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Live bei: BRING ME THE HORIZON in Berlin!

Es ist der 10. November und BRING ME THE HORIZON haben soeben die Bühne im Huxleys verlassen. Während sich alle ...

VON AM 17/11/2015

Es ist der 10. November und BRING ME THE HORIZON haben soeben die Bühne im Huxleys verlassen. Während sich alle Anwesenden in Richtung Ausgang oder Garderobe drängelten, stellte ich mir die Frage: Was macht ein gutes Konzert aus? Ist es die Auswahl der richtigen Songs? Ist es die packende Atmosphäre, die jeden im Publikum mitreißt? Oder muss eine Band – einschließlich des Sängers – live ebenso überzeugen wie auf dem Album? Wer sich Oli Sykes, Gesicht und Frontmann von BRING ME THE HORIZON, an diesem Abend anhört und die letzte Frage mit einem klaren „Ja!“ beantwortet, ist vermutlich nicht auf seine Kosten gekommen. Glücklicherweise gibt es noch die Zuschauer, die über schräge Töne hinwegsehen konnten und den hohen Anteil an Playbacks wahrscheinlich gar nicht bemerkt haben. Sie sind es, die mit einem Lächeln, durchgeschwitzten Klamotten und heiserer Stimme in die relativ milde Novembernacht entlassen wurden.

Der Konzertabend hätte zunächst kaum besser starten können, denn BEARTOOTH durften als erste Band die hungrige Meute vor der Bühne aufwärmen. Die Jungs aus dem amerikanischen Ohio haben im letzten Jahr ihr geniales Debütalbum „Disgusting“ veröffentlicht, sich aber in Deutschland seitdem nur selten blicken lassen. Für viele war diese Tour also die perfekte Chance, BEARTOOTHs abwechslungsreiche Mischung aus Metalcore und Melodic Hardcore zum ersten Mal live zu erleben.

Beartooth1

Sänger Caleb und seine Kollegen ließen sich nicht lange bitten und schmetterten dem Publikum ab kurz vor 20 Uhr mit „The Lines“, „Relapsing“ und „Dead“ ihre ersten Kracher um die Ohren. Im Huxleys Neue Welt kam es sogleich zu den ersten Moshpits und wer die Tracks nicht mitsang, war eingeladen, in den Circle Pits seine Runden zu drehen. „In Between“, „I Have A Problem“ und „Beaten in Lips“ zementierten schließlich den Weg zum Finale des Auftritts.


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Um 20.30 beendeten BEARTOOTH mit „Body Bag“ ihre explosive und kompromisslose Show. Der Puls der Zuschauer war ganz oben, die Stimmung am Kochen und der nächste Act musste her. Rückblickend steht also die Frage im Raum, was sich die Booker und Tourmanager dabei gedacht haben, nun PVRIS auf die Bühne zu schicken.

Pvris

Die leicht psychedelische Synthpop-Band aus Massachusetts würde man spontan eher als Opening Act bei FLORENCE & THE MACHINE vermuten, nicht aber bei BRING ME THE HORIZON, die noch vor wenigen Jahren fernab jeder FM-Radiostation für gesalzenen Death- und Metalcore standen. Da dieser aber spätestens seit dem letzten Album „Sempiternal“ von leiseren Tönen ersetzt wurde, sollten PVRIS nach BEARTOOTH vermutlich einen adäquaten Übergang darstellen, nach dem selbst die poppigeren, aktuellen Tracks von BRING ME THE HORIZON für Aufregung sorgen würden. Und so spielten PVRIS eine Mischung ihrer Lieder vom Debütalbum „White Noise“, welches erst im letzten Jahr veröffentlicht wurde. Zugegeben: Sängerin Lyndsey Gunnulfsen überzeugte mit glasklarem, sauberem Gesang, während Gitarrist Alex Babinski, Bassist Brian MacDonald sowie Tour-Drummer Justin Nace technisch einwandfreien Pop-Rock zusammenspielten. Für sonderlich viel Stimmung konnten sie, von etwas Mitklatschen mal abgesehen, allerdings nicht sorgen. Prädikat: Muss man mögen. Oder auch nicht.

Nach einer halben Stunde verließen die Musiker die Bühne, um den Weg für den Headliner des Abends freizumachen, den vor allem die überwiegend weiblichen, jungen Fans in den ersten beiden Reihen schon sehnlichst erwarteten.

BMTH

Was haben die Musiker von BRING ME THE HORIZON aus dem englischen Sheffield für einen Werdegang hinter sich. Von dem ersten Deathcore-Album „Count Your Blessings“, welches man ohne Vorwissen heute kaum noch mit ihnen in Verbindung bringen könnte, über den immer noch beliebten Klassiker „Suicide Season“, hin zum Metalcore-Elektro-Mischmasch „There Is a Hell, Believe Me I’ve Seen It. There Is a Heaven, Let’s Keep It a Secret.“ sowie dem Mainstream-Erfolg „Sempiternal“. Und nun also das vor kurzem veröffentlichte „That’s The Spirit“, mit dem sich BRING ME THE HORIZON musikalisch irgendwo zwischen ihrem Vorgängeralbum und 30 SECONDS TO MARS (man höre sich nur „Follow You“ oder „Run“ an) einordnen. Vielfalt steht für die Band also an der Tagesordnung. Da passt es gut, dass man auch auf diesen Auftritt am 10. November mit gemischten Gefühlen zurückblicken kann.

Ab 21.50 tauchte der Konzertsaal in Dunkelheit ab, lediglich einige Scheinwerfer sowie eine breite LED-Wand im Hintergrund boten ab sofort atmosphärische Minimalbeleuchtung. BRING ME THE HORIZON betraten die Bühne und starteten mit dem ruhigen „Doomed“ sowie dem fetzigeren „Happy Song“ in den Abend, die in gleicher Reihenfolge das neue Album eröffnen. Spätestens ab dem zweiten Track kannte die Menge kein Halten mehr und steigerte sich zunehmend in eine fröhliche Abrissstimmung hinein, die mit „Go To Hell, For Heaven’s Sake“, „The House Of Wolves“ und „Chelsea Smile“ genau die richtige Setlist geboten bekam, um keinen Stein auf dem anderen zu lassen.

Für eine passende Auswahl der Songs war bis hierhin also gesorgt. Auch die Atmosphäre im Saal hätte mitreißender kaum sein können. Doch hören wir auch mal genauer hin:

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„Chelsea Smile“, der Metalcore-Kracher vom 2008er Album „Suicide Season“, setzt vor allem auf Shouts und eine härtere Gangart. Klarer Gesang a la „Sempiternal“ und „That’s The Spirit“, den nunmal nicht jeder Metal-Frontmann umsetzen kann, war für die Briten damals noch ein Fremdwort. Wer sich die Aufnahme anhört wird feststellen, dass Oli Sykes hier mittlerweile sehr an seine Grenzen stößt. Schräge Töne und Gesangsaussetzer, die er mit Singalongs überspielt, waren für den gesamten Auftritt exemplarisch. Besonders auffällig war das bei den älteren Songs, zu denen wesentlich weniger mitgesungen wurde als zu den neueren Stücken. Dennoch muss man unterstreichen, dass diese Probleme kaum etwas an der einzigartigen Ausstrahlungskraft geändert haben, die BRING ME THE HORIZON ausmacht. Das schafft nicht jede Band.

sdr

Nach den ersten Songs ließ Oli Sykes die Fans in Berlin wissen, dass dieser Abend die „best night of the tour“ sei. So sehr man ihm das auch glauben möchte, so unweigerlich stellt sich doch die Frage, in wie vielen anderen Städten dieser Satz ebenfalls fiel.

Es folgten Tracks von den letzten beiden LPs, darunter „Throne“, „Shadow Moses“, „Sleepwalking“, „True Friends“, „Can You Feel My Heart“ sowie „Antivist“, von denen einige mit Clean Vocals aufwarten. Auch an diesem Punkt konnte Sykes gesanglich nicht glänzen, da ein Großteil des klaren Gesangs eindeutig Playback war, welches sich von den restlichen Parts qualitativ merklich unterschied. Doch die Zuschauer störte das nicht. Die Menge feierte ihre Helden auf der Bühne und moshte als ob es kein Morgen gäbe. Die Stimmung hatte ihren Siedepunkt erreicht und erneut prallten die gesanglichen Schwierigkeiten an dem Gesamteindruck von BRING ME THE HORIZON ab. Davor muss man den Hut ziehen.

Zu diesem Zeitpunkt verabschiedete sich die Truppe vorerst von der Bühne, bevor sie für eine Zugabe noch einmal zurückkehrte. Mit „Blessed With A Curse“, dem einzigen ausgewählten Song vom dritten Album, sowie „Drown“ brachten BRING ME THE HORIZON die Wände des Huxleys ein letztes Mal zum Beben. Um kurz vor 23 Uhr war der Auftritt endgültig vorbei und die Zuschauer traten verzaubert, heiser und glücklich den Heimweg an.

Hat Oli Sykes’ Stimme den Zenit überschritten? Sicherlich. Doch letztendlich kommt es auf eine gute Gesamtshow und die Leistung der ganzen Band an, die ein Konzert wie dieses so überzeugend werden lässt. Und wenn es vor allem eine Gruppe gibt, die so ein fantastisches Zusammenspiel abliefern kann, dann ist das nach wie vor BRING ME THE HORIZON.

(Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel spiegelt die eigene Meinung des Autoren und nicht die von MoreCore.de wieder.)

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