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Review

Alternative Indie Pop

Kritik: Bad Suns - "Accelerator"

Sonnenschein für die Ohren.

VON

Über drei Jahre mussten Fans von Bad Suns auf einen neuen Longplayer warten. Jetzt liefern die Jungs aus Kalifornien mit „Accelerator“ endlich Nachschub. Übergangsweise durfte sich mit der EP „Infinite Joy“ und gleich drei Single-Auskopplungen des jüngsten Releases schonmal an den neuen Sound gewöhnt werden.

Mit zwölf Tracks liefert die Band eine knappe dreiviertel Stunde groovy Gitarren, 80er Synthies und Ohrwurm-Melodien und knüpfen dabei an ihren bisherigen Sound an.

Bad Suns schlagen die Brücke zwischen Altbewährten und Neuland

Die wohl größte Veränderung liegt in der Besetzung der Band. Nach dem Verlassen des Gitarristen Ray Libby, stellt „Accelerator“ die erste Platte der Band als Trio dar. Wie gewohnt ging es allerdings wieder mit Eric Palmquist ins Studio, der bereits drei von vier Vorgänger-Alben der Band produzierte.

Bad Suns erfinden ihren Klang dabei nicht neu, sondern ergänzen ihn um einen energiereichen von 90er House inspirierten Dance-Pop-Sound. Wie gewohnt gibt es ordentlich Synthies, knackige Hooks und catchy Gitarrenriffs auf die Ohren, nur diesmal noch tanzbarer und weniger edgy.

Während der Aufnahmen für das fünfte Studioalbum der Band feierte Sänger Christo Bowman außerdem seinen 30. Geburtstag. Mit „Accelerator“ möchte Bowman hier nicht nur seine Vergangenheit reflektieren, sondern thematisiert auch seine kommende Vaterschaft. Er schafft dabei einige starke Ambivalenzen zwischen dem aufgedrehten Feel-Good-Sound der Band und intimen Lyrics.

Kummer klang noch nie so optimistisch

Dies zeigt sich direkt im Opening-Track „Slow Karma“. Die Single kommt mit funky Gitarrenriffs, dreamy Synthies und ordentlich Ohrwurm-Potenzial daher, während Bowman Texte wie: „When I see myself in photographs/I wish I looked another way/All of my favorite stories/Are the ones in which I almost die“, singt. Ähnlich geht es auch in “Ready To Take Flight” her. Tempo und Sound werden beibehalten und man spürt die kalifornische Sonne quasi durch die Kopfhörer. Lyrisch geht es jedoch eher düster daher: „After the show, I wept an ocean/In a hotel room, planning to die/ Shut my eyes, fantasized/Until my loved ones crossed my mind/My whole plan unraveled right then in a moment”.

Der scharfe Kontrast zwischen Texten und Sound ist durchaus spannend. An der Umsetzung, darf aber gerne noch etwas getüftelt werden, denn leider geht das Gefühl durch den energiegeladenen Pop-Sound etwas unter.
Auch die Singles „Communicating“ und „Mystery Girl“ gleichen den besprochenen Tracks klang-ästhetisch ziemlich. Es kommt dabei vor allem Roadtrip oder auch Coming-of-Age-Film-Stimmung auf. Letzteres wird unter anderem durch das zugehörige Musikvideo verstärkt. Hier manifestiert sich das verträumte Retro-Feel des Songs in den passenden Visuals.

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Glattgebügelt mit Tiefgang

In der zweiten Hälfte zeigen sich Bad Suns durchaus abwechslungsreicher. „Madeline“ bricht erstmals mit dem bisherigen Sound und fängt durch seine reduziertere Instrumentation und Verträumtheit das Gefühl von Verliebtheit sehr gut ein.

„Back to zero“ sticht durch sein elektronisches Intro und experimentellen Effekten heraus. Auch hier erzählen Texte wie „I thought you were the one / Back to zero” eine eher melancholische Geschichte. Mit „What’s Best For You Ain’t Me“ wird es nochmal ruhiger und vorallem das reduzierte Outro aus Akustik-Gitarre und Vocals bleibt im Kopf. Nicht zuletzt die 5-Minütige Power-Ballade „Wait In The Car“, mit ordentlich Reverb, Echo und übereinanderliegenden Vocals, zeigt die Band von einer anderen Seite.

Dennoch schwächelt die Platte an einigen Ecken. Dies mag dem Genre geschuldet sein. Sich im Indie-Pop durchzusetzen ist keine leichte Aufgabe. Sich dabei im Mainstream zu verlaufen ist zwar nicht schlimm, Originalität und Charakter büßen dabei leider ein.

Bad Suns Stärken liegen vor allem in ihren Texten, den catchy Gitarrenriffs und verträumten Synths. Dabei muss nicht jeder Song der nächste Song des Sommers werden. Trotzdem macht „Accelerator“ vieles richtig und wird Fans der Band definitv Spaß machen.

Foto: Jaxon Whittington / Offizielles Pressebild

ALBUM
Accelerator
Künstler: Bad Suns

Erscheinungsdatum: 08.08.2025
Genre: , ,
Label: Epitaph Records
Medium: Streaming, CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Slow Karma
  2. Ready To Take Flight
  3. Mystery Girl
  4. Communicating
  5. Why Am I Like This?
  6. Madeline
  7. Just Like Magic
  8. Back To Zero
  9. What’s Best For You
  10. Postcard
  11. Wait In The Car
  12. Do The Twist Of Fate
6
FAZIT
Mit „Accelerator“ melden sich Bad Suns mit einem soliden Nachfolger zu ihren bisherigen Releases zurück. Dabei bleiben sie ihrem Sound bestehend aus tanzbaren Gitarrenriffs, verspielten Synths und bittersüßen Texten treu. Kombiniert wird dies mit Dance-Pop und 90er House-Einflüssen, woraus sich ein zwar energetisches aber auch berechenbares Pop-Album ergibt. Obwohl dadurch einige Tracks etwas an Schärfe verlieren, überzeugt das Album durch emotionale Zwischentöne, catchy Hooks und einer spannenden Mischung aus Melancholie und Optimismus, auf die in Zukunft gerne weiter aufgebaut werden darf.