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Interview

Long Distance Calling: „Wir waren während der Pandemie so produktiv und kreativ wie noch nie“

Bassist Jan Hoffmann über das neue Album "Eraser".

VON AM 02/09/2022

Extreme Dürre, Starkregen, Abschmelzen der Gletscher. All das sind Folgen des menschengemachten Klimawandels, die zumindest all denjenigen, die nicht mit Scheuklappen durch die Gegend laufen, bekannt und bewusst sein dürften. Dass aber auch das Artensterben zu diesen dramatischen Folgen gehört, ist weitaus weniger bekannt. Doch als Long Distance Calling-Drummer Janosch Rathmer eine Doku über den gefährdeten Grönlandhai sah, griff er direkt zum Telefon und rief Bassist Jan Hoffmann an. Schon war die Idee eines Konzeptalbums über gefährdete Arten geboren.

Und weil Long Distance Calling allgemein konzeptionell und strukturiert arbeiten, ging es im Folgenden Schritt für Schritt, wie Jan uns erzählt. „Wir haben eine Liste von gefährdeten Tierarten erstellt. Damit war die Grundlage da, von der aus wir dann mit dem Songwriting beginnen konnten. Einige Aspekte waren uns natürlich bekannt, wir haben uns dann aber noch mal im Detail ein gelesen und informiert und auch von Greenpeace noch Informationen bekommen.“

Teil des Problems, aber auch Teil der Lösung

Bands, die sich einem solchen Thema widmen, sehen sich leicht Vorwürfen ausgesetzt, mit dem so genannten erhobenen Zeigefeiger zu agieren. So wollen Long Distance Calling aber auf keinen Fall wirken. Der Band ist dabei bewusst, dass auch sie Teil des Problems sind. „Wir fahren mit einem Bus durch die Gegend, verbrauchen Strom und Ressourcen, etc. Es gibt vom neuen Album eine recycelte Vinylversion, das war uns als Statement wichtig. Im privaten sollte jeder selbst schauen und seinen Alltag durchleuchten, an welchen Schrauben man drehen kann, um nachhaltiger zu leben, das muss jeder für sich selbst herausfinden“, so Jan Hoffmann.

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Long Distance Calling: Wie gewohnt rein instrumental

Im Übrigen: Ganz so viele Möglichkeiten für den erhobenen Zeigefinger hat die Band ohnehin nicht. Denn Gesang gibt es auch auf „Eraser“ keinen. Zwischendurch hatte die Band – ursprünglich als reine Instrumental-Band gestartet – immer mal Gesang eingebaut und zeitweise mit Martin Fischer auch einen festen Sänger. Auf „Eraser“ fühlt sie die Band allerdings ohne Gesang sehr wohl. Dennoch möchte Jan nicht ausschließen, dass es in Zukunft wieder Songs mit Gesang geben könnte. Für Long Distance Calling ist der Gesang ein Element von vielen. Wenn es passt, dann passt es und wenn nicht, dann eben nicht.

Die Pandemie hatte für die Band neben den bekannten und schon thematisieren vielen negativen Seiten durchaus auch Vorteile. Für Jan Hoffmann war es vor allem die Zeit, die der Band insbesondere auch für den Schreibprozess zu „Eraser“ zur Verfügung stand. „Wir waren während der Pandemie so produktiv und kreativ wie noch nie, das ist auf jeden Fall interessant, man lernt mit bestimmten Situationen umzugehen und das Beste daraus zu machen.“

Wer rastet, rostet.

Vielleicht war es dann auch die viele Zeit, die dazu geführt hat, dass Long Distance Calling auf „Eraser“ – gerade auch im Vergleich zum Vorgängeralbum „How Do We Want To Live“ – deutlich weniger elektronische Elemente eingesetzt hat. Gerade auch im Recording-Prozess, auch wenn dies einen nicht unerheblichen Mehraufwand zur Folge hatte. Doch Jan Hoffmann ist mehr als nur zufrieden mit der Platte. „Wir wollten den Real Deal und das hat sich gelohnt. Denn der Klang der Platte ist fantastisch. Außerdem haben wir kompositorisch und spielerisch noch mal eine Schippe drauf gelegt, es ist wahrscheinlich unsere progressivste Platte. Wer rastet, rostet.“

Progressiv in jedem Fall, aber nicht überfordernd. Es würde nicht verwundern, wenn Long Distance Calling ihre Fanbase mit „Eraser“ deutlich vergrößern würden. Verdient hätte es die Band auf jeden Fall!

Foto: Long Distance Calling / Offizielles Pressebild

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