
Review
Crossover Indie Punkrock
Kritik: Spiritual Cramp - "RUDE"
Punk trifft Dub, Reggae, New Wave und Indie.
VON
Maik Krause
AM 21/10/2025
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Dass selbst in einem Genre, das vermeintlich wenig Platz für Innovationen lässt, ein frischer Ansatz gelingen kann, das haben Spiritual Cramp zuletzt mit ihrem Debüt-Album (2023) bewiesen. Auf ihrem neuen Werk „RUDE“ gelingt es ihnen tatsächlich, den dadurch aufgekommenen Hype zu bestätigen.
Spiritual Cramp: Frischer Wind für den Punk
Spiritual Cramp haben ein paar wirklich aufregende Monate hinter sich. Die Kalifornier spielten nicht nur als Support für Rise Against oder bei Rock am Ring und Rock im Park, sondern auch in das Blickfeld von Leuten wie Dave Grohl und Billie Joe Armstrong. Den Mix aus Punk, Dub, Reggae, New Wave und Indie – gepaart mit einer provokant lässigen Art – konnte die Band auf dem hervorragenden Debüt-Album und Songs wie “Talkin’ On The Internet”, “Herberts On Holiday” und “Better Off This Way” unter Beweis stellen.
Mit “RUDE” folgt nun also Album Nummer zwei und, wie sagt man so schön, genau dieses ist oftmals kein allzu leichtes Unterfangen. Hierfür holte man sich erstmals Unterstützung in Form eines externen Produzenten, indem man Grammy-Preisträger John Congleton (St. Vincent, Franz Ferdinand, Baroness, Thrice, The Roots) verpflichtete.
„RUDE“ ist ein kurzweiliges Vergnügen, bedarf aber seine Zeit
“I’m An Anarchist” steigt mit dem Einpendeln eines Radiosenders ein – ein Element, das man auch auf dem Vorgänger verwendete – bevor der eigentliche Song beginnt. Tanzbarer Indie mit Punk-Einschlag, der durchaus nach Against Me! klingt. “Go Back Home” zieht dann das Tempo an und holt sich den verzerrten Garage-Sound ala Bad Nerves und The Hives dazu. Mit letzteren ist man übrigens im November und Dezember in Europa auf Tour.
“At My Funeral” versprüht die bekannte Selbstironie der Band, wenn es darum geht den Status nach dem eigenen Ableben zu beschreiben: “At my funeral / Nobody came / Everybody knew / My shit was lame“. Für “You’ve Got My Number” holten sich Spiritual Cramp Unterstützung bei der Künstlerin Sharon Van Etten und serviert mit ihr eine mitreißende Nummer, die zwischen Reggae und Alternative Rock herschwingt und zu den Highlights der Platte zählt.
Dass sich Spiritual Cramp dabei nicht auf eine Genre-Schublade einigen wollen, ist die große Stärke der Band und auch von “RUDE”. Songs wie “Violence In The Super Market”, das atmosphärische “New Religion” oder die Single “Young Offenders” geben dem Album immer wieder neue Wendungen und machen das Ganze zu einer kurzweiligen Angelegenheit. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass sich die meisten Songs erst beim mehrfachen Anhören so richtig entfalten. Wenn sie sich aber einmal festgesetzt haben, will man sie nicht mehr missen.
Foto: Dean Bradshaw / Offizielles Pressebild & Carlos Gonzalez / Offizielles Pressebild
RUDE
Künstler: Spiritual Cramp
Erscheinungsdatum: 24.10.2025
Genre: Punkrock
Label: Blue Grape Music
Medium: Streaming, CD, Vinyl, etc
- I’m An Anarchist
- Go Back Home
- At My Funeral
- Automatic
- You’ve Got My Number ft. Sharon Van Etten
- I Hate The Way I Look
- Interlude
- Violence In The Super Market
- True Love (Is Hard To Find)
- Crazy
- Young Offenders
- New Religion
- People Don’t Change
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