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Kritik: Nothing More - „Spirits“

Die Wunderkinder von Nothing More melden sich mit ihrem sechsten Album „Spirits“ zurück. Der Vorgänger „The Stories We Tell Ourselves“ ...

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Die Wunderkinder von Nothing More melden sich mit ihrem sechsten Album „Spirits“ zurück. Der Vorgänger „The Stories We Tell Ourselves“ wurde 2017 für drei Grammy Awards nominiert – die Erwartungen an die neue Platte sind also entsprechend hoch. Mit 13 Songs erscheint „Spirits“ am kommenden Freitag, dem 14. Oktober 2022. Einen kleinen Einblick in den Longplayer erhaltet ihr allerdings jetzt schon in dieser Review.

Wie viele Künstler hatten auch Sänger Jonny Hawkins, Gitarrist Mark Vollelunga, Bassist Daniel Oliver und Drummer Ben Anderson mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen. „Spirits“ setzt sich mit so einigen Schattenseiten des Lockdowns auseinander. Mit dem Überleben als selbständiger Musiker, der Verzweiflung durch Isolation aber auch mit Drogenmissbrauch und Beziehungsschmerz.

Nothing More preschen auf „Spirits“ brutal nach vorne

Eröffnet wird das Album von der vorher ausgekoppelten Single „Turn It Up Like (Stand In The Fire)“. Der aggressive, powervolle Sound wird durch einen marschierenden Bass und verzerrten Gitarrenriffs geprägt. Fans der Single können sich auf den Rest des Albums freuen. Nothing More preschen in Sachen Härte auf ihrer sechsten LP nach vorne und bringen ihre angestaute Frustration zum Ausdruck.

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Hawkins hat uns nicht zu viel versprochen, als er folgende Worte über den Sound des Albums verriet:

„Der natürliche Weg für die meisten Bands in unserem Genre ist es, von heavy zu etwas weniger heavy zu etwas poppiger zu gehen, um den Mainstream anzustreben. Wir haben die andere Richtung eingeschlagen. Wir haben definitiv Tracks, die etwas zugänglicher sind, aber der Großteil von Spirits ist härter und düsterer.“

Dabei zählen auch „Dream With Me“ und „Face It“ zu den Metal-lastigen Tracks. Während Erster von Beginn an voller Energie strotzend, kontinuierlich Spannung aufbaut und die verzweifelte Bitte „Don’t you die on me“ von einem unerwarteten Breakdown erstickt wird, beginnt „Face It“ im Vergleich deutlich ruhiger.

Der klare Gesang von Hawkins wird zu Beginn lediglich von einer ruhigen Rhythmusgitarre begleitet, bevor der Track eine schwere Nu Metal-Gestalt annimmt. Der melodische, von brutalen Riffs geprägte Refrain wird von charakteristischen Shouts, die abrupt von tiefen zu hohen Tonlagen springen, eingeleitet.

In der Mitte des Songs wird das Muster von einem Bass-Solo durchbrochen, während Hawkins wütend „It’s time“ in’s Mikro schreit. „Face It“ steht im Mittelpunkt der Platte und markiert mit 6:28 Minuten den längsten, aber auch kreativsten und stärksten Song von „Spirits“. Er kombiniert die neue Härte der Band mit altbekannten, musikalischen Elementen, die wir von Nothing More gewohnt sind.

Den Wiedererkennungswert der Band hören wir auch in „Tired Of Winning“ und „Don’t Look Back“ heraus. Beide sind durch einen futuristischen Sound geprägt, der durch das Experimentieren mit verschiedenen elektronischen Einflüssen entstanden ist. Während „Tired Of Winning“ als vorher ausgekoppelte Single mit ihrem verzerrten Gesang heraustischt, charakterisiert sich zweiterer durch einen progressiven R’n’B-Einfluss und einen prägnanten E-Bass.

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Fünf komplexe Tracks, die man soundtechnisch als Aushängeschild des Albums betrachten kann und wie ein guter Wein mit jedem Hören reifen.

Aber was ist das Problem mit „Spirits“?

Das Wesen dieser Songs ähnelt sich jedoch stark und dies lässt das Gesamtbild etwas eintönig klingen. Alleinstehend sind die Tracks kreativ zusammengesetzt, doch die schweren Riffs stechen im Großen nicht hervor. Auch die zwar melodischen, dennoch unspektakulären Refrains bleiben nicht im Ohr. So gehen „The Other F Word“ und „Vallhalla (Too Young To See)“ trotz ihres warnenden Sounds aufgrund der ähnlichen musikalischen Elemente auf dem Album unter.

Doch strotzen nicht alle Lieder auf „Spirits“ vor Wut. Mit „You Don’t Know What Love Means“, „Best Times“ und „Déjà Vu“ liefern uns Nothing More gleich drei Balladen, die Schmerz und Beklommenheit mit sich tragen. Während „Best Times“ noch mit einem unerwartet melodischen Refrain herausticht, ist der Aufbau ebenso wie bei ersterem eher generisch. „Déjà Vu“ ist mit Abstand der düsterste Track des gesamten Albums, hinterlässt durch eine eintönige Spannungskurve aber ein unbefriedigendes Gefühl.

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Abgeschlossen wird „Spirits“ vom Titeltrack. Dieser kombiniert rotzige Strophen mit einem catchy Chorus und sorgt für eine erfrischende Abwechslung. Unterstützt wird der Song von einer prägnanten, progressiven E-Gitarre. Ein wenig mehr dieser stilistischen Einflüsse hätten dem Gesamtbild des Albums sicherlich nicht geschadet.

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Foto: Jody Domingue / Offizielles Pressebild

ALBUM
Spirits
Künstler: Nothing More

Erscheinungsdatum: 14.10.2022
Genre: , ,
Label: Sony Music
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Turn it up like (Stand in the fire)
  2. Tired Of Winning
  3. Ships In The Night
  4. You Don't Know What Love Means
  5. Don't Look Back
  6. The Other F Word
  7. Face It
  8. Best Times
  9. Déjá-Vu
  10. Dream With Me
  11. Neverland
  12. Valhalla (Too Young To See)
  13. Spirits
Nothing More Spirits
Nothing More Spirits
7.5
FAZIT
Insgesamt liefern Nothing More mit „Spirits“ ein kreatives Gesamtwerk, auf dem mit verschiedenen elektronischen Klängen experimentiert wurde. Geprägt wird die Platte von harten Riffs, was manche Herzen höherschlagen lassen dürfte. Der deutlich aggressivere Sound überrascht anfänglich zwar, lässt das Gesamtbild allerdings etwas eintönig klingen. Auch wenn sich viele Songs komplex zusammensetzen und lyrische Tiefe bieten, fehlt es dem Album etwas an Variation und Alleinstellungsmerkmalen. Mit dem Titeltrack und „Face It“ liefert das sechste Album der Band die stärksten Songs, während die anderen nicht an die der Vorgänger-Platten ankommen.