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AlternativeIndustrialRock

Live bei: SKYND in Köln (19.11.2023)

Ein Fest für alle True Crime-Fans.

VON AM 24/11/2023

Es gibt keine festgelegten Regeln dafür, wie man eine Live-Performance anlegen und abliefern muss. Ein Grundsatz, den sich vielleicht viel mehr Artists zu Herzen nehmen sollten, um bei Shows im Kopf zu bleiben. Niemand kann vorschreiben, was auf einer Bühne passieren muss oder darüber bestimmen, wie viel vom Konzerterlebnis auch abseits des eigentlichen Auftritts stattfinden darf – höchstens vielleicht noch die Eigentümer:innen der Venue. Bei ihrer letzten Headlineshow in Köln 2022 schmückten die True Crime-Experten von SKYND das Luxor mit jeder Menge Fahndungsbriefen und Kunstblut aus, um noch den kleinen Schritt mehr zu gehen und ihre Liebe zum Konzept über mehr als ihre Musik zu transportieren.

Dieser Umfang an Gimmicks war leider an diesem Abend nicht vorhanden, was aber wahrscheinlich auch in einer weitaus größeren und helleren Venue wie der Kantine schwieriger umsetzbar gewesen wäre. Dafür konnte man sich aber über die Tatsache erfreuen, dass SKYND innerhalb des letzten Jahres so stark gewachsen sind, dass sie nun überhaupt so eine große Location – wenn auch nicht komplett – füllen konnten. Ihre Auftritte im Vorprogramm von Ice Nine Kills dürften da definitiv ihr Übriges getan haben. Dennoch gab es wieder die klassische Krimi-/Thrillermusik, um die Stimmung vor ihrem Auftritt richtig zu setzen. Ein wichtiger Schritt nach dem Voract, mit dem wir es an diesem Abend zu tun hatten:

Knife Bride

Das ist aber an dieser Stelle keineswegs negativ gemeint, so viel wie es Spaß machte, Knife Bride auf der Bühne zu beobachten. Die aus Brighton stammende Band brachte einen durchaus interessanten Kontrast in ihre Show: Hätte man ihren Auftritt ohne Sound beobachtet, würde man vielleicht gar nicht erst auf die Idee kommen, dass man es mit einer Metalcore-Band zu tun hat. So legten Sängerin Mollie Wise und ihre Cousine und Keyboarderin Lauren Wise einen fröhlichen Tanzmove nach dem anderen hin, während sich Gitarrist Sean Windle und Bassist Craig Glynn passend zu ihren beinharten Riffs die bösen Blicke zuwarfen. Ihr kurzes Set bildete einen wirklich schönen Gegenpol zur Düsternis von dem, was folgen sollte.

Knife Bride
Knife Bride
Knife Bride
Knife BrideFotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)

SKYND

Wie eingangs erwähnt, wurde man von der Atmosphäre schaffenden Playlist relativ direkt nach dem Ende von Knife Bride schon sanft in die darauffolgende Performance von SKYND hineingeführt. Mit “Richard Ramirez” eröffneten die Australier:innen ihre fast schon theatralisch anmutende Performance, in dessen Zentrum ganz klar die namensgebende Frontfrau der Band stand. Ihr Bassist und ihr Drummer – gehüllt in dunkle Masken – erfüllten eher funktionell ihren musikalischen Teil und hielten sich auf der Bühne durchweg im Hintergrund. Es ist durchaus ungewohnt bei einem – im weitesten Sinne – Rockkonzert so viele Nuancen über Mimik und Körpersprache der Frontperson mitzunehmen.

SKYND
SKYND
SKYND
SKYNDFotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)

Über dem druckvollen Klanggewand aus wuchtigen Bässen und knallharten Drums entfaltete sich SKYND mit ihrer starken Aura und Präsenz, die nahezu raumerfüllend wirkte. So hatte es auch etwas ganz Besonderes, wenn sie die songeinleitenden Nachrichtenmeldungen zu den jeweiligen Kriminalfällen leise für sich mit sprach. Kein Wunder, dass das sehr gespannt lauschende Publikum kaum den Blick von der Bühne wenden konnte. Ebenfalls als außergewöhnlich entpuppte sich ihre Arbeit mit verschiedenen Stimmeffekten, die das Gefühl einer One-Person-Theater-Performance nochmals verstärkten. Mit “Aileen Wuornos” und “Marshall Applewhite” gab es zudem zwei unveröffentlichte Songs auf die Ohren.

SKYND
SKYND
SKYND
SKYNDFotos im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)

SKYND ist definitiv eine Band, die eine absolute Ausnahmeperformance an den Tag legt. Egal, ob man mit der Musik oder der Thematik etwas anfangen kann: Es ist unfassbar spannend zu sehen, wie Artists neue Ansätze ausprobieren oder ein groß angelegtes Konzept auf die Bühne bringen. Das Projekt bietet mit seinem Industrial-angehauchten Sound und vielen elektronischen Elementen sowieso Musik, bei der auch genug Platz für viele andere Reize ist – insbesondere auf visueller Ebene. Ich selbst muss auch zugeben, dass sich die Band weit außerhalb meiner musikalischen Komfortzone abspielt. Aber genau das sind eben oft die Performances, die unter vielen herausstechen.

Beitragsbild im Auftrag von MoreCore.de: Julia Strücker (Julia_Rocknrolla)

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