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HardcoreMetalcoreProgressive
Kritik: Atena - "Subway Anthem"
Irgendwo zwischen dem Dies- und Jenseits existiert eine Lebensrealität, die man im Fall mancher unserer Zeitgenossen lediglich erahnen kann. So ...
VON
Dennis Grenzel
AM 24/09/2023
Irgendwo zwischen dem Dies- und Jenseits existiert eine Lebensrealität, die man im Fall mancher unserer Zeitgenossen lediglich erahnen kann. So auch bei Jakob Skogli, dem Sänger der Norweger Atena. Hier hatte man aufgrund der lyrischen Schwere schon das Gefühl, dieser könne beim Verlassen eben dieser seiner Realität nur in das nächst weitere Dunkel gelangen können.
Atena: Genre-Klischees vs. künstlerische Ansprüche
Schon bei dem im Jahr 2017 erschienenen „Possessed“ konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, rein emotional gepackt und tief durch die dunkelsten nebelbehangenen Fjorde des hohen Nordens gezogen zu werden. Da bekam man es mit satt orchestriertem Gemalme zu tun, das sogar die weit gefassten Genregrenzen vom Metalcore hin zum Hip-Hop überschritt. Und auch das darauf folgende „Drowning Regrets & Lungs Filled With Water“ hinterließ den Hörer knappe drei Jahre später samt Songs wie „Death Is All I Think About“ zuerst fast noch ein wenig gelähmt. Lediglich die Zeit festigte in der Folge die Gewissheit, es hier mit einer Formation zu haben, die mehr im Sinn hat als das blanke Abgreifen von genretypischen Klischees und mehr mit der Erfüllung eigener künstlerischer Ansprüche beschäftigt ist.
Der Schritt ins Kommerzielle
Im Fall des neuen Albums „Subway Anthem“ hat man sich heuer weiter professionalisiert und sich mit Henrik Udd einen schwedischen Produzenten an Bord geholt, der auch schon Bring Me The Horizon und den Architects zu einem ansehnlichen Soundgerüst verhalf.
Mit „Ultra Ultimate Opus Power“ wälzt man sich ungemein Beat-lastig in die Dunkelheit, bevor sich Atena mittels „Hard Day“ vollends der Hochgeschwindigkeit ergeben und erst im Refrain melodische Angriffsfläche bieten. Fredrik Kasin peitscht von hinten kräftig ein und verleiht den ohnehin schon satt produzierten Sechssaitern ungeheuren Druck. Der Titelsong ist ein gutes Beispiel dafür, wie wandelbar Atena eigentlich sind, und das nicht lediglich in gesanglicher Hinsicht.
Atena lassen Hoffnung aufkeimen
Mit „Slip Away“ erfährt „Subway Anthem“ dann seinen eigentlichen Höhepunkt. Nach einer furiosen Hochgeschwindigkeits-Eröffnung wälzen sich Atena durch synthbeschwerte, gedämpfte Stakkato-Tieftöner, nur um dann wenige Momente später zu einem Refrain zu gelangen, den man in dieser Melodiösität kaum erwartet hätte. Und auch einem joggingbeanzugten Jakob Skogli kann man in Tagen wie diesen nur attestieren, gesangliche Kompetenzen auf- und ausgebaut zu haben, so erinnert dieser samt Gefolgschaft doch in den besten Momenten an die Kanadier von Alexisonfire.
Und immer wieder gesellen sich zur gewohnten Maschinerie Hochtöner, die an mancher Stelle doch tatsächlich so etwas wie Hoffnung aufkommen lassen. Auch in „Somebody“ keimt die Helligkeit, die einem Atena in ihren Songs lange Zeit fast gänzlich verwehrten. Mit „Oh My“ beschließen Atena dann fast schon melancholisch und liefern ein Finale, das Skoglis Gesang als auch den Hörer in unvermutete Höhen trägt.
Foto: Anine Desire / Offizielles Pressebild
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