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Kritik: Spiritbox - The Fear Of Fear (EP)
Es ist sicher nicht übertrieben, wenn man bei den frisch für einen Grammy nominierten Spiritbox von einer der großen Durchstarter-Bands ...
VON
Maik Krause
AM 29/11/2023
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Es ist sicher nicht übertrieben, wenn man bei den frisch für einen Grammy nominierten Spiritbox von einer der großen Durchstarter-Bands im Metalcore spricht. Spätestens seit ihrem 2021er Album „Eternal Blue“ hat sich die Band um Sängerin Courtney LaPlante in die Gehörgänge der meisten Genre-Fans geboxt. Mit „The Fear Of Fear“ legen die Kanadier:innen nun nach und machen einfach konsequent da weiter, wo sie vorher aufgehört haben.
Spiritbox: Zwischen den Extremen
Schon der Opener der 6-Track-EP – „Cellar Door“ – tritt die Tür lieber direkt ein, statt vorher höflich anzuklopfen. Hier gehen Spiritbox den von ihnen bekannten Weg aus progressivem Metalcore, der durch Synthies einen gewissen Hauch von Industrial eingeflößt bekommt. Nahtlos über geht es in „Jaded“, der sich etwas mehr zurücknimmt und Raum für LaPlantes wunderbaren cleanen Gesangsstimme lässt, ohne aber die nötige Härte außer Acht zu lassen. Ein starker Alternative Metal Song, der zeigt, dass die Band auch auf „The Fear Of Fear“ zwischen den Extremen tanzt und dabei nie das Gleichgewicht verliert.
„Too Close / Too Late“ kommt sogar gänzlich ohne Shouts aus und bietet sich als einer der bislang zugänglichsten Songs der Band an, bevor „Angel Eyes“ wie ein Löwe aus der Deckung gesprungen kommt und zum Frontalangriff ansetzt. Ein wilder Ritt aus weiteren Industrial- und Electro-Passagen, die immer wieder mit den tief gestimmten Gitarren und den dämonischen Growls abwechseln, was eine irgendwie beunruhigende, aber höchst spannende Atmosphäre erzeugt. Moderne Nu Metal-Einflüsse, die sich gerade ohnehin im Genre breit machen, sind auch auf der „The Fear Of Fear“ EP nicht zu überhören, doch Spiritbox verstehen es, das Ganze in ihren individuellen Sound einzubauen.
Eine geschlossene Welt, wie eine Visitenkarte
In „The Void“, der als erste Single veröffentlicht wurde, gibt sich das Quartett sogar tanzbar, spielen sie hier doch sehr mit schnellen Rhythmen und liefern einen starken Alternative Song, der zwar Fans von Moshpits und Breakdowns nicht abholt, dafür aber eine weitere Facette der Band zeigt, die ihr sehr gut steht. Mit „Ultraviolet“ setzen Spiritbox dann den Schlusspunkt und schalten wieder einen Gang zurück, um im Verlaufe immer wieder mit New Wave-Klängen zu kokettieren, ohne es aber zu sehr zu übertreiben.
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Eine große Stärke von „The Fear Of Fear“ ist, dass es sich nicht wie eine lieblos zusammengewürfelte EP anfühlt, mit Songs, die es nicht auf „Eternal Blue“ geschafft hatten. Vielmehr greift es den Sound der Platte auf, baut aber eine geschlossene Welt auf, die vor allem von ihren Übergängen zwischen den einzelnen Lieder aufrecht gehalten wird und trotz der unterschiedlichen Stile ein stimmiges Gesamtbild ergeben.
Wenn man so will, ist „The Fear Of Fear“ ein Showcase, eine Art Visitenkarte für alle, die gerade erst in die Band einsteigen und in knapp einer halben Stunde die gesamte Range von Spiritbox aufgezeigt bekommen wollen. Man darf sehr gespannt sein, welcher der vielen Einflüsse in Zukunft die Überhand gewinnen wird. Nach der letzten 3-Track-EP „Rotoscope“ (2022) darf es dann aber gerne mal wieder ein Album sein!
Beitragsfoto im Auftrag von MoreCore.de: Kirsten Otto
The Fear Of Fear (EP)
Künstler: Spiritbox
Erscheinungsdatum: 03.11.2023
Genre: Metalcore, Progressive
Label: Rise Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- Cellar Door
- Jaded
- Too Close / Too Late
- Angel Eyes
- The Void
- Ultraviolet
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