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Review

Mathcore Metalcore Post-Hardcore

Kritik: Kaonashi - "I Want To Go Home"

Der Soundtrack für den düsteren Heimweg.

VON

Der Mensch neigt dazu, alles in Schubladen stecken zu wollen, vor allem im Bereich Musik. Aber genau das lassen Kaonashi nicht zu. Ihr neuestes Album „I Want To Go Home“ passt in kein Genre, denn es kommt mit vielen überraschenden Wendungen daher. Das kann polarisieren und bei vielen Menschen zu Abneigung führen, darüber ist sich die Band im Klaren, wie Sänger und Shouter Peter Rono zugibt. Aber Kaonashi ziehen es trotzdem durch, denn laut dem Sänger mögen sie Gegensätze und wollen es gar nicht anders haben.

Nach heftigem Start treten Kaonashi auf die Bremse

Nach den ersten beiden Tracks, die im Metalcore-Stil gehalten sind und bei denen das für die Band typische hochfrequentige Screaming für ständige innere Unruhe und mächtig Schaudern sorgt, stellt man sich als Hörer:in auf eine sehr unbequeme und düstere Fahrt nach Hause ein. Aber umso erleichterter ist man, wenn die ersten Töne von „Extra Prayers“, ertönen, denn plötzlich erklingt wohliges Gitarrenzupfen wie im besten 90er Alternative-Stil. Zusammen mit dem durch einen Verzerrer gejagten Sprechgesang kommen eher Assoziationen zu Nada Surf auf. Damit sorgen Kaonashi – der japanische Name des Charakters „Ohngesicht“ aus dem Oscar-prämierten Animefilm „Chihiros Reise ins Zauberland“ – für ein Durch- und vor allem Aufatmen.

Dieses Wechselbad der Gefühle zieht sich durch den kompletten zweiten Longplayer des Trios aus New York. Auch mit technischen Komponenten sorgen Kaonashi dafür, dass es niemals langweilig wird. Das zeigt vor allem der Song „J.A.M.I.E.“, bei dem Anthony Green (L.S. Dunes, Saosin) mit von der Partie ist und den Gesangspart übernimmt. Es ist insgesamt eher ein ruhiger Song, bei dem es „I can’t believe what I’m seeing“ im Refrain heißt, aber es ist eher so, dass man kaum glauben kann, was man da gerade hört. Es ist vielleicht das skurrilste Ende eines Songs in der Musikgeschichte, denn er bricht geradezu zusammen, er geht quasi kaputt.

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Keine Kategorisierung möglich

Mit „When I say“, das sofort heraussticht und für das auch bereits ein Musikvideo produziert wurde, und „Fly on the Wall“ gibt es auch zwei Post-Hardcore-Nummern auf dem Album, die zwar mit einer gescreamten Strophe und einem gesungenen Refrain einem vielfach erprobten und für gut befundenen Plan folgen, jedoch durchaus gefallen. Aber Kaonashi lassen es erst gar nicht zu, dass sich wohlige Stimmung etabliert. Sobald man glaubt, die Band nun irgendwie kategorisieren zu können, liefern sie etwas völlig anderes und reißen damit alles ein, was sie vorher aufgebaut haben. Das passiert ihnen aber nicht aus Versehen, sondern sie wollen genau das.

Erwähnenswert ist auf jeden Fall noch „Elephant in the Room“, mit dem Kaonashi dem Hardcore der 90er Jahre huldigen und ihn sorgsam in die Gegenwart tragen. Für den Abschluss hat die Band noch einen über zwölf Minuten langen Dreiteiler parat, mit dem Namen „The Sanguine“, mit jeweils den römischen Zahlen 1 bis 3 dahinter. Alle drei Songs haben jeweils einen anderen Untertitel, aber zeigen noch mal eindrucksvoll den Hang der Band zu schrägen Tönen. Insgesamt ist das Album nicht sehr breit produziert. Eine Gitarre, Schlagzeug und Bass reichen aus für einen richtig guten Sound. Und hat man es geschafft, diese wilde Fahrt aus ständigem Tempowechsel und überraschendem Genremix durchzustehen, fühlt man sich unbehaglich und man möchte sofort nach Hause.

Foto: Dazey Doom / Offizielles Pressebild

Kaonashi News

ALBUM
I Want To Go Home
Künstler: Kaonashi

Erscheinungsdatum: 06.06.2025
Genre: ,
Label: Equal Vision Records
Medium: Streaming, CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Confusion In A Car Crash
  2. Fairmount Park After Dark
  3. Extra Prayers
  4. When I Say
  5. J.A.M.I.E.
  6. Red Sink, Yellow Teeth
  7. Slower Forms Of Suicide
  8. Fly On The Wall (An Orange Sidewalk Paved Around Your Feet)
  9. Elephant In The Room (If You Can Keep A Secret)
  10. The Sanguine I: Nevermind, Narcissist
  11. The Sanguine II: Misguided Malice
  12. The Sanguine III: Auditorium Annihilation
  13. The Sanguine IV: Exit Pt. VII (The Confession Of Classroom 2114)
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FAZIT
Wenn Knocked Loose und Tiny Moving Parts für eine Woche zusammen ins Studio gesteckt würden, käme wahrscheinlich „I Want To Go Home“ dabei heraus. Kaonashi machen es niemandem leicht mit ihrem neuen Album, aber die ruhigeren Songs bieten immer wieder eine willkommene Abwechslung, bevor es zu anstrengend wird. Jeder Song wirkt wie ein Kunstwerk, denn Kaonashi sind genauso experimentiell wie The Fall of Troy. Stilistisch kommen auch Vergleiche zu From Autumn To Ashes oder Underoath auf. Dabei hat die Band es allerdings geschafft, eine eigene musikalische Identität zu entwickeln. Das ist insgesamt sehr spannend, aber gleichzeitig auch sehr fordernd. Kaonashi muss man wollen.