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Linkin Park: Unser Tribut zum 5. Todestag von Chester Bennington
Unvergessen.
VON
Kat Kronthaler
AM 20/07/2022
Mit Chester Bennington haben wir einen ganz besonderen Stern im Musikhimmel verloren. Ein Licht, das aber trotzdem noch lange weiter leuchten wird. Fünf Jahre ist es heute bereits her, dass uns die traurige Nachricht über Chesters Tod am 20. Juli 2017 erreichte, die nicht nur Linkin Park-Fans, sondern eine gesamte Branche komplett sprachlos zurückließ.
Chester Bennington: Who Cares When One More Light Goes Out In A Sky Of A Million Stars? Well, We Do
Von Kindheitsbeinen an hatte der Sänger kein einfaches Leben. Geboren am 20. März 1976 in Phoenix in Arizona wächst er unter schwierigen Verhältnissen auf. Im Alter von nur sieben Jahren wird Chester Opfer von jahrelangem sexuellem Missbrauch, später kommt Mobbing in der Schule dazu. „I was knocked around like a rag doll at school, for being skinny and looking different”.
Chester flüchtet sich früh in die Kunst und findet Trost im Schreiben von Gedichten und Songs. Die Musik wird zum Ventil für seinen Schmerz.
An seinem 23. Geburtstag sollte sich dann eine Chance ergeben, die sein Leben komplett verändern würde: Jeff Blue (Warner Music) erzählt ihm, es gebe da eine Band, die nach einem Sänger suchen. Chester bekommt die Demos, singt sie innerhalb von nur drei Tagen vollständig ein und macht sich dann auf den Weg nach Augora Hills, um für die Band Xero vorzusingen.
„Ich brauche es gar nicht mehr versuchen“, sagte damals ein weiterer Bewerber, nachdem er Chesters Stimme hörte. „Wenn ihr den nicht nehmt, dann seid ihr bescheuert“.
Und auf einmal war Linkin Park geboren
Ihr Einstieg in das Musikbusiness gestaltet sich für die sechsköpfige Gruppe allerdings alles andere als einfach. Niemand will die Band anfangs unter Vertrag nehmen. Sage und schreibe 44 Absagen von Labels müssen Linkin Park einstecken. Warner Bros. allein lehnte sie drei Mal ab, bevor sie ihnen endlich eine Chance geben. Das Ergebnis? Linkin Parks Debütalbum „Hybrid Theory“, welches uns wohl allen ein Begriff sein dürfte, verkaufte sich über 32 Millionen Mal (Stand: 2020) und erhielt in den USA 10-fach Platin, beziehungsweise Diamant-Status.
Dadurch ist es das meistverkaufte Debütalbum einer Band im laufenden 21. Jahrhundert. Insgesamt bringt es die Gruppe um die beiden Frontmänner Chester Bennington und Mike Shinoda auf über 100 Millionen verkaufte Platten, zwei Grammy Awards und 21 MTV Awards. Von ihren 197 Nominierungen nahmen Linkin Park 69 Stück mit nach Hause.
Eine der einflussreichsten und kommerziell erfolgreichsten Bands
Die harte Aggressivität und Wut, aber gleichzeitig eine so offene, raue Verwundbarkeit in Chesters Gesang berührt Millionen Fans weltweit. Er wird zum Sound einer gesamten Generation und verkörperte all ihre Ängste, ihre Wut und ihren Schmerz in seiner Musik. Er gibt all denen eine Stimme, die nicht für sich selbst schreien konnten.
Während seiner Karriere hat sich Bennington also eine stolze Liste an (musikalischen) Erfolgen angefertigt. Leider zeichnet den Sänger aber ebenso eine lange Geschichte an Alkohol- und Drogenmissbrauch, noch lange vor seiner Musikkarriere. Chester experimentierte schon im Alter von nur elf Jahren mit Kokain und Marihuana. Bevor er überhaupt die High School beendet hatte, kamen noch Meth, LSD und Opium hinzu. In einem Interview mit Kerrang! erzählte er:
“In 2006 I had a choice between stopping drinking or dying”. Er habe gelernt und vor allem realisiert, wie er alle um sich herum durch seine Sucht in Mitleidenschaft zog. Bennington bekämpft erfolgreich seine Suchtkrankheit und arbeitete seitdem hart daran, nüchtern zu bleiben. Gleichzeitig setzt sich für andere Betroffene ein und unterstützt diese auf ihrem eigenen Weg in ein Leben ohne Alkohol und Drogen. “It’s not cool to go drink and be a dumbass. It’s cool to be a part of recovery. This is just who I am. This is what I write about, what I do, and most of my work has been a reflection of what I’ve been going through in one way or another.”
2013 wurde er für seine Arbeit mit dem Stevie Ray Vaughan Award ausgezeichnet
Bennington widmet seine Energie aber noch einigen weiteren Projekten. Nachdem die Küste des Indischen Ozeans 2004 von der größten Tsunami-Katastrophe der Neuzeit getroffen wurde, gründet er 2005 gemeinsam mit Linkin Park „Music For Relief“. Sie hatten das Ziel, eine Spendenorganisation zu gründen, die sich aus Musikern und Mitgliedern der Musikindustrie, aber auch Fans, zusammensetzte, um den Opfern von Naturkatastrophen (finanziell) zu helfen. Auch für die Tierschutzorganisation PETA setzt Chester sich tatkräftig ein. Als Teil der Kampagne „Ink not Mink“ spricht er sich 2009 klar und deutlich gegen die Pelzindustrie und damit einhergehende Tierquälerei aus. „Fühl dich wohl in deiner eigenen Haut und lass die Tiere ihre behalten!“
Es ist nicht abzustreiten, welch massiven Effekt Chester Bennington auf die Welt und die Menschen um ihn herum hatte. Vor allem die Musikszene hat der Sänger enorm geprägt. Von Rock über Pop bis zum Hip-Hop zieht sich ihr musikalischer Einfluss quer durch verschiedene Genres. Viele heutige Größen der Branche wurden durch ihn inspiriert, selbst auf der Bühne zu stehen. Laut Oli Sykes brachte ihn der Besuch eines Linkin Park-Konzertes dazu, selbst Musik machen zu wollen. Kein anderer Musiker hätte je einen solchen Einfluss auf ihn gehabt. Bring Me The Horizon hätte es ohne Chester vielleicht nie so gegeben.
Auch auf Architects hätten wir in diesem Fall vielleicht verzichten müssen, denn für Sam Carter war Chester der Grund, warum er mit dem Singen anfangen wollte. Er schrieb nach dessen Tod auf Twitter: „Absolutely crushed by the passing of Chester. My biggest vocal inspiration and reason I wanted to start singing. Rest in power.”
„Rest in Peace our hero & inspiration” – das sagten auch Blind Channel unter ihrem Video zum Song „Scream“. Diesen hatten sie in Erinnerung als Chester geschrieben. „Es ist kein Geheimnis. Linkin Park und Chester waren eine große Inspiration für unsere Band“, sagte Frontman Niko in einem Interview. Bandkollege Joel Hokka bestätigte dies: „Ich habe Chester Bennington zum ersten Mal auf MTV gesehen und ich hatte Gänsehaut.“ Er bezeichnete diesen Moment als eine seiner liebsten Kindheitserinnerungen.
„You gave a choice to those who wanted to bleed, you gave a voice to those who wanted to scream. Even we all knew your demons, we knew they were real. But all of those demons were part of the deal” heißt es im Refrain von “Scream”.
Ähnliche Worte fanden Linkin Park selbst in Erinnerung an ihren Frontmann. “We’re trying to remind ourselves that the demons who took you away from us were always part of the deal. After all, it was the way you sang about those demons that made everyone fall in love with you in the first place.”
Um ihrem Freund zu gedenken, veranstalteten Linkin Park am 27. Oktober 2017 das Tribute-Konzert „Celebrate Life in Honor of Chester Bennington”. Austragungsort war der Hollywood Bowl in Los Angeles. Mit von der Partie waren viele weitere Musiker, die angereist waren, um Chester zu ehren. Unter anderem Jonathan Davis (Korn), Alanis Morissette und Machine Gun Kelly kamen mit Linkin Park auf der Bühne zusammen.
Mike Shinoda selbst verarbeitete den Verlust seines Freundes noch einmal in musikalischer Form. Im Juni 2018 veröffentlichte er sein Solowerk „Post Traumatic“. Er beschreibt das Album als ein offenes Tagebuch und seine persönliche Art und Weise, mit den Geschehnissen umzugehen. „Es heißt aus gutem Grund Post Traumatic. Das ist die Reise weg von diesem Ort. Es ist die Reise raus aus dieser Dunkelheit hin zur Hoffnung.“
Chester Bennington hinterließ seine Frau Talinda und sechs Kinder. Die jüngsten, seine beiden Zwillinge Lila und Lily, waren zum Zeitpunkt seines Todes gerade einmal fünf Jahre alt. Chester selbst verließ uns mit nur 41 Jahren.
Anmerkung der Redaktion: Solltest du selbst das Gefühl haben, dass du dich in einer belastenden Situation befindest, dann kontaktiere bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhältst du anonym Hilfe von Beratern, die mit dir Auswege aus schwierigen Situationen finden und eine tolle Stütze sein können. Danke, dass du es versuchst!
Bild: YouTube / „One More Light [Official Music Video] – Linkin Park“
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