
Review
Metalcore
Kritik: KNOSIS - "GENKNOSIS"
Das Chaos hat einen Namen.
VON
Lisa Kaiser
AM 27/07/2025
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Am 01. August 2025 setzt Sänger Ryo Kinoshita mit seinem jüngsten Projekt KNOSIS einen neuen Meilenstein. „GENKNOSIS“ – das Debütalbum der japanischen Metalcore-Band – steht nämlich in den Startlöchern. Was euch auf dem Erstlingswerk des ehemaligen Crystal-Lake-Sängers erwartet, erfahrt ihr in dieser Rezension. Let’s go!
Chaos mit Wiedererkennungswert
Vor allem „alteingesessene“ Fans, die KNOSIS bereits seit der Gründung im Jahr 2022 verfolgen, dürften wenig überrascht von der „GENKNOSIS“-Tracklist sein. Von den insgesamt zehn Songs wurden neun bereits vorab veröffentlicht. So ist der energiegeladene Mittelteil des Albums stark von der Debüt-EP „The Shattering“ geprägt. Während die Titel 2023 noch in den japanischen Schriftzeichen Kanji geschrieben wurden, passen sich „SEISAI“, „KURUIBI“ und „IMI ONI“ nun dem Stil des Albums an und sind auch international leserlich. Neu aufgelegt verlieren diese drei Tracks aber nichts von ihrer ursprünglichen Energie. Mit einer Kombination aus Metalcore und Hardcore, Rap und Deftones-ähnlichen Refrains sowie mitreißenden Breakdowns schaffen KNOSIS ein Chaos, das Spaß macht. Doch passt dieses zum Rest des Albums?
Bekannte Tracks als Bindeglied
Die Antwort: Jein. Ryo Kinoshita und Yosh Morita versuchen zumindest, eine Brücke zwischen ihrem chaotischen Debüt-Sound und den neueren Tracks herzustellen. So findet sich auch die Single „FUHAI“ auf dem Langspieler der japanischen Musiker wieder. Der Track erschien erstmals 2024 und besiegelte den Eintritt bei SharpTone Records. Soundtechnisch greift er die Energie aus den Anfängen der Band auf – ja, bei „FUHAI“ handelt es sich wahrscheinlich um den Track mit dem größten Live-Potenzial. Die sich wiederholenden Lyrics lassen den Refrain eingängig wirken und laden zum Mitshouten ein. Besonders lässt den Track allerdings erst Screamerin Yukina von der Metalcore-Band Hanabie. klingen. Die düsteren Rap-Strophen gehen Hand in Hand mit „IMI ONI“ und schaffen ein wenig Stabilität in dieser aufgescheuchten Chaoswolke.
Eine ähnliche Verbindung versucht „YAKUSAI“ herzustellen. Der erstmals auf der EP „The Eternal Doom“ erschienene Track passt mit seinen schnellen Hardcore-Beats gerade noch zu den bereits erwähnten Songs, wirkt durch seinen melodischen Refrain allerdings deutlich sauberer. Ein wichtiges Attribut, wenn man einen Blick auf das letzte Drittel von „GENKNOSIS“ wirft.
Ein Ende, das nicht passt?
„DOKUNUMA“, „TANEBI“ und „ANGEISU“ beenden das Erstlingswerk, hinterlassen uns als Hörer:innen aber vor allem verdutzt. Die ersten beiden Songs wurden dieses Jahr als Singles ausgekoppelt. Es dürfte demnach nicht überraschen, dass KNOSIS einen neuen Sound anschlagen. Und doch klingen die melodischen Tracks – nach dem wilden Ritt aus schnellen Beats und Deathcore-ähnlichen Breakdowns – beinah langatmig. Allerdings wäre es irgendwie unfair, die drei Schlusslichter einfach so abzustempeln. Immerhin markieren sie doch den Sound, der „GENKNOSIS“ eigentlich ausmacht.
„DOKUNUMA“ startet zur Abwechslung ruhig, entfaltet sich in einem hymnischen Singalong-Refrain und überrascht mit pop-punkigen Strophen. Die groovige Bridge zählt zwar zu den härteren Momenten des Songs, bleibt im Albumkontext aber vergleichsweise sanft. „TANEBI“ wirkt träumerisch, setzt auf emotionalen Cleangesang und melodischen Metalcore. Mit „ANGEISU“ – dem einzig unveröffentlichten Track – endet das Album leise, fast zerbrechlich. Der poppig-synthetische Sound und die Zeile „I’m trapped in my head“ deuten an, dass Kinoshita persönliche Themen verarbeitet – möglicherweise auch seine psychische Erkrankung, wegen der er Crystal Lake verlassen hat.
Gibt man den drei Tracks ihren eigenen Raum, wirken sie rund und dürften vor allem Fans des modernen Metalcores zum Zappeln bringen. Doch im großen Bild erscheinen sie fehlplatziert – das können auch die Eröffnungstracks „GENKNOSIS“ und „SHINMON“ nicht retten.
Foto: Knosis / Offizielles Pressebild
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