
Review
Alternative Emo Punkrock
Kritik: Catapults - "I Hope You Heal"
Ein gelungenes Gesamtpaket.
VON
Mauritz Hagemann
AM 19/09/2025
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Catapults haben sich seit ihrer Gründung 2017 langsam, aber sicher nach vorne gearbeitet. Beständig starke Songs, Live-Shows, die mitreißen und ein im Ganzen stimmiges und ästhetisches Bild hat die Band aus dem beschaulich-schönen Oldenburg zu einem der ganz heißen Eisen im deutschen Punkrock-Feuer gemacht. Mit „I Hope You Heal“ steht jetzt Album Nummer 2 in den Startlöchern. Wir haben uns die Platte einmal ganz genau angesehen.
Mit „W.L.W.“ geht es gleich zum Start ohne große Kompromisse nach vorne. Und zwar sowohl musikalisch als auch textlich. Musikalisch geht es ein ganzes Stück rauer zur Sache als man es mitunter von Catapults gewohnt ist und auch textlich bezieht die Band mit ihrem Statement zum „9 to 5“-Alltag überraschend klar Stellung. Thematisch ist das Ganze natürlich schon von einigen anderen Bands im Punkrock besungen worden – aber nur von wenigen so kreativ wie von Catapults. In „Half King“ geht es gleich ähnlich dynamisch, aber etwas glatt geschliffener weiter. Der Song kann gerade im Refrain überzeugen und bleibt schnell im Ohr. Der Start dieser Platte ist Catapults auf jeden Fall mehr als gelungen.
Feature-Gäste aus dem selben Regal
Zu einem Album gehört (inzwischen) natürlich auch der ein oder andere Feature-Gast. Catapults müssen sich hier gar nicht allzu weit umschauen, sondern können sich gleich mehrfach etwas höher im Regal der deutschen Punkrock-Bands bedienen. Auf „Digging Deeper/Going Nowhere“ ist es Still Talk-Sängerin Tanja Kührer, die dem Song mit seinem ohnehin schon sehr lässigen und gleichsam eingängigen Vibe noch einmal das gewisse Etwas verleiht. Für „Aftermath“ konnten Catapults dann Shoreline-Sänger Hansol Seung gewinnen. Eine gute Wahl, erinnert der Song doch gerade musikalisch hin und wieder an (frühe) Shoreline-Songs. Dass Hansol Seung „Aftermath“ vor allem mit seinen Shouts aufmischt, kommt durchaus überraschend. Überraschend, aber passend. Denn die Shouts geben dem sozialkritischen Text gepaart mit dem harten musikalischen Ende die notwendige Wut. Punkrock ist auch 2025 zum Glück noch rebellisch.
Catapults mit durchweg hohem Anspruch
Der schon eingangs erwähnte hohe ästhetische Anspruch zieht sich bei Catapults auch musikalisch durch das gesamte Album. Jeder Song wirkt gut durchdacht und ist von einem anspruchsvollen Songwriting geprägt. Dass die Band in der ersten Albumhälfte mit „A-Side“ einen Song aus ihrer Anfangszeit neu vertont hat und dann zum Ende der Platte mit „B-Side“ fortsetzt und beendet, ist nicht nur wirklich kreativ und fast schon einzigartig. Es ist auch eine spannende Reminiszenz an die eigene Bandgeschichte. Da stört es auch nicht, dass die Songs – oder besser: der Song – nicht zu den allerstärksten des Albums gehört.
Catapults zeigen sich auf „I Hope You Heal“ deutlich reifer und ausgefeilter als auf ihrem Erstlingswerk „I’ll Be Honest“. Auch das war seinerzeit schon – Achtung, Wortwitz – ehrlicher, aber vor allem angenehm verspielter Punkrock. Aber vier Jahre später zeigen sich Catapults eben doch um einiges erwachsener. Die Erfahrung der letzten Jahre steht der Band jedenfalls sehr gut.
Die Band verabschiedet sich schließlich mit dem dunklen Titelsong „IHYL“. Catapults steht der harmonische Punkrock- und Alternative-Vibe, den sie auf dem Großteil des Albums zeigen, zwar insgesamt besser als der melancholische Schlussakt. Doch auch hier zeigt sich, wie vielseitig die Band inzwischen ist. Das energiegeladene Ende von Song und Album lässt an dieser Feststellung jedenfalls keine Zweifel mehr aufkommen.
Foto: Brian Kramer / Offizielles Pressebild
I Hope You Heal
Künstler: Catapults
Erscheinungsdatum: 19.09.2025
Genre: Alternative, Emo, Punkrock
Label: Blood Blast Distribution
Medium: Streaming, CD, Vinyl, etc
- W.L.W.
- Half King
- Digging Deeper / Going Nowhere
- A-Okay (2025 Version)
- Wasever
- Aftermath (feat. Shoreline)
- Flowers We Grew
- Like Father, Like Son
- B-Okay
- Soft Bite
- Birdsong
- I Hope You Heal
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