Review

Hardcore

Kritik: Stick To Your Guns - "The Meaning Remains" (EP)

Wenn die aktuelle Situation uns beinahe dazu zwingt, dass wir uns mit uns selbst beschäftigen, zur Ruhe kommen und uns ...

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Wenn die aktuelle Situation uns beinahe dazu zwingt, dass wir uns mit uns selbst beschäftigen, zur Ruhe kommen und uns neu erfahren, wieso dann nicht auch gleich den passenden Soundtrack dazu liefern? Mit „The Meaning Remains“ bringen die Herren von Stick To Your Guns eine Akustik-EP auf den Markt, die eigene Stücke neu interpretiert und in ein neues Gewand kleidet. Wie das Ganze klingt und ob das neue Gewand passt, das erfahrt ihr in unserer Review.

Stick To Your Guns werden ruhig

Dass Stick To Your Guns auch ruhigere Töne anschlagen, dürfte den meisten Fans der Band vertraut sein, ist ein Akustik-Part mittlerweile beinahe fester Bestandteil des Live-Sets der Jungs aus Kalifornien. Besonders Frontmann Jesse Barnett zeigt mit seinen weiteren musikalischen Projekten Trade Wind und Ways Away, dass seine kreative Ausdrucksweise über das Shouten hinaus geht.

„Für uns als Band gehen Wut und Frieden, Krach und Ruhe Hand in Hand. Beide extreme Pole sind Werkzeuge, von denen wir glauben. dass sie notwendig sind, um unsere Botschaft zu transportieren.“

Amber

Der erste Song, „Amber“, ist einer der großen Klassiker der Band und überzeugt in der Regel durch seinen brutal-aggressiven und eingängigen Sound. Auf „The Meaning Remains“ wird er mit zweistimmig spielenden Gitarren sehr ruhig interpretiert. Darüber hinaus wirken die Vocals durch ihre zurückhaltende und beinahe schüchterne Art und Weise gleichermaßen dezent, als auch eingängig und messerscharf.

Die zweistimmigen Parts, sowie der Refrain werden dann allerdings doch musikalisch breiter, hinterlassen jedoch trotz allem ein verletzliches Gefühl. Was auffällt ist, dass der Verzicht auf Shouts gesanglich deutlich mehr Möglichkeiten liefert und somit beispielsweise das minimal gehaltene Setup und das Fehlen von Schlaginstrumenten nicht auffällt.

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Nobody

Mit „Nobody“ gehen Stick To Your Guns einen etwas anderen Weg. Das Anschlagsmuster der Gitarre geht in eine beinahe Country-artige Richtung, was dem Song nicht sonderlich gut steht. Es wirkt vielmehr so, als würde der Gesangstext in den Gitarrenanschlag gepresst werden. Der Song verliert dadurch ein Stück weit seine musikalische Leichtigkeit, was zum Stirnrunzeln führt.

Forgiveness Of Self

Der Song, der in seiner Ursprungsfassung ohnehin ruhige Parts besitzt und darüber hinaus nicht ausschließlich geshoutet wird, erhält durch die gepickten Akkorde noch einmal eine emotionale Aufladung. Der kraftvoll gesungene Refrain bricht mit dem verletzlichen Sound der Strophe und spendet Kraft, treibt voran und bringt die Vielfalt in den Track.

Definitiv das Highlight von „The Meaning Remains“. Darüber hinaus wirkt er durch das Privatkonzert-/Live-Feeling noch einmal persönlicher. Es ist beinahe so, als würden Stick To Your Guns im eigenen Wohnzimmer spielen.

Take On Me

Ihr habt richtig gelesen! Mit „Take On Me“ bringt die Band den A-HA-Klassiker in den akustischen Hardcore. Darüber hinaus wird das Thema des Songs mit einem Saxophon dargeboten, welches darüber hinaus an der ein oder anderen Stelle durch einen Solo-Part für Auflockerung sorgt. Auflockerung ist das passende Stichwort, denn „Take On Me“ wird locker, beschwingt. Den Spaß, den die Band darüber hinaus bei diesem Cover hat, merkt man in jeder einzelnen Zeile.

Da ist es durchaus zu verzeihen, dass Jesse Barnett zwar die hohen Töne des Refrains trifft, von der Intensität allerdings nicht an die Wirkung eines Morten Harket rankommt. Das Highlight des Songs ist ohne Zweifel das Spiel mit unterschiedlichem Hall in den mehrstimmigen Parts des Songs, diese bringen eine Tiefe in den sonst eher stringenten Track.

Beitragsfoto im Auftrag von MoreCore.de: Karoline Schaefer (Cat Eye Photography)

ALBUM
The Meaning Remains (EP)
Künstler: Stick To Your Guns

Erscheinungsdatum: 18.02.2021
Genre:
Label: End Hits Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Amber
  2. Nobody
  3. Forgiveness Of Self
  4. Take On Me
Stick To Your Guns The Meaning Remains
Stick To Your Guns The Meaning Remains
8
FAZIT
Mit „The Meaning Remains“ schaffen es Stick To Your Guns ihre eigenen Songs in ein neues Gewand zu kleiden. Die Intensität der Texte leidet darunter nicht, sodass der Titel der EP definitiv zutrifft. An der ein oder anderen Stelle wirkt die Interpretationsweise hingegen zu gewollt, wodurch der Ursprungstrack, der bei jedem STYG-Fan im Ohr sein sollte, entfremdet wirkt. Mit dem A-HA-Cover sieht es so aus, als hätte sich die Band damit einen eigenen kleinen Wunsch erfüllt, der Song ist gut anzuhören, reicht allerdings im direkten Vergleich nicht an das Original ran, was aber wahrscheinlich auch gar nicht das Ziel war. Wir freuen uns darauf hoffentlich bald neue Songs der Band zu hören - vielleicht ja auch noch mehr akustische Tracks?