Review
Hardcore
Kritik: Nasty - "Heartbreak Criminals"
Mit dem einschlägigen Slogan „Fucked up music for a fucked up world“ melden sich die Herren von Nasty nach drei ...
VON
Kevin Postir
AM 03/09/2023
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Mit dem einschlägigen Slogan „Fucked up music for a fucked up world“ melden sich die Herren von Nasty nach drei Jahren wieder zu Wort. Auf das 2020 erschienene „Menace“ folgt am 08. September 2023 das neue Album „Heartbreak Criminals“. Was sich die Gruppe beim nunmehr neunten Album der Bandhistorie gedacht hat und welche Überraschungen die Platte mit sich bringt, das erfahrt ihr brühwarm in unserer Review.
Nasty bewegen sich zwischen Throwback und unbekannten Gefilden
Doch wofür stehen Nasty eigentlich? Sind es schallernde Breakdowns, feinster Beatdown, eine angepisste „Fuck Off“-Attitüde? Sehr wahrscheinlich eine Kombination all dieser Faktoren. Genau diesen Grundton bringt die deutsch-belgische Band nach einem spannungsgeladenen Intro in die Ohren der Hörenden. „Roses“ nimmt den Vibe des Intros auf und überzeugt sogleich mit einem akkuraten Breakdown, der sich gewaschen hat. Besonders die dichten Drums verleihen dem Song eine extra Portion Tightness. Darüber hinaus sticht der C-Teil in „Roses“ hervor, da er durch den Double-Time Rhythmus die anfängliche Schwere ausgleicht und einen gelungenen Kontrast zu selbiger darstellt.
Es ist äußerst schwierig, das Grundgefühl und die Ästhetik auf „Heartbreak Criminals“ zu greifen. So ist es auf der einen Seite ein starker Retro-Einfluss, der primär visuell stattfindet. Hier ist nicht nur das Merchandise zu nennen, auch das Video zu „Reality Check“ springt auf diesen Zug auf. Musikalisch bringen Nasty hier ihre aggressive, gradlinige Seite zum Vorschein. Sei es durch gesangliche Solo-Parts, die in ihrer Härte für einen Adrenalin-Schub sorgen, oder der schmutzige Hardcore-Sound, der besonders durch Groupshouts und Sirenen an Stimmung gewinnt. Ähnlich verhält es sich bei Tracks wie „Total Domination“, der mit seinen knapp 60 Sekunden Spielzeit auf dem Papier kurz wirkt, in der Realität allerdings die optimale Länge besitzt, oder auch „Don’t Play With Fire“, dem Nasty neben seiner Härte auch eine ordentliche Portion Groove verleihen.
Und dann beweist die Band eine Qualität, die bisher vornehmlich verborgen blieb. Auf „Hearbreak Criminals“, dem Titeltrack des Albums, wartet nicht nur ein gnadenlos gradliniges Riff, Sänger Matthi überzeugt auch mit cleanen Vocals. Darin stellt der Frontmann sein gesangliches Talent unter beweis und macht den Song darüber hinaus zu einem der Highlights der Platte. Ähnlich verhält es sich mit „Kiss From A Rose“. Zu den cleanen Vocals gesellt sich in Nuancen ein Hip Hop-Vibe, der zu Teilen in Richtung Deez Nuts geht. Nasty beweisen hier eine Vielfalt, die sowohl für die Band, als auch für das gesamte Genre neu ist und Maßstäbe setzt.
Alte Songs und ungewollte Vergleiche
Neben den elf neuen Songs auf Heartbreak Criminals schließen Nasty mit zwei alten bekannten. Die letzten beiden Stücke des Albums sind Neuauflagen von „Declaring War“ und „Chaos“. Beide Tracks erschienen 2012 auf „Declaring War (Redux)“ und dürften Fans der ersten Stunde in ihrer Neuauflage überzeugen. Im Vergleich zu den neuen Liedern schwächeln die beiden Evergreens allerdings und verdeutlichen darüber hinaus die Genese der Band.
So sind es Stücke wie „Resurrection“ oder „911“, die einen frischen, modernen Sound besitzen, die optimale Länge und Intensität aufweisen und die eigentlichen Nasty von 2023 symbolisieren. „Declaring War“ und „Chaos“ hingegen wirken zwar aufpoliert und hochwertiger produziert, weisen allerdings auch gewisse Längen und Monotonie auf. Das Ganze tut dem Gesamtkonzept von „Heartbreak Criminals“ allerdings keinen Abbruch. Ein absolut hörenswertes Album!
Foto: Jara Reker / Offizielles Pressebild
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