Review

Metalcore

Kritik: Callejon - "Eternia"

Die Herren von Callejon haben in diesem Jahr Grund zum Feiern. Schließlich feiert das Metalcore-Quintett aus Düsseldorf seinen 20. Geburtstag. ...

VON

Die Herren von Callejon haben in diesem Jahr Grund zum Feiern. Schließlich feiert das Metalcore-Quintett aus Düsseldorf seinen 20. Geburtstag. Und weil die Band, bei der nur noch Sänger Bastian Sobtzick und Gitarrist Bernhard Horn von der Ursprungsformation übrig geblieben sind, ohnehin Alben in einer Geschwindigkeit und Konstanz abliefert wie es nur wenige Bands schaffen, wird dieser runde Geburtstag womit gefeiert? Genau, mit einem neuen Album. „Eternia“ heißt das zehnte Studioalbum der Band, das neben dem Jubiläumskonzert im Düsseldorfer Stahlwerk am 17.Dezember sicherlich das Highlight des runden Geburtstags ist.

Callejon leisten solides Handwerk ohne große Überraschungen

Callejon haben in zwanzig Jahren selbstverständlich eine Entwicklung hingelegt und sind nie auf der Stelle getreten. Der Sound ist moderner und auch vielseitiger geworden. Dennoch gehört die Band weiterhin zu den Acts, bei denen man keine allzu großen Experimente, sondern solides (Metalcore-)Handwerk erwartet. So ist es dann auch beim Titeltrack „Eternia“, der das Album einläutet. Ein synthi-lastiger Aufbau, dann setzen auch schon die Gitarren ein.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die von der peitschenden Doublebass getriebene Strophe, die markante Stimme von Bastian Sobtzick. Auch der Refrain, der den Songtitel hervorhebt. Alles schon einmal dagewesen, alles schon vor Jahren für gut befunden. Callejon bewegen sich zunächst einmal auf sehr solidem, aber eben auch sehr sicherem Parkett. In „Tor des Todes“ geht es zunächst in Sachen Tempo noch einmal etwas mehr zur Sache, bevor der Song eine unerwartete Wendung nimmt. Das ist definitiv kein 08/15-Song und damit sehr erfrischend.

Es gibt sie, die kleinen Überraschungen

Demgegenüber ist ein Song wie „Guillotine“ dann wieder typisch Callejon. Heavy in den Strophen und viel Atmosphäre in den Refrains. Fans werden hier auf ihre Kosten kommen. So geht es im Wesentlichen auch in Richtung Mitte des Albums weiter. Das Album ist gefällig und bietet fraglos den ein oder anderen Ohrwurm, doch die großen Experimente lassen auf sich warten. Auf Album Nr. 10 und mit der Erfahrung von 20 Jahren hätte sich die Band hier und da in jedem Fall ein wenig mehr trauen können. So muss man die kleinen Highlights hin und wieder mit der Lupe suchen, wird dann aber auch fündig. Zum Beispiel in dem ganz kleinen Black Metal-lastigen Part in „Marry Shelley“. Oder auch in dem Auf und Ab in „Emokeller“. Der Song ist in Sachen Tempo und Gesang eine einzige Achterbahnfahrt – bei dem Namen durchaus passend.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Viel Potential, das nicht immer ausgeschöpft wird

Als sich Callejon im Jahr 2002 gegründet haben, steckte der iPod noch in den Kinderschuhen und an Spotify war auch noch nicht zu denken. Doch 20 Jahre später haben sich die Musikwelt und der Musikkonsum grundlegend geändert. Callejon gehören zu den Bands, die über eine ausreichend große Fanbase verfügen, sodass sich das Konzept „Album“ noch lohnt. Aber völlig lossagen von den Trends der Gegenwart kann sich die Band auch nicht. Und so wurde im Vorfeld des Albumreleases das Singlespiel fleißig mitgespielt. „Ich komme niemals an“ wurde beispielsweise schon Ende September veröffentlicht.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Der Song hat gute Ansätze, könnte fast sogar zu einem zweiten „Kind im Nebel“ werden, bleibt aber irgendwie doch in den besagten Ansätzen stecken. Schade, da war mehr Potential drin. „Silver Surfer“ hingegen – ebenfalls einer vorab veröffentlichten Songs – überrascht dadurch positiv, dass das Tempo der Strophe in den Refrain übernommen wird. Das ist erfrischend anders.

Was bleibt nach elf Songs auf dem zehnten Album? In jedem Fall der Eindruck, dass Callejon wissen, was sie tun und was sie können. Dass haben sie in der Vergangenheit allerdings schon oft genug bewiesen. Zum Jubiläum hätte es durchaus etwas mehr Kreativität sein können. Aber vielleicht haben Callejon diese schon komplett für die Vorbereitung der Jubiläumsshow im Dezember benötigt.

Foto: Chris Dohle / Offizielles Pressebild

ALBUM
Eternia
Künstler: Callejon

Erscheinungsdatum: 28.10.2022
Genre:
Label: Warner Music
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Eternia
  2. Tor des Todes
  3. Guillotine
  4. Sternenstaub
  5. Mary Shelley
  6. Emokeller
  7. Scareglow
  8. Ich komme niemals an
  9. Hexenhaus
  10. Silver Surfer
  11. Loreley X2p1
Callejon Eternia
Callejon Eternia
6.5
FAZIT
"Eternia" wird den Callejon-Die-Hards sicher gefallen. Die Band hat ihren Stil über die Jahre und die unzähligen Veröffentlichungen hinweg perfektioniert. Allerdings hatte sie sich dabei auch immer genug Platz zum Atmen gegeben und Raum für Neues gelassen. Das fehlt auf "Eternia" – und macht die Platte damit zwar zum Jubiläumsalbum, nicht aber zum Must-Have.