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Kommentar: Wir sollten uns vorerst von den Konzerten verabschieden, die wir sonst gewohnt waren

Wir werden jede Menge Geduld brauchen.

VON AM 09/07/2020

Es klingt hart, diese Worte zu schreiben, aber nach langer Reflektion erscheint mir diese Aussage immer klarer zu werden. Konnte man früher unbedenklich auf Konzerte gehen, werden wir hier in Zukunft eine große Herausforderung auf vielen Seiten sehen.

Eine Hardcoreshow, ohne Bühnengraben, mit Stagedives und einem Sänger, der sein Mikro in die Crowd hält? Undenkbar.

Stellt euch vor ihr seid in einer Venue, steht unmittelbar vor der Bühne und werdet vom Sänger direkt angeschrien. Eine Erfahrung für die viele Livekonzerte lieben. Doch ist das Risiko einer Tröpfcheninfektion hierbei unfassbar hoch.

Ein tourender Musiker befindet sich innerhalb eines Zeitraums von 2-3 Wochen in verschiedenen europäischen Metropolregionen, trifft jeden Tag mehrere Dutzend Menschen, ist eventuell übermüdet und somit anfälliger für Krankheiten und Keime.

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Die Wahrscheinlichkeit, sich auf Tour eine Erkältung einzuziehen ist groß und viele Musiker, insbesondere Sänger sind aufgrund der stimmlichen Belastung abhängig von apothekenpflichtigen Medikamenten, um jeden Abend 100% geben zu können.

Wie könnte man es also, aus der aktuellen Position heraus, verantworten, fünf Musiker, die zum Beispiel aus den Vereinigten Staaten von Amerika kommen, wochenlang durch Europa reisen zu lassen, während ihr Immunsystem geschwächt ist und sie aktiv in Kontakt mit einer großen Gruppe Menschen kommen?

Bands werden zu potentiellen Superspreadern, die eine ewig lange Infektionskette zur Folge haben können.

Ein Beispiel: Eine Band geht auf Tour. Der Sänger hat sich auf dem Flughafen mit dem Virus Sars-Cov-19 infiziert, seine Inkubationszeit beträgt 7 Tage. In diesen 7 Tagen hat die Band bereits 5 Konzerte gespielt.

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Der Sänger hat etlichen Leuten in den Venues die Hand geschüttelt, Fotos mit Fans geschossen und alle im Bus anwensenden Musiker unwissend angesteckt. In den ersten beiden Tagen in denen er Symptome zeigt, denkt er es handele sich im eine normale Erkältung.

Er nimmt Abstand zu den Leuten und ruht sich aus, während alle anderen Bandmitglieder ebenfalls die ersten Symptome zeigen. Nichts destotrotz versucht die Band auf der Bühne zu stehen, da mit einem Tourabbruch ein hohes finanzielles Risiko verbunden ist. Ein Mercher pflegt den Kontakt zu den Fans und verkauft ihnen Shirts und CDs. Doch um manche Fankontakte kommt auch die Band nicht herum.

In der Zwischenzeit waren Konzertbesucher auf der Arbeit, haben sich mit Freunden getroffen oder die Familie besucht. Das Virus verbreitet sich weiter.

Doch wie ist dieses Problem zu lösen?

Es ist gar unmöglich die Besucher von Konzerten auf das Virus zu testen. Klar ist, dass offensichtlich angeschlagene Menschen von der Security abgewiesen werden sollten.

Auch, wenn ich selbst schon erkältet auf Konzerten war, damit das Ticket nicht verfällt und weil ich dieses Konzert unbedingt sehen wollte, ist dieser Aspekt enorm wichtig und sollte jedem einzelnen einleuchten.

Darüber hinaus sollten Bands ihre sozialen Kontakte auf Tour vorerst auf ein absolutes Minimum reduzieren und einen Sicherheitsabstand zur Crowd halten.

Crowdsurfen sowie Moshpits KÖNNTEN für immer aus den Venues verbannt werden.

All diese Einschnitte beeinflussen die Wahrnehmung von Live-Musik enorm, doch sind sie bitter nötig, um gewährleisten zu können, dass Konzerte sicher und bedenkenlos durchgeführt werden können.

Doch was bedeutet das alles nun?

Ob Konzerte so stattfinden können, wie wir sie alle lieben halte ich aktuell vorerst nicht für möglich. Ich denke es bedarf genügend Schutzmaßnahmen, dass Themen wie Crowdsurfing wieder salonfähig werden.

Darüber hinaus wäre natürlich auch ein Impfstoff notwendig, um sicherzustellen, dass man keiner potentiellen Gefahr ausgesetzt wird.

Doch auch vor der Coronakrise waren wir Keimen und Viren ausgesetzt. Die Möglichkeit sich auf einem Konzert zu erkälten, sich eine Grippe einzufangen oder jemanden anzustecken war immer da, wurde bloß nicht aktiv bedacht.

Inwiefern die ersten Konzerte nach der Coronapause wieder halbwegs „normal“ sein werden, wird nur die Zukunft zeigen.

Ich hoffe jedenfalls, dass wir gemeinsam eine Lösung finden, mit der ein kultureller Austausch wieder möglich ist. Auch wenn das bedeutet, dass ich auf Konzerten weniger Möglichkeiten habe, mich zu bewegen.

Denn ich bin mir sicher, dass alleine der Genuss eines Livekonzertes vorerst mehr als genug ist und ein Moshpit unter diesem Aspekt noch warten kann.

Foto im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schaefer (Cat Eye Photography)

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