang erneut fällt, sind die glitzernden Outfits verschwunden und die Band stimmt mit „The Reckoning“ ganz andere Klänge an. Voller Power legen die Münchner los und man kann die geballte Energie in der Luft spüren. Nicht nur das Publikum hat die Livemusik vermisst.

Spätestens bei „Hearteater“ ist es dann auch beim letzten Gast angekommen, wer da auf der Bühne steht. Geballte Fäuste werden in die Höhe gestreckt und einige schütteln auch im Sitzen ihre Haarpracht.
Obwohl Emil Bulls normalerweise deutlich größere Zuschauermengen bespielen, tut das auch bei „Not Tonight Josephine“ der Stimmung keinen Abbruch.

Bevor die Band mit „Here Comes The Fire” ordentlich weiter ballert, wird noch einmal zum traditionellen Oktoberfestsong „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ angestoßen.

Emil Bulls

Emil Bulls

Emil Bulls

Emil Bulls
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Während der Songs „The Most Evil Spell“ und „Time“ wird deutlich, dass das Publikum nicht nur nach dem Bier in den Krügen dürstet, sondern auch danach, endlich wieder eine Band auf der Bühne zu sehen.
Tatsächlich sind zur Show mehr Nicht-Münchner angereist als Münchner selbst. Auch einige Österreicher sind unter den Gästen.

Zwischen „Porcelain“ und „Leaving You With This” bedankt sich die Band völlig zurecht beim Backstage, dass diese Show zustande gekommen ist. Ich finde es wirklich bemerkenswert, dass die Veranstalter sich so viel Mühe gemacht haben, unter den geltenden Auflagen gemeinsam mit der Band dieses Konzert auf die Beine zu stellen. Uns allen bedeuten Konzerte so viel und es ist schön zu sehen, dass diese Venue auch finanziell der Pandemie standhalten kann.

Emil Bulls

Emil Bulls
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Ein Prosit für’s Backstage

Auf „Nothing in This World” folgt ein erneutes “Prosit” und auch die Band stößt auf der Bühne mit zünftigen Keramikkrügen an.

Mit „voller Saufkraft voraus“ spielt die Band „Between the Devil and the Deep Blue Sea“ und mittlerweile hat die Energie der Musik jeden erreicht, sodass es gar nicht mehr so schlimm ist, sitzen zu müssen. Wenn ich ehrlich bin, wäre ich zu diesem Zeitpunkt sowieso schon ziemlich kaputt und wüsste einen Sitzplatz sehr zu schätzen. So kann ich wenigstens alles gut sehen und gemütlich mein Weißbier trinken. Wobei ich das Moshen stellenweise schon vermisse, so anstrengend es ist, so schön ist es auch.

Begleitet vom Gesang der Fans zu „When God Was Sleeping“ verlässt die Band erstmals die Bühne.

Emil Bulls

Emil Bulls
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Mit „The Age of Revolution“, „Euphoria” und „The Jaws of Oblivion” präsentiert Emil Bulls dem Publikum einen deftigen Encore, aber hier hat noch niemand Lust nach Hause zu gehen. Auch ich wünschen mir, die Jungs noch einmal in ihren feschen Jacketts zu sehen.

Und mein Wunsch wird mir erfüllt. In glitzerndem Gold wird „Winterblood (The Sequel)“ und „The Ninth Wave“ aufgespielt. Nach einem weiteren „Prosit“ lädt Sänger Christoph die Besucher ein, nach dem Konzert noch sitzenzubleiben, um gemeinsam ein wenig zu feiern und dem Backstage noch ein bisschen Umsatz zu bescheren.

Auf „Worlds Apart“ folgt nun der finale Abschluss mit „Sierra Madre“ von den Schürzenjägern. Es wird noch einmal fleißig geschunkelt und mitgesungen, als wären wir beim Sommerfest der Volksmusik.

Emil Bulls haben dem Motto „The Hully Gully Bierzeltshows” alle Ehre gemacht und trotz wenig Ambitionen für Schlager hatte auch ich „mords die Gaudi“. Vielen Dank an This Is Not An Elephant, Emil Bulls und das Backstage in München, dass wir endlich wieder Livemusik erleben konnten. Das hat mir in den letzten sechs Monaten sehr gefehlt.

Ich hoffe, dieser Testlauf war für alle Beteiligten ein ebenso positives Erlebnis wie es für mich war und vielleicht sehen wir ja in Zukunft mehr solcher Veranstaltungen.

Beitragsfoto im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

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