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Live bei: ARCHITECTS in Berlin!

Am Abend des 30. Oktober gaben sich die derzeit vielleicht angesagtesten Vertreter des Hard- und Metalcore in Berlin die Klinke ...

VON AM 03/11/2016

Am Abend des 30. Oktober gaben sich die derzeit vielleicht angesagtesten Vertreter des Hard- und Metalcore in Berlin die Klinke in die Hand. BURY TOMORROW, STICK TO YOUR GUNS sowie die ARCHITECTS schickten sich an, die Bühne im Huxleys Neue Welt zu erobern. Auch die Anhänger der drei Bands ließen sich nicht lange bitten. Bereits eine Stunde vor Beginn des Konzertabends hatte sich eine stolze Schlange vor dem Eingang gebildet, die Show war nahezu ausverkauft.

So überraschte es wenig, dass das Huxleys zum offiziellen Beginn um 20 Uhr gut gefüllt war, als die Southamptoner Jungs von BURY TOMORROW den Konzertabend einläuteten. Zu einem drummernd-elektronischen Intro, das an den Soundtrack von „Tron“ erinnerte, betraten Frontmann Daniel Winter-Bates und seine sympathischen Kollegen die Bühne. Hingegen nicht mit auf der Tour dabei sein konnte der Bruder des Frontmanns und Bassist der Band, Davyd Winter-Bates. Der frischgebackene Vater ist zu Hause geblieben und widmet sich derzeit ganz seiner Tochter.

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„Man On Fire“, Opening Track ihres 2014er Albums „Runes“, war schließlich der erste Song des Abends. Schnell bildete sich vor der Bühne ein Moshpit und der Boden fing – typisch für das Huxleys – an zu vibrieren. Dass das Publikum an diesem Abend heiß auf Action war, zeigte sich bereits nach dem folgenden Lied „Memories“, denn dem ersten benommenen Zuschauer des Abends musste schon jetzt aus dem Moshpit geholfen werden. Davon unbeeindruckt schmetterte die britische Truppe ihren Fans „Lionheart“ um die Ohren, einen ihrer bekanntesten Songs. Natürlich kam auch das 2016er Album „Earthbound“ noch zum Zug – mit dessen Tracks „Cemetry“, „Last Light“ sowie „Earthbound“ rundeten BURY TOMORROW ihren starken Auftritt um 20:30 Uhr ab und hinterließen ein aufgeheiztes Publikum, das es nach mehr dürstete.

Im Anschluss an eine 20-minütige Umbaupause enterten schließlich STICK TO YOUR GUNS die Stage. Mit dabei hatte die Hardcore-Formation eine altbekannte, aber bewährte Setlist bestehend aus einer Mischung aus Songs, die mit dem 2012er Album „Diamonds“ veröffentlicht wurden oder danach erschienen sind (darunter die inoffizielle Bandhymne „We Still Believe“, ihr Sing Along-Hit „What Choice Did You Give Us?“ und der Moshpit-Kracher „Empty Heads“) sowie – natürlich – „Amber“, das stets gern gespielte Lied der 2010er Platte „The Hope Division“. Mehr als willkommen waren daher die zwei Tracks „Universal Language“ sowie „The NeverEnding Story“ von der neuen EP „Better Ash Than Dust“, die für eine kleine Auffrischung des Live-Repertoires der Band sorgten.

Zwischen den Liedern ergriff Frontmann Jesse Barnett wie gewohnt die Chance, um über die Missstände in der Welt zu reden. Es war wenig überraschend, dass er sich dafür viel Zeit nahm und so manche Fans ungeduldig auf die nächsten Songs warteten – das gehört schließlich zu einem Auftritt von STICK TO YOUR GUNS dazu. Was allerdings unerwartet kam, war Jesses Rede zu den aktuellen Ereignissen im amerikanischen Fracking-Staat North Dakota, wo die indigene Bevölkerung zusammen mit weiteren Aktivisten seit Monaten gegen den Ausbau einer Pipeline protestiert und es bereits zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei kam. Der STICK TO YOUR GUNS-Frontmann stellte sich klar auf die Seite der Pipeline-Gegner und beendete seine Ansprache mit der Ansage: „Death to the western world!“.

Ernsthaft? „Tod der westlichen Welt!“? Zur Erinnerung: Hier steht nicht ein Vertreter des sogenannten Islamischen Staates auf der Bühne, sondern der Sänger von STICK TO YOUR GUNS. So löblich es auch sein mag, sich politisch klar (links) zu positionieren und das Unrecht in der Welt nicht einfach akzeptieren zu wollen, so notwendig ist es als Mitglied einer so erfolgreichen Band auch, zu reflektieren, was man vor hunderten überwiegend jungen Fans von sich gibt. Die „westliche Welt“, das sind nicht nur korrupte Politiker, Ölbohrfirmen und Polizisten mit Schlagstöcken. Die westliche Welt steht – in unterschiedlicher Ausprägung – auch für den Sozialstaat, Wissenschaft, Kultur, Multikulturalität, Pluralismus, und ja, auch Demokratie. Die westliche Welt – das ist nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch viel Grau. Die westliche Welt – das sind nicht nur die USA, sondern auch Europa. Lieber Jesse, bitte denke darüber einmal nach, bevor du wieder solche Reden schwingst.

Davon abgesehen haben STICK TO YOUR GUNS aus musikalischer Sicht einen wie erwartet starken Auftritt abgeliefert und nach 40 Minuten das Feld geräumt.

Um 22 Uhr war es endlich soweit und die Metalcore-Giganten der ARCHITECTS betraten unter tosendem Applaus hinter einem Vorhang die Bühne. Der kürzliche Tod von Tom Searle, der nicht nur ein Gründungsmitglied, sondern auch Gitarrist und Songschreiber der Band sowie Zwillingsbruder von Drummer Dan Searle war, ging noch immer allen Fans durch den Kopf. Wie würden die ARCHITECTS damit umgehen? Nachdem der Vorhang gefallen war wurde schnell klar: überraschend gut.

Mit dem pumpenden „Nihilist“ – erstes Lied auf dem aktuellen Album „All Our Gods Have Abandoned Us“ – starteten die Briten ihren Auftritt und ließen von Anfang an keinen Stein auf dem anderen. Für den verstorbenen Tom Searle hatte inzwischen vorübergehend (?) Josh Middleton, Gitarrist und Sänger von SYLOSIS, übernommen. Der Brite machte einen sehr ordentlichen Job, spielte zusammen mit den ARCHITECTS, als ob er nie etwas anderes gemacht hätte, hielt sich aber auf der Bühne auch auffällig und wohl aus Respekt vor Tom Searles Erbe zurück. Auch die letzten Zuschauer kannten jetzt kein Halten mehr und feierten die ARCHITECTS, als ob es kein Morgen gäbe. Mit „Deathwish“, „These Colours Don’t Run“, „Dead Man Talking“ sowie „Early Grave“ spielten die Jungs im Anschluss einen erfrischenden Mix aus ihren letzten drei Alben.

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Sänger Sam Carter ergriff zwischen den Songs das Mikrofon, um über die Tierschutzorganisation Sea Shepherd zu sprechen, die von der Band bekanntermaßen stark unterstützt werden, und ließ die Menge wissen, dass es sich bei diesem Auftritt wohl um die bis dato größte Headlinershow der ARCHITECTS außerhalb des Vereinigten Königreichs handelte, bevor sie mit „Phantom Fear“, „The Devil Is Near“, „Broken Cross“, „Downfall“, „Gravedigger“ sowie „Colony Collapse“ einige Hits aus ihren letzten beiden Alben performten.

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Zur visuellen Untermalung waren einige CO2-Kanonen auf der Bühne angebracht worden, die ihren Job so gut machten, dass sie nicht nur kiloweise altes Konfetti vergangener Auftritte von den Lüftungsrohren an der Decke runterholten, sondern auch eine große Platte, die bis zum Konzert der ARCHITECTS als Deckenverkleidung diente. Nur durch unfassbar viel Glück ist diese Platte nicht ins Publikum, sondern auf das Scheinwerfergerüst gefallen. Nachdem das Bühnenpersonal das bemerkte, wurde die Show für fünf Minuten unterbrochen, das Gerüst wurde herabgelassen und die Platte entfernt. Die ARCHITECTS und das Publikum nahmen die kleine Zwangspause mit Humor und machten im Anschluss unbeeindruckt weiter. Die CO2-Kanonen schienen inzwischen neu ausgerichtet worden zu sein, da sie die Luft nicht mehr vertikal der Decke entgegen feuerten. Eine gute Entscheidung, wenn man sich andere Platten anguckte, die auch nur noch auf halb 8 an der Decke hingen.

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Nach „Follow the Water“ und „Gravity“ sollte „Naysayer“ schließlich das letzte Lied des Abends gewesen sein. Allerdings war allen Zuschauern klar, dass die ARCHITECTS noch etwas in petto haben müssen, weshalb die Rufe nach einer Zugabe sowie mitreißende „AR-CHI-TECTS!“-Schreie schnell ertönten. Die Truppe kehrte kurz darauf unter großem Beifall noch einmal auf die Bühne zurück und spielte mit „A Match Made In Heaven“ den ersten zusätzlichen Song des Abends. Schließlich war der erwartete Moment gekommen und Sänger Sam sprach den Verlust von Tom Searle an. Mit bröckelnder Stimme suchte er noch nach den richtigen Worten, als sich das Publikum plötzlich geschlossen auf den Boden setzte und absolute Stille im Saal einkehrte. Die wohl großartigste und bewegendste Geste des Abends machte auch Eindruck auf die Band. Sänger Sam war sichtlich mitgenommen und bedankte sich bei dem Publikum für ihre Anteilnahme. „Architects is Tom Searle. Architects will always be Tom Searle“, ließ Sam die Zuschauer wissen und erzählte im gleichen Atemzug davon, wie sehr Tom Berlin geliebt habe und die Stadt als einen Höhepunkt auf jeder Tour betrachtete. Sams Lieblingstrack aus der Feder von Tom, „Gone With The Wind“, stellte um kurz vor halb 12 schließlich den Abschluss einen großartigen Auftritts der ARCHITECTS dar, der nicht nur emotionaler, sondern auch packender und ausgereifter als alles wirkte, was man von der Band bis dato live gesehen hat. Jungs, lasst euch nicht unterkriegen und macht bitte weiter!

Foto im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schäfer (Cateye Photography)

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