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MetalcorePost-Hardcore

Live bei: Ice Nine Kills & Awake The Dreamer in Köln (14.09.2019)

Während im Kino derzeit ein gewisser Clown namens Pennywise sein Unwesen treibt und wir uns mit großen Schritten in Richtung ...

VON AM 20/09/2019

Während im Kino derzeit ein gewisser Clown namens Pennywise sein Unwesen treibt und wir uns mit großen Schritten in Richtung Halloween bewegen, was kann es da besseres geben, als eine gepflegte Horror-Show untermalt mit feinsten Klängen einer der hierzulande vielleicht meist unterschätzten Metalcore-Bands? Zugegeben: Wer weder etwas mit dem einen noch dem anderen Genre anfangen kann, wird bei der These nur müde schmunzeln können. Wer jedoch ein Ticket zu einer der Europa-Shows von Ice Nine Kills ergattern konnte, der wurde Zeuge einer der coolsten Performances des Jahres.

Es hat durchaus etwas zu sagen, wenn eine Show erst hochverlegt und dann nochmals ausverkauft wird. Ice Nine Kills gelang dies in Köln im Rahmen ihrer “The American Nightmare Tour”. Galten die Jungs aus Boston, Massachusetts schon länger als heißer Tipp, ließen sie mit der starken Platte “The Silver Scream” (2018) nicht nur Metalcore-, sondern auch Horror-Fans aufhorchen. Hatte man auf dem Konzeptalbum mit jedem Song einem Genreklassiker Tribut gezollt, so ging es auch in den zahlreichen Musikvideos schön zur Sache. Kein Wunder, dass die Fangemeinde sich nicht zweimal bitten ließ und nach dem Kölner Luxor auch die Essigfabrik ausverkaufte.

Awake The Dreamer

Da der Abend dementsprechend schon früh sehr gut besucht war, durften sich auch Awake The Dreamer als Support über ein volles Haus freuen. Die Schweden, die mit “Damaged Souls” ihr brandneues Album in den Startlöchern haben, waren von der ersten Sekunde an sehr motiviert und sorgten schnell für die ersten Circle und Mosh Pits in der Menge. Mit ihrem eingängigen Mix aus Melodic Hardcore und Metalcore wussten die Jungs durchaus zu überzeugen, auch wenn man ein ums andere Mal mit Bassist Benjamin Turesson mitfiebern musste, während er am Mikro hartnäckig versuchte, die richtigen Töne zu treffen.





Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

Ice Nine Kills

Nachdem Awake The Dreamer das Publikum auf Betriebstemperatur gebracht hatten, durfte man atmosphärischen Gruselsounds lauschen, während im Hintergrund der Umbau vollzogen wurde. Als dann ein Stativ mit einer Kettensäge, sowie ein markanter roter Luftballon auf der Bühne positioniert wurden, gab es den ersten Szenenapplaus. Kurz danach war es endlich soweit: aufwändig verkleidet als Figuren aus “SAW”, “The Texas Chainsaw Massacre”, “Es” und “The Crow” betraten erst die Instrumentalisten die Bühne, gefolgt von Sänger Spencer Charnas der den wilden Ritt halb als Freddy Krueger, halb als Jason Voorhees – quasi als “Freddy Vs. Jason” einläutete.


Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

Wie auch auf “The Silver Scream”, starteten Ice Nine Kills mit “The American Nightmare” und gingen damit gleich in die Vollen. Schnell wurde klar: Ice Nine Kills sind nicht nur in Topform, sondern haben auch ordentlich Bock dem Publikum das Fürchten zu lehren. So überzeugten die Jungs nicht nur soundtechnisch, sondern vor allem in punkto Performance und Ideenreichtum. So fuchtelte Sänger Charnas zu “Merry Axe-Mas” mit einer Axt herum, während Gitarrist Ricky Armellino in seinem gelben blutverschmierten Regenmantel den Georgie aus “Es” mimte – über ihn stets der roten Luftballon, der bedrohlich in der Luft stand.

Zu “Thank God It’s Friday” machten wir Bekanntschaft mit Pamela Voorhees (aus “Freitag der 13.”), bei “Rocking The Boat” irrte ein Hai (“Der Weiße Hai”) über die Bühne und auch Laurie Strode aus “Halloween” durfte sich ein kleines Gefecht mit ihrem Bruder Michael Myers alias Spencer Charnas liefern. Sehr cool, weil überraschend, abwechslungsreich und selten so gesehen.

Doch auch Fans von “Every Trick in the Book”, dem 2015er Album der Band kamen auf ihre Kosten: ganze vier Songs, unter anderem “The Nature Of The Beast” und “Communion Of The Cursed” fanden ihren Weg in die Setlist, wodurch kurz mit dem Horror-Thema gebrochen wurde.


Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

Wer Sorge hatte, dass die Band sich bei allem Theater nicht auf das reine Musizieren konzentrieren könnte, der wurde eines besseren belehrt. Gekonnt teilen sich die Jungs (bis auf Drummer Patrick Galante) die anspruchsvollen Vocals auf. Vor allem dann, wenn es teils mehrstimmig, teils dynamisch im Wechsel wie zum Beispiel bei “The American Nightmare” zur Sache ging, wurde man förmlich von der Wucht erschlagen. Schade, dass aber auch Ice Nine Kills nicht gänzlich auf Samples verzichteten.

Vor allem bei den Shouts hätte man dies sicherlich auch anders lösen können. Den feierlichen Abschluss dieser amüsanten Reise durch die Horrorgeschichte machten Ice Nine Kills, wenig verwunderlich, mit “IT Is The End”. Angelehnt an Stephen Kings “Es” trieb hier der mit einer Tröte bewaffnete Clown Pennywise sein Unwesen, um dem Publikum im letzten Akt nochmals einzuheizen.

Dieses wiederum wartete anschließend vergeblich auf eine weitere Zugabe. Nach dieser sehr guten Leistung dürfte es aber nicht lange dauern, bis wir die Band erneut bei uns begrüßen dürfen.

Ice Nine Kills
Ice Nine Kills
Ice Nine Kills
Ice Nine Kills
Ice Nine Kills

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cat Eye Photography)

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