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Grosse Freiheit 36 & Docks: Kingstar Music, FKP Scorpio etc. boykottieren Hamburger Clubs aufgrund populistischer Tendenzen
Die Betreiber der Venues zeigten zuletzt merkwürdige Ansichten.
VON
Redaktion
AM 17/03/2021
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In den beiden Hamburger Venues und Docks und Grosse Freiheit 36 ist es – ebenso wie in den meisten Venues deutschlandweit – still. Die Betreiber von Livestätten bangen aufgrund des Lockdowns um ihre Existenz. Die Betreiber der beiden Clubs in der Hansestadt jedoch suchen den Schuldigen der aktuellen Situation nicht bei der Pandemie.
In den vergangenen Monaten tauchten an den Außenfassaden der Venues eindeutige und vor allem bedenkliche Botschaften auf. Allem Anschein nach versuchen die Verantwortlichen die Tragweite des Virus, das die Pandemie verursachte, zu relativieren.
Die an Verschwörungstheorien angelehnten Behauptungen tragen außerdem einen Tonus, der mitunter auch von anderen Gruppierungen verwendet wird, um rechtspopulistisches Gedankengut zu transportieren („Bewaffnet euch… mit Wissen“). Audiolith Records bezog schon vor einigen Tagen Stellung und teilte die fragwürdige „Tapezierung“.
Das DOCKS und die Grosse Freiheit 36 sind schon seit Beginn der Pandemie komplett auf Schwurbler-Kurs. Die Wände der…
Gepostet von Audiolith Records am Donnerstag, 11. März 2021
Einige namhafte Veranstalter reagierten nun und wandten sich mit einem offenen Brief an das Docks. Unter anderem FKP Scorpio, Kingstar Music, Karsten Jahnke Konzerte, die Interessengemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft e.V. und mehr forderten die Betreiber auf, sich zu den Vorkommnissen zu äußern.
Veranstalter wenden sich wegen Verschwörungstheorien offen an das Docks und die Grosse Freiheit 36 in Hamburg
Liebes DOCKS,
Liebe Grosse Freiheit 36,
mit großer und wachsender Enttäuschung haben wir in den vergangenen Monaten beobachten müssen, dass ihr zunehmend gefährlichem und demokratiefeindlichem Gedankengut ein Forum bietet. Spätestens mit indirekten Aufrufen zur Gewalt und dem Verweis auf rechtspopulistische und verschwörerische ‚Medien‘, die diesen Namen nicht verdienen, hat unsere Geduld ihr Ende gefunden.
Wir können uns denken, dass ihr eure Botschaften von der Meinungsfreiheit gedeckt seht – und auf die harmloseren Parts eurer Wandzeitung mag das auch zutreffen. Die meisten der indiskutablen Botschaften wurden mittlerweile offenbar entfernt, was uns nicht überrascht und wahrscheinlich nur aufgrund des öffentlichen Drucks geschehen ist. Wir fordern euch hiermit auf, diese Wände umgehend abzubauen und künftig persönliche Meinungsäußerungen klar erkennbar als solche darzustellen, anstatt wie bisher aus der Deckung des Gesamtkonstrukts eurer Spielstätten zu agieren. Am entstandenen Schaden und unserer konsequenten Ablehnung dieses Gedankenguts ändert das nichts. Indem ihr Falschinformationen streut, instrumentalisiert ihr nicht nur uns und eure eigenen Spielstätten, sondern vor allem die Künstler*innen, die maßgeblich zu eurem vormals guten Namen beigetragen haben. Sehr viele von ihnen, aus dem In- und Ausland, haben uns bereits auf diese Situation angesprochen und sind nicht länger bereit, auf euren Bühnen Musik zu machen – dasselbe trifft natürlich auch auf unsere eigenen Mitarbeiter*innen und Tourneepartner*innen zu. Dies ist ebenso verständlich wie schädlich für euch, da wir Unterzeichnenden für weit über 90 Prozent eures Programms verantwortlich sind.
Aber letztlich ist das gar nicht der entscheidende Punkt: In einer Zeit, in der unsere Branche zusammenstehen sollte, und in der sich unzählige Menschen nach der verbindenden Kraft von Live-Kultur sehnen, sucht ihr anscheinend den Schulterschluss mit Schwurblern, Verschwörern und jenen, die keinen Widerspruch darin sehen, neben Nazis für Demokratie zu demonstrieren. Das können und werden wir nicht länger akzeptieren. Veranstaltungen unter eurem Dach kommen unter diesen Bedingungen für uns nicht infrage – den daraus entstehenden Schaden für alle Gäste und den Kulturstandort der weltoffenen Stadt Hamburg werden wir dafür in Kauf nehmen.
Da wir aber im Gegensatz zu euch nicht der Meinung sind, dass es in diesem Land keine Meinungsfreiheit gibt, möchten wir euch zumindest die Gelegenheit geben, zu dieser Sache Stellung zu beziehen. Wie kam es zu diesen Vorgängen, und kann es eurer Ansicht nach eine Lösung geben, die mehr als ein Lippenbekenntnis ist?
FKP Scorpio Konzertproduktionen
Karsten Jahnke Konzerte
STP Hamburg Konzerte
Inferno Events / Reeperbahn Festival
Neuland Concerts GmbH
a.s.s. concerts & Promotion
Buback Tonträger und Konzerte
Semmel-Concerts
River Concerts
Kingstar Music
OHA! Music
Interessengemeinschaft Hamburger Musikwirtschaft“
Wahre und offene Worte, dafür auch von unserer Seite ein dickes Dankeschön an die involvierten Unternehmen.
Ein Statement sowohl vom Docks als auch von der Grossen Freiheit 36 steht bislang noch aus. Wie sich die Sache weiter entwickelt, bleibt abzuwarten.
Auch einige Bands und Künstler distanzierten sich zuletzt von den Botschaften und begannen mit der Planung, geplante Konzerte zu verlegen, u.a. Leoniden.
Nach ersten Shitstorms aufgrund diverser Medienberichte entfernten die beiden Venues zum Teil die fragwürdigen Botschaften von den Fassaden.
Beitragsfoto im Auftrag von MoreCore.de: Malte Hömberg (Mr. Leon Hirsch)
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