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Kritik: Tomorrow's Rain - "Hollow"

Zwei Jahre mussten ins Land ziehen. Zwei Jahre, in denen Tomorrow’s Rain durch die Welt tourten und unter anderem mit ...

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Zwei Jahre mussten ins Land ziehen. Zwei Jahre, in denen Tomorrow’s Rain durch die Welt tourten und unter anderem mit Bands wie Kreator, Tribulation, Rotting Christ und vielen mehr unterwegs waren. Nun ist es soweit und das Debüt-Album „Hollow“ erblickt das Licht der Welt.

Die Platte, die von Dori Bar Or in Tel Aviv produziert wurde, beinhaltet acht Songs und fährt mit einigen Gastauftritten auf. Wir konnten uns das düstere und schwere Werk vorab schon einmal anhören und wollen unseren Eindruck mit euch teilen.

Wer bei der Anzahl der Songs vielleicht anfangs etwas enttäuscht war, der kann an dieser Stelle bereits beruhigt werden, denn mit einer Gesamtlaufzeit von mehr als 50 Minuten ist das Debüt-Album definitiv ein Longplayer. Allerdings drängt sich die Frage auf, ob die Spielzeit auch mit Leben gefüllt werden kann, oder ob den Hörer ein eher zähes Musikstück erwartet.

Tomorrow’s Rain trumpfen auf „Hollow“ insbesondere mit Features auf

„Hollow“ kann sich diesbezüglich noch nicht ganz entscheiden und es kommt hier auf den Typ Hörer an. Positiv zu nennen ist, dass sich die einzelnen Songs Zeit nehmen, um ihre Geschichte zu erzählen, eine Stimmung aufzubauen und den Hörer in ihren Bann zu ziehen, so beispielsweise im ersten Song „Trees“. Dieser beginnt mit den Geräuschen von spielenden Kindern, die im Laufe des Songs ausfaden. Der mystische und schwere Vibe, der über dem Lied schwebt, wird von musikalischer Seite aus besonders durch die Gitarren und den stampfenden, zeitweise etwas trägen Beat hervorgerufen.

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Auf Seite der Vocals passen sich die tiefen, nahezu geflüsterten Gesangspassagen von Frontmann Yishai Sweartz sogleich an die Gesamtstimmung des Songs an und verstärken diese zugleich. Im Verlauf des fast acht Minuten langen Songs verzerrt sich der Gesang zunehmend und geht in growlartige Laute über, die besonders die ausdrucksstarken S-Laute nahezu entstellen. Zusätzlich wird auch die Musik härter und fordernder. So, wie der Song begonnen hat, endet er auch wieder und die Kinderlaute treten langsam in den Vordergrund und rahmen das Stück gekonnt ein.

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Mit „Fear“ zieht die Band das erste Feature an Land und bestreitet den Song gemeinsam mit My Dying Bride-Sänger Aaron Stainthorpe. Mit dem Feature schlägt gleich der gesamte Song einen deutlich doomigeren Weg ein. Der im 3/4 Takt gehaltene Song wirkt gleich von Beginn an durch die zahlreichen Bass- und Gitarren-Spuren sehr breit, allerdings keineswegs überfüllt. Die Akustikgitarre setzt darüber hinaus zusätzliche Akzente während des Gesangs.

Dieser erzählt durch die beiden Vokalisten eine Art Geschichte, die durch die beiden unterschiedlichen Stimmfarben zwischen Albtraum und Ruhe pendelt, wodurch das Stück an Vielfalt gewinnt. Auch das Aufgreifen des Hauptriffs mit unterschiedlichen Instrumenten lässt den Song von Part zu Part in einem anderen Licht erscheinen.

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„A Year I Would Like To Forget“ besitzt von Beginn an einen sehr satten Sound und nimmt sich, anders als seine Vorgänger, nicht die Zeit für einen Aufbau. Der Effekt, der auf der Gesangsspur liegt, verzerrt selbige und rundet den bedrückenden Gesamtsound ab.

Leider funktioniert dieser Effekt nicht über den gesamten Song hinweg, sodass besonders in den gesprochenen Parts ab und zu deplatziert klingt. Zusätzlich wirkt der Track trotz seiner eher kurzen Dauer von rund 4 Minuten ein Stück weit zäh und besitzt zu viele Wiederholungen. Die Steigerung des Tempos zum Ende des Stücks verfehlt ihre Wirkung, da sie an eine zu späte Position im Lied gesetzt wurde.

Den bedrohlichen Grundton nimmt die Band gleich zu „ In The Corner Of A Dead End Street“ mit. Hinzu kommt, dass man mit Gregor Mackintosh (Paradise Lost), Sakis Tolis (Rotting Christ) und Kobi Farhi (Orphaned Land) Hochkaräter der Szene mit ins Boot holen konnte. Während Sweartzs flüsternde Stimme beinahe an Rammstein-Frontmann Till Lindemann erinnert, erhält jeder der Sänger eine eigene Strophe, wodurch unterschiedlichste Einflüsse im Song vereint werden, was ausgesprochen gut funktioniert.

Die Songs „Misery Rain“ und „In the Mouth Of Madness“ besitzen zwar mit beispielsweise Jeff Loomis (Arch Enemy) eine Top-Besetzung, hinterlassen allerdings auch nach mehrmaligem Hören keinen sonderlich starken Eindruck.

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Der Titelsong „Hollow“ wird gemeinsam mit Septicflesh-Frontmann Spiros Antoniou bestritten. Auffallend ist der weibliche Gesang, welcher dem gesamten Album eine bisher unbekannte Note verleiht. Von musikalischer Seite aus wirkt das Stück allerdings teilweise repetitiv und hätte in einem schlankeren Gewand wahrscheinlich einen bleibenderen Eindruck hinterlassen.

„The Weeping Song“ setzt zum Ende des Albums hin einen weiteren, finalen Akzent. Hervorzuheben sind besonders die als Duett gespielten Gesangsparts. Diese erzeugen eine Abwechslung. Zusätzlich besitzt der chorartige Refrain einen hymnenartigen Charakter und stellt eines der Highlights des gesamten Albums dar.

Das ausgiebige Gitarrensolo nimmt durch die reduzierte Instrumente-Auswahl etwas den Drive aus dem Gesamtsong. Auch hier wäre es demnach wünschenswert gewesen, wenn auf den ein oder anderen Part verzichtet worden wäre.

Was die Positionierung des Stücks innerhalb des Albums angeht, so wäre es wünschenswert gewesen, hätte man die Lieder mit weiblichen Vocals breiter auf das Album verteilt, um eine stärkere Abwechslung hervorzurufen.

Foto: Dory Bar Or / Offizielles Pressebild zu Tomorrow’s Rain

Tomorrow's Rain News

ALBUM
Hollow
Künstler: Tomorrow's Rain

Erscheinungsdatum: 11.09.2020
Genre: ,
Label: AOP Records
Medium: CD, Vinyl

Tracklist:
  1. Trees
  2. Fear
  3. A Year I Would Like To Forget
  4. In The Corner Of A Dead End Streat
  5. Misery Rain
  6. In The Mouth Of Madness
  7. Hollow
  8. The Weaping Song
Tomorrow's Rain Hollow
Tomorrow's Rain Hollow
7.5
FAZIT
Vor Release von „Hollow“ sagte Tomorrow’s Rain-Sänger Yishai Sweartz, dass die Band versucht habe, das Album zu kreieren, welches sie als Fans mögen würden. Durch die Vielzahl an Features ist Ihnen das sicherlich auch gelungen, allerdings stellt sich auch nach dem Album die Frage, wie denn nun der Sound der Band ist

Gerade mal zwei Songs des Longplayers besitzen kein Feature. Fans der Genre werden sich über ein vielseitiges und atmosphärisch-ausschweifendes Album freuen, welches sich Zeit nimmt, authentisch klingt und zusätzlich zwischen ausdrucksstarken Gitarrensoli und bedrückender Schwere pendelt. Nicht jedem wird die Länge der Songs zusagen, da an der ein oder anderen Stelle Riffs repetitiv und Parts zäh wirken; vielseitig ist das gute Stück aber allemal.

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